gms | German Medical Science

57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Wahrnehmung der Auswirkungen des Klimawandels in der Primärversorgung in Deutschland

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Nicola Alexandra Litke - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Regina Poß-Doering - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Valeska Fehrer - Universitätsklinikum Heidelberg, Poliklinik für Zahnerhaltungskunde, Heidelberg, Deutschland
  • Stephanie Kümmel - aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Deutschland
  • Martina Köppen - aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Deutschland
  • Joachim Szecsenyi - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Michel Wensing - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-20-04

doi: 10.3205/23degam116, urn:nbn:de:0183-23degam1166

Veröffentlicht: 27. September 2023

© 2023 Litke et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Auswirkungen des Klimawandels haben starken Einfluss auf die Gesundheit. Primärärztliche Praxen sind oft die erste Anlaufstelle für vulnerable Patient: innengruppen und es ist somit unerlässlich, die Klimaresilienz dieser Gesundheitseinrichtungen zu fördern, um die Behandlungsqualität auch in Krisensituationen wie Hitzewellen zu gewährleisten. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist dabei „Awareness“ für die Thematik.

Fragestellung: Wie schätzen Mitarbeitende primärärztlicher Praxen in Deutschland Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit der Bevölkerung ein?

Methoden: Im Rahmen des Projektes RESILARE wurden im Herbst 2021 semistrukturierte Interviews und Fokusgruppen mit verschiedenen Stakeholdern der primärärztlichen Versorgung durchgeführt.

Ergebnisse: Es wurden 26 Interviews und 2 Fokusgruppen mit insgesamt n=40 Expert:innen durchgeführt. Als prominenteste Auswirkung des Klimawandels auf die Primärversorgung wurde insbesondere das Auftreten von Hitzewellen gesehen. Hierbei wurden teilweise starke Einschränkungen für die Versorgung wahrgenommen beispielsweise Geräteausfälle, Praxisschließungen, erhöhter Terminausfall mit wirtschaftlichen Einschränkungen sowie verschlechterte Patient:innenoutcomes nach ambulanten OPs. Gleichzeitig wurde auch dargelegt, dass das Thema Klimawandel generell noch keine prominente Rolle in der primärärztlichen Versorgung spiele. Einige Teilnehmende erwähnten, dass sie durch hohe Arbeitsbelastung keinen Raum fanden, über Folgen des Klimawandels für die Primärversorgung nachzudenken. Als Problemlösungsstrategie bei Hitzewellen wurde primär die Nutzung einer (klimaschädlichen) Klimaanlage genannt. Eine weitere mögliche Strategie wurde in der Umstrukturierung von Praxisabläufen gesehen, etwa durch Verschieben der Behandlungszeiten in den Morgen oder Abend.

Diskussion: Bewusstsein und Wissen hinsichtlich gesundheitlicher Folgen des Klimawandels können sich zwischenzeitlich zwar geändert haben, sollten in primärärztlichen Praxen jedoch kontinuierlich gefördert werden, um diese auf potentiell anstehende Krisensituationen vorbereiten und deren Klimaresilienz langfristig stärken zu können.

Take Home Message für die Praxis: Klimawandelauswirkungen beeinflussen den Praxisalltag und gesundheitliche Outcomes der Patient:innen bereits erkennbar. Primärärztliche Praxen könnten beispielgebend sein und ein Bewusstsein für langfristig erfolgversprechende Adaptationsstrategien fördern, die über die Installation einer Klimaanlage hinausgehen.