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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Erkennung von Medikationsrisiken bei Pflegebedürftigen: ein Vergleich von sechs Instrumenten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Philipp Hennigs - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Linda Sanftenberg - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Isabel Zöllinger - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Maria Sebastião - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Allgemeinmedizinisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Thomas Kühlein - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Allgemeinmedizinisches Institut, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Dagmar Hindenburg - Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Ildikó Gágyor - Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Domenika Wildgruber - Katholische Stiftungshochschule München, Fakultät Gesundheit und Pflege, München, Deutschland
  • Anita Hausen - Katholische Stiftungshochschule München, Fakultät Gesundheit und Pflege, München, Deutschland
  • Christian Janke - Klinikum der Universität München, LMU München, Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin, München, Deutschland
  • Michael Hölscher - Klinikum der Universität München, LMU München, Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin, München, Deutschland
  • Daniel Teupser - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Laboratoriumsmedizin, München, Deutschland
  • Jochen Gensichen - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Tobias Dreischulte - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Für die BACOM-Studiengruppe - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-17-03

doi: 10.3205/23degam097, urn:nbn:de:0183-23degam0971

Veröffentlicht: 27. September 2023

© 2023 Hennigs et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Es gibt zahlreiche Instrumente zur Erkennung potenziell inadäquater Medikamente (PIM) und potenzieller Verordnungsunterlassungen (PPO) bei älteren Menschen. Es ist aber nach wie vor unklar, welche Instrumente in welchem Umfeld am besten geeignet sind.

Fragestellung: In dieser Querschnittsstudie werden sechs validierte Instrumente hinsichtlich der Erkennung von PIM und PPO bei Pflegebedürftigen in Bayern verglichen.

Methoden: Die Datenerhebung fand von März 2020 bis Oktober 2022 im Rahmen des Bayerischen ambulanten COVID-19 Monitors statt (Deutsches Register klinischer Studien DRKS 26039). Wir untersuchten die PIM/PPO-Prävalenz für alle Instrumente zusammen und die Sensitivität der jeweils einzelnen Instrumente. Die paarweise Übereinstimmung zwischen den Instrumenten wurde mit Cohens Kappa ermittelt.

Ergebnisse: Es wurden die Medikationslisten von n=226 Pflegebedürftigen analysiert. Die Gesamtprävalenz von PIM lag bei 91,6 (95% CI, 87,2–94,9)% und die Gesamtprävalenz von PPO bei 63,7 (57,1–69,9%)%. Die festgestellte PIM-Prävalenz reichte von 76,5% für FORTA bis 6,6% für Anticholinergika (German-ACB). Die PPO-Prävalenzen für START (63,7%) und FORTA (62,8%) waren vergleichbar. Die paarweise Übereinstimmung zwischen den Instrumenten war gering bis mäßig. Die Sensitivität der PIM-Erkennung war für FORTA am höchsten (55,1%) und stieg auf 79,2%, wenn bestimmte Items aus STOPP hinzugefügt wurden.

Diskussion: Instrumente, die häufige und klinisch relevante potenziell unzureichende Medikation (PIM) und/oder potenzielle Verschreibungsunterlassungen (PPOs) explizit hervorheben, können Kliniker bei der Identifizierung von Zielen für die Arzneimitteloptimierung bei älteren Menschen mit Polypharmazie unterstützen. Diese Studie zeigt jedoch, dass sich diese Instrumente erheblich unterscheiden, sowohl in Bezug auf die Quantität als auch auf die Art der von ihnen erkannten medikamentenbezogenen Probleme.

Take Home Message für die Praxis: Die Verwendung eines einzigen vorhandenen Instruments ist oftmals nicht ausreichend empfindlich, um PIM und/oder PPO zu erkennen. Die Kombination verschiedener Elemente aus zwei oder mehr Instrumenten kann die Sensitivität erheblich erhöhen. Weitere Forschung ist erforderlich, um die Zusammensetzung von PIM- und PPO-Screening-Instrumenten sowohl hinsichtlich der Sensitivität als auch der Spezifität in verschiedenen Umgebungen zu optimieren.