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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

CAFOGES – Klimaneutralität im Gesundheitswesen: fallstudiengestützte Carbon-footprint-Bewertung eines Universitätsklinikums nach ‚Greenhouse Gas Protocol‘

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Andy Maun - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • Leonard Terres - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • Johanna Ellensohn - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • Ran Liu - Öko-Institut Freiburg e.V., Bereich Produkte & Stoffströme, Freiburg, Deutschland
  • Andreas Ralf Köhler - Öko-Institut Freiburg e.V., Bereich Produkte & Stoffströme, Freiburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-23-03

doi: 10.3205/23degam133, urn:nbn:de:0183-23degam1338

Veröffentlicht: 27. September 2023

© 2023 Maun et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Der Gesundheitssektor ist in Deutschland nach WHO-Schätzungen für 6,7% der gesamten Treibhausgasemissionen des Landes verantwortlich. Das Greenhouse Gas Protocol (GHGP), ein transnationales Rahmenwerk für Berechnungen des Carbon Footprints, hat im Gesundheitswesen keine breite Anwendung gefunden. Das Projekt CAFOGES (Carbon Footprint im Gesundheitswesen) setzt hier als Fallstudie am Universitätsklinikum Freiburg (UKF) an.

Fragestellung: Wie kann eine GHGP-konforme Bilanzierung mit Hilfe eines Open-Access-Tools an Kliniken durchgeführt werden? Wie hoch sind die CO2-Emissionen eines Universitätsklinikums im Regelbetrieb? Welche Hotspots, Einflussfaktoren sowie Reduktionsmaßnahmen sind erkennbar?

Methoden: Entsprechend des GHGP wurden alle verfügbaren Daten zu direkten und indirekten Emissionsquellen des UKFs für das Jahr 2019 ermittelt. Unter Federführung des Projektpartners Öko-Instituts e.V. wurde gemeinsam ein Excel-Tool zur eigenständigen CO2-Bilanzierung in Kliniken entwickelt. In den Fokusbereichen Medizinprodukte/Pharmaka, wurden neben Literaturrecherchen die wichtigsten Herstellerfirmen zu CO2-Emissionswerten der Produkte angefragt.

Ergebnisse: Nach GHGP konnte eine Gesamtemission von 144.737 t CO2e errechnet werden. Nach Exklusion des Energieexports an Dritte durch das klinikeigene Heizkraftwerk und der Forschungs- und Lehrbereiche, wurden Emissionen in Höhe von 104.012 t CO2e für den laufenden Klinikbetrieb errechnet, wobei die größten Anteile im Bereich Energieverbrauch, Pharmaka und medizinische Verbrauchsmaterialien lagen. Direkte Angaben von Herstellern im Bereich Medizinprodukte/Pharmaka waren nur sehr schwer zu ermitteln. Der CO2-Rechner ist als eines der ersten Tools frei verfügbar.

Diskussion: Weitere Forschung und Maßnahmen sind notwendig, um detaillierte Analysen durchzuführen und längerfristige Veränderungen anzustoßen, (u.a. Verpflichtung zur Emissionstransparenz bei Herstellerfirmen). Der CO2-Rechner wird zur besseren Vergleichbarkeit zwischen Kliniken in eine nationale Initiative integriert, wobei die Entwicklung von einheitlichen Benchmarks notwendig werden wird.

Take Home Message für die Praxis: Ein erster Schritt in Richtung Transformation ist die Nutzung von vergleichbaren Treibhausgas-Bilanzen, die eine Grundlage für lokale Nachhaltigkeitsarbeit darstellen. Weitere verbindliche politische Maßnahmen sind notwendig, um den Transformationsprozess zu unterstützen und zu beschleunigen.