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Die Perspektive Lesbischer Frauen auf ihre hausärztliche Versorgung in Berlin und Brandenburg – Interviewstudie
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Hintergrund: Lesbische Frauen, die knapp 1,3% (2020) der deutschen Allgemeinbevölkerung ausmachen, haben ein erhöhtes Risiko für Suchterkrankungen, Suizidalität, und Gewalterfahrungen, Vorurteilen ihrer Lebensweise gegenüber, Diskriminierungserfahrungen (verbal und physisch), internalisierte Homophobie und Zurückweisungserfahrungen. Dies kann zu gesundheitlichen Problemen („minority-stress-model“) führen. In Deutschland gibt es große Wissenslücken über die Versorgungslage von lesbischen Frauen. Durch qualitative Forschung soll die Versorgungslage in der der hausärztlichen Praxis, als häufig erste Anlaufstelle im Gesundheitssystem, erhoben werden.
Fragestellung: Welche Erfahrungen machen lesbische Frauen in der hausärztlichen Versorgung Berlin und Brandenburg und welche Erwartungen gibt es?
Methoden: Es werden 20 Episodische Interviews mit lesbischen Frauen im Raum Berlin-Brandenburg geführt. Die Daten werden anschließend thematisch kodiert nach Flick und analysiert.
Die Rekrutierung erfolgt über Flyer und Aushänge in zufällig ausgewählten Praxen und Pflegeeinrichtungen, als auch an Orten der lesbischen Community.
Ergebnisse: Für eine subjektiv suffizient empfundene allgemeinärztliche Versorgung ergeben sich aus dem bisher erhobenen Material vorläufig der Wunsch nach Augenhöhe in der Arzt/Ärztin-Patientin Beziehung, in der ein wertungsfreies Vertrauensverhältnis besteht, wodurch sich Patientinnen trauen, schwierige Themen und gesundheitliche Belange anzusprechen, ohne Angst vor Behandlungsablehnung oder negative Behandlungskonsequenzen. Eine heteronormative Grundannahme seitens der Behandelnden und eine nachfolgende vermeintliche Schlussfolgerung, dass geschilderte Symptome immer im Kontext der, von der Norm abweichenden, sexuellen Orientierung stehen könnten, werden als belastend empfunden.
Diskussion: Im Sampling konnte bisher keine maximale Varianz erreicht werden, wodurch es zu Verzerrungen hinsichtlich der Vielfalt der Erfahrungen im Kontext von persönlichem Hintergrund kommen kann.
Take Home Message für die Praxis: Aus den bisher geführten Interviews ergibt sich der Wunsch nach LGBT-freundlichen Details in der Praxis, die ein erstes Vertrauen in die medizinische Behandlung geben können, die über einen respektvollen und wertungsfreien Kontakt zwischen Arzt/Ärztin und Patientin hinausgehen, beispielsweise in Form eines Flyers oder einer Zeitung, die sich mit LGBT-Themen auseinandersetzt.