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Sichtweisen von Hausärzt:innen und nicht-ärztlichen medizinischen Praxismitarbeiter:innen (PraxMa) auf Patientenkonsultationen und Dosisänderungen von Dauermedikamenten durch PraxMa – eine qualitative Studie zur Delegierbarkeit
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Hintergrund: Erweiterte Delegation an nicht-ärztliche Praxismitarbeiter:innen (PraxMa) ist ein diskutiertes Szenario, um eine flächendeckende allgemeinmedizinische Versorgung perspektivisch zu sichern.
Fragestellung: Wie sind die Sichtweise von Hausärzt:innen und PraxMa auf Patientenkonsultationen und Dosisänderungen von Dauermedikamenten durch PraxMa bei chronisch kranken Patient:innen?
Methoden: Explorative, qualitative Online-Fokusgruppenstudie via semi-strukturiertem Interviewleitfaden mit Audio- und Videoaufzeichnungen. Es nahmen niedergelassene oder in Anstellung arbeitende Hausärzt:innen (HÄ), Ärzt:innen in Weiterbildung (AiW) aus Mitteldeutschland sowie MFA, VERAH bzw. NäPa bundesweit teil. Ein vordefinierter qualitativer Stichprobenplan stellte eine möglichst heterogene Zusammensetzung der Fokusgruppenteilnehmenden hinsichtlich Alter, Geschlecht, Wohnort (Stadt/Land) und Struktur der Hausarztpraxis sicher. Die qualitative Auswertung erfolgte mittels Thematic Analysis
Ergebnisse: Zwei Fokusgruppen mit insgesamt 15 HÄ und drei Fokusgruppen mit insgesamt 25 PraxMa wurden durchgeführt. Die Analyse ergab vier zentrale Themen: (1) Einstellung zum Versorgungsszenario, (2) akzeptable Gesundheitszustände und Dauermedikamente, bei denen eine Patientensprechstunde bzw. Dosisveränderung von Dauermedikamenten vorstellbar wäre, (3) notwendige Rahmenbedingungen des Versorgungsszenario sowie (4) dessen wahrgenommene Chancen und Risiken. Im Vortrag wird vertiefend auf diese Themen eingegangen. Hier skizzieren wir beispielhaft Auszüge Themas (1) und (2): Es zeigte sich die volle Bandbreite von Offenheit bis Reserviertheit zu o.g. Versorgungskonzept. Zwei Studienteilnehmende hatten bereits an ihrem Arbeitsort dieses Versorgungskonzept voll umgesetzt, einige andere lehnten dies grundsätzlich ab. Als gemeinsame Schnittmenge zwischen vollstellbaren Gesundheitszuständen für eine PraxMa-Patientensprechstunde bzw. PraxMa-Dosisveränderung von Dauermedikamenten sahen die Studienteilnehmenden u.a. Diabetes mellitus bzw. orale Antidiabetika und arterielle Hypertonie bzw. Antihypertensiva.
Diskussion: Weitere Studien sollten eruieren, wie Offenheit und Ablehnung des Versorgungskonzeptes quantitativ bei Patient:innen, HÄ und PraxMa gewichtet sind. Interessant wäre, ob eine gemeinsame Schnittmenge zwischen den Befragtengruppen existiert. Dies könnte Grundlage für spätere Modellprojekte sein.
Take Home Message für die Praxis: Patientensprechstunden und Dosisveränderungen von Dauermedikamenten durch PraxMa werden in Teilen bereits praktiziert.