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Interprofessionelle Zusammenarbeit in der Häuslichkeit: Perspektiven von Personen mit Pflegebedarf, ihrer An-/Zugehörigen, Pflegefachpersonen, Hausärzt:innen sowie Ergo-, Physiotherapeut:innen und Logopäd:innen, Ergebnisse der qualitativen Auswertung in ‚interprof HOME‘
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Hintergrund: In Deutschland werden 1 Millionen Personen mit Pflegebedarf von 15.400 ambulanten Pflegediensten versorgt. In der häufig komplexen häuslichen Versorgung ist die interprofessionelle Zusammenarbeit oft unzureichend, was die Sicherheit der Patient:innen negativ beeinflussen kann. Aktuell erfolgen ca. 50% der Krankenhausaufnahmen in dieser Personengruppe auf Grund „ambulant-sensitiver“ Diagnosen. Im Projekt interprof HOME wird ein interprofessionelles, personenzentriertes Versorgungskonzept für die häusliche Versorgung von Personen mit Pflegebedarf entwickelt. Der Fragestellung der vorliegenden Arbeit wurde im Rahmen des Arbeitspaketes 2 (Exploration des Feldes) nachgegangen.
Fragestellung: Wie nehmen Personen mit Pflegebedarf, An- /Zugehörige, Pflegefachpersonen, Hausärzt:innen und Therapeut:innen die Zusammenarbeit in der ambulanten Versorgung wahr?
Methoden: Es wurden leitfadengestützte Einzelinterviews mit 20 Personen mit Pflegebedarf und 21 An-/Zugehörigen sowie insgesamt 9 monoprofessionelle Fokusgruppen mit Pflegefachpersonen (n=19), Hausärzt:innen (n=14) und Therapeut:innen (n=20) geführt und inhaltsanalytisch nach Kuckartz ausgewertet.
Ergebnisse: Zusammenarbeit zwischen den professionellen Versorger:innen findet in geringem Umfang und meist auf organisatorischer Ebene, z.B. zu Terminabsprachen statt. Eine Kontaktaufnahme sowie ein Informationsaustausch erfolgen häufig anlassbezogen und aufgrund von Eigeninitiative. Interprofessionelle persönliche Begegnungen, feste Vereinbarungen und fixe Ansprechpersonen kommen eher selten vor. Diese werden, wenn sie installiert sind, von den Beteiligten oft als sehr bereichernd empfunden. Mangelnde gegenseitige Erreichbarkeit, fehlende Zeit und Bezahlung für Zusammenarbeit behindern die Arbeitsbeziehungen untereinander, wohingegen persönliche Bekanntschaft und gegenseitiges Vertrauen förderlich ist.
Diskussion: Der aktuelle Stand sowie Ansätze für eine Verbesserung der Zusammenarbeit aus der Perspektive der beteiligten Personengruppen konnten umfassend exploriert werden. Die Erkenntnisse bildeten die Basis für die Durchführung von gemischten Fokusgruppen, in denen Ideen für das Versorgungskonzept interprof HOME sowie erste Ansätze für die Implementierung entwickelt wurden.
Take Home Message für die Praxis: Eine interprofessionelle Zusammenarbeit in der häuslichen Versorgung von Personen mit Pflegebedarf findet nicht regelhaft statt. Bereits wenige persönliche Begegnungen sowie verbindliche Absprachen werden als positiv und die Versorgung verbessernd angesehen.