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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Die Therapie des Harnwegsinfekts in der ambulanten Versorgung in Bayern im Facharztvergleich – eine Auswertung von Routinedaten der KVB

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sahera Alsaiad - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Thomas Hanslmeier - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Yvonne Kaußner - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Ildikó Gágyor - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-19-02

doi: 10.3205/23degam108, urn:nbn:de:0183-23degam1081

Veröffentlicht: 27. September 2023

© 2023 Alsaiad et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Zunahme der Antibiotikaresistenzen ist eine der größten Herausforderungen in der medizinischen Versorgung. Trotz entsprechender Empfehlungen der Leitlinien ist der Anteil der Antibiotika der zweiten Wahl zur Behandlung der Harnwegsinfektionen hoch. Es ist wenig über die Leitlinienadhärenz in den verschiedenen Fachdisziplinen bekannt.

Fragestellung: Wie unterscheidet sich das Verordnungsverhalten zwischen den Facharztgruppen? Hat sich das Verordnungsverhalten der unterschiedlichen Arztgruppen von 2013 bis 2019 verändert, vor allem nach Aktualisierung der Leitlinie (2017)?

Methoden: In einem explorativen Datensatz wurden Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns im Zeitraum von 2013–2019 via SPSS ausgewertet. Es waren Daten zu HWI-Diagnosen, zu Antibiotika-Verordnungen und patientenbezogene Informationen (Alter, Geschlecht, Komorbiditäten) enthalten.

Ergebnisse: Allgemeinmediziner, Urologen und Gynäkologen kodierten gemeinsam 92% der ambulant vergebenen HWI-Diagnosen (N39.0). Im Anschluss an Leitlinien-Aktualisierung 2017 (nationale S3-Leitlinie) ist eine Zunahme bei den First-Line-Antibiotika bei allen drei Facharztgruppen zu sehen. Bei den Allgemeinärzten konnten zu 64% der kodierten HWI Diagnosen ein Antibiotikum zugeordnet werden, bei Gynäkologen waren es 55%. Firstline-Antibiotika wurden im gesamten Betrachtungszeitraum am häufigsten von den Frauenärzten verordnet. Im gesamten Betrachtungszeitraum nahm der Anteil der First-Line-Antibiotika an der Gesamtverordnung bei allen drei Facharztgruppen zu (bei Hausärzten von 17 auf 42%, Gynäkologen von 50 auf 71%, bei Urologen von 27 auf 34%). Dabei sank der Anteil an Fluorchinolonen in allen drei Facharztgruppen deutlich ab (Hausärzte: um 28%, Gynäkologen: um 12%, Urologen: 21%). Frauenärzte verordneten im gesamten Betrachtungszeitraum am wenigsten Second-Line-Antibiotika.

Diskussion: Second-Line-Antibiotika werden in allen drei Facharztdisziplinen immer noch relativ oft verordnet. Der gehäufte Einsatz von Second-Line-Antibiotika bei den Urologen könnte dadurch erklärt werden, dass die Vorstellung beim Urologen häufig erst nach Auftreten von Rezidiv oder Komplikationen erfolgt.

Take Home Message für die Praxis: Die Entwicklung des leitliniengerechten Verordnungsverhalten über dem betrachteten Zeitraum lässt sich insbesondere auch nach Aktualisierung der Leitlinie 2017 facharztübergreifend nachvollziehen und zeigt eine kompetente Therapie der HWI im ambulanten Bereich.