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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Symptom- und Problemcluster von erwachsenen Patient:innen in der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung in Deutschland – eine diagnosebezogene Faktorenanalyse

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Daniela Gesell - Klinikum der Universität München, LMU München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Deutschland
  • Farina Hodiamont - Klinikum der Universität München, LMU München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Deutschland
  • Julia Wikert - Klinikum der Universität München, LMU München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Deutschland
  • Eva Lehmann-Emele - Klinikum der Universität München, LMU München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Deutschland; Georg-August-Universität, Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland
  • Claudia Bausewein - Klinikum der Universität München, LMU München, Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, München, Deutschland
  • Friedemann Nauck - Georg-August-Universität, Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland
  • Maximiliane Jansky - Georg-August-Universität, Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-23-02

doi: 10.3205/23degam132, urn:nbn:de:0183-23degam1329

Veröffentlicht: 27. September 2023

© 2023 Gesell et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) hat die Verbesserung und Erhaltung der Lebensqualität von Palliativpatient:innen zum Ziel. Über Unterschiede in der Symptombelastung onkologischer und nicht-onkologischer Patient:innen ist bisher wenig bekannt.

Fragestellung: Ziel war es, die Prävalenz der körperlichen Symptombelastung und psychosozialen Probleme erwachsener SAPV-Patient:innen zu ermitteln und das Vorliegen von diagnosebezogenen Symptomclustern zu untersuchen.

Methoden: Sekundärdatenanalyse einer prospektiven, multizentrischen Querschnittstudie zur Komplexität von Palliativpatient:innen. Deskriptive Statistik zur körperlichen und psychosozialen Belastung, eingeschätzt mittels Integrated Palliative care Outcome Skala zu Beginn einer Versorgungsepisode. Explorative und konfirmatorische Faktorenanalysen zur Identifizierung von Symptom- und Problemclustern.

Ergebnisse: Von 778 Episoden aus neun SAPV-Teams lag bei 212/778 (27,2%) eine nicht-onkologische Diagnose zugrunde. 404 (51,9%) Patient:innen waren weiblich. Das Durchschnittsalter der nicht-onkologischen Gruppe war 9 Jahre höher (81,6 vs. 72,9 Jahre), die Dauer einer Episode durchschnittlich 4,5 Tage kürzer als die der onkologischen Gruppe (15,3 vs. 19,8 Tage). Bei nicht-onkologischen Erkrankungen hatte die Belastung durch eingeschränkte Mobilität (194/211; 91,9%) die höchste Prävalenz, mit signifikanten Unterschieden (χ²(1)=8.145, p=.004; onkologisch: 472/562; 84,0%). Bei onkologischen Erkrankungen hatte Schwäche die höchste Prävalenz (522/565; 92,4%). Bei 86/212 (40,6%) nicht-onkologischer und bei 72/566 (12,7%) onkologischer Episoden lagen mehr als fünf mindestens stark belastende Symptome oder Probleme vor (χ²(2)=4.703, p=.095). Es wurden zwei Symptomcluster (psychosozial und körperlich) für die nicht-onkologische und drei (psychosozial, körperlich und praktisch) für die onkologische Gruppe identifiziert. In der nicht-onkologischen Gruppe wiesen durchschnittlich mehr Patient:innen mindestens ein Symptomcluster auf (83/212; 39,2% vs. onkologisch: 172/566; 30,4%).

Diskussion: Nicht-onkologisch erkrankte Patient:innen waren stärker von Symptomen und Clustern betroffen bei gleichzeitig kürzerer Episodendauer, wohingegen Patien:innen mit onkologischen Erkrankungen ein zusätzliches Cluster mit praktischen Problemen aufwiesen. Dies deutet auf die hohe Relevanz der Versorgungsorganisation als wichtigen Teil der SAPV hin.

Take Home Message für die Praxis: Die Berücksichtigung der diagnosebezogenen, unterschiedlich zueinander in Beziehung stehenden Symptome kann die Versorgungsplanung in der SAPV unterstützen.