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Effekte eines Advance-Care-Planning-Programmes mit Fokus auf Bewohner:innen von Pflegeeinrichtungen: erste Ergebnisse der Cluster-randomisierten kontrollierten BEVOR-Studie
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Hintergrund: Das in den USA entwickelte Konzept Advance Care Planning (ACP) beschreibt eine neuartige Herangehensweise an Patientenverfügungen mit dem Ziel, dass Menschen in gesundheitlichen Krisen mit Einwilligungsunfähigkeit gemäß ihren Präferenzen behandelt werden. Wenige Studien untersuchten bisher, ob komplexe ACP-Interventionen patienten-relevante klinische Effekte bei Bewohner:innen von Pflegeeinrichtungen zur Folge haben.
Fragestellung: Erhöht ein komplexes ACP-Programm bei Bewohner:innen von Pflegeeinrichtungen die Konsistenz durchgeführter versus präferierter Behandlungen angesichts potenziell lebensbedrohlicher Erkrankungen?
Methoden: Multizentrische, cluster-randomisierte kontrollierte Studie in 44 Pflegeeinrichtungen (09/2019–03/2023). Die ACP-Intervention (n=23) wurde auf individueller (ACP-Gesprächsprozesse), institutioneller (Organisationsentwicklung/Fortbildungen) und regionaler Ebene (Koordination/Vernetzung) angeboten. Nach einer bis zu 18-monatigen Run-in-Phase betrug der Beobachtungszeitraum 12 Monate (09/21–08/22). Der primäre Endpunkt Hospitalisierungsrate als Surrogatparameter für ungewünschte Behandlungen wurde anonym bei allen 4.565 Bewohner:innen bestimmt. Die Konsistenz der durchgeführten versus präferierten Behandlungen wurde bei 892 Bewohner:innen mit deren Einverständnis erhoben. Ein hierfür entwickeltes Erhebungsinstrument basiert auf Aktenrecherche, Interviews mit Bewohner:innen, Vertretenden und Pflegepersonal. Daneben wurde die Prävalenz von Vorausverfügungen insbesondere Notfallbögen bestimmt. Es erfolgte eine Intention-to-treat-Analyse. Die Hospitalisierungsrate wurde mit einem Poisson-Regressionsmodell, Konsistenz und Vorausverfügungen mittels einer gemischten logistischen Regression analysiert.
Ergebnisse: Für die Hospitalisierungsrate (IRR(95%-KI): 1,03 (0,97;1,10), p=0,313) und Konsistenz (OR(95%-KI): 0,91(0,42–1,99), p=0,812) wurde kein Gruppenunterschied erzielt. Die Anzahl der Vorausverfügungen (OR(95%-KI): 1,4(1,27–1,53), p<0,001) und Notfallbögen (OR(95%-KI): 12,29(8,59–17,57), p<0,001) waren für die Interventionsgruppe signifikant erhöht, in der Interventionsgruppe blieb die Prävalenz der auf ACP-basierenden Notfallbögen mit einem geschätzten Mittelwert von 18,9%(16,9–21%) gering.
Diskussion: Die ACP-Intervention der BEVOR-Studie hat zwar zu einem signifikanten Anstieg, nicht aber zu einer relevanten Prävalenz handlungsleitender Notfallbögen in der Interventionsgruppe geführt. Wie deshalb zu erwarten, zeigte sich im Gruppenvergleich keine Wirkung der Intervention auf die klinischen Endpunkte. Gründe für die mangelnde Interventionsadhärenz auf allen drei Ebenen bleiben in der Prozessevaluation näher zu analysieren.
Take Home Message für die Praxis: Der mit Implementierung von ACP einhergehende kulturelle Wandel erfordert erhebliche Ressourcen und möglicherweise mehrere Jahre Zeit, bevor ein klinischer Effekt erwartet werden darf.