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Rekrutierungsstrategien und Ergebnisse bei der Gewinnung von Hausarztpraxen für ein Forschungsprojekt mit elektronischen Behandlungsdaten (RADARplus)
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Hintergrund: Die Rekrutierung von Hausarztpraxen stellt „einen bedeutsamen Teil allgemeinmedizinischer Forschung dar“ [1] und wird als herausfordernd [2], langwierig und frustrierend [3] wahrgenommen. Wir berichten über Rekrutierungsstrategien und Ergebnisse bei der Gewinnung von 20 Hausarztpraxen für das Forschungsprojekt RADARplus, welches elektronische Behandlungsdaten von Patient:innen aus Hausarztpraxen für die Forschung nutzbar macht. Der Praxisaufwand beschränkte sich auf die Ansprache, Information und den Erhalt von Patienteneinwilligungen.
Fragestellung: Wie viele Hausärzt:innen können mit verschiedenen Rekrutierungsstrategien für die Teilnahme an der Forschung mit elektronischen Behandlungsdaten gewonnen werden?
Methoden: Von 12/2020 bis 02/2023 wurde eine multifaktorielle Rekrutierungsstrategie genutzt. Auf fünf postalischen Wegen wurden 794 Hausärzt:innen aus elf Landkreisen in Niedersachsen, Nord-Hessen und Thüringen eingeladen: 775 Postwurfsendungen in drei Wellen, 12 Einladungen mit Peer-Recruiting, 24 Einladungen mit Tandemrekrutierung über ein zweites Forschungsprojekt, 7 Kaltakquiseversuche und 21 Einladungen an ein Praxisnetz. Auf vier nicht-postalischen Wegen wurden in Newslettern für je 180 Lehrärzt:innen, in einer Anzeige einer regionalen Tageszeitung, im Niedersächsischen Ärzteblatt und auf dem Tag der Allgemeinmedizin 2022 in Göttingen um die Teilnahme von Hausärzt:innen geworben.
Ergebnisse: 13 Hausärzt:innen konnten für das Projekt gewonnen werden (10 adhärent bis Projektende). Die Antwortquote für postalische Einladungen lag bei 8,8% (70 Antworten), davon 58 Ablehnungen (83%) und 12 Zusagen (17%). In 16 Antworten wurden als Ablehnungsgrund elfmal „keine Zeit“ und fünfmal „keine Ressourcen“ genannt. Auf den nicht-postalischen Wegen konnte nur ein Hausarzt mit Newslettern gewonnen werden.
Diskussion: Die Erfolgsquote für die Gewinnung von Hausärzt:innen für ein Forschungsprojekt mit elektronischen Behandlungsdaten liegt mit 1,6% unterhalb der Literaturangaben (3…4% in [1]). Postalische Einladungen mit aussagekräftigen Inhalten haben maßgeblich zur Gewinnung von Hausärzt:innen beigetragen. Die genannten Ablehnungsgründe („keine Zeit“, „keine Ressourcen“) sind wegen der geringen Antwortquote nicht aussagekräftig.
Take Home Message für die Praxis: Forschende und Hausärzt:innen müssen untersuchen, wie mehr Hausärzt:innen für solche Forschungsprojekte gewonnen werden können.
DFG-Förderung: HU 1587/2-2, RI 1000/7-2, HO 1937/7-2, YA 191/8-2, KR-1093/10-2. Literaturquellen [1-3] auf Anfrage.