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Erkennung von Medikationsrisiken bei Pflegebedürftigen: ein Vergleich von sechs Instrumenten
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Hintergrund: Es gibt zahlreiche Instrumente zur Erkennung potenziell inadäquater Medikamente (PIM) und potenzieller Verordnungsunterlassungen (PPO) bei älteren Menschen. Es ist aber nach wie vor unklar, welche Instrumente in welchem Umfeld am besten geeignet sind.
Fragestellung: In dieser Querschnittsstudie werden sechs validierte Instrumente hinsichtlich der Erkennung von PIM und PPO bei Pflegebedürftigen in Bayern verglichen.
Methoden: Die Datenerhebung fand von März 2020 bis Oktober 2022 im Rahmen des Bayerischen ambulanten COVID-19 Monitors statt (Deutsches Register klinischer Studien DRKS 26039). Wir untersuchten die PIM/PPO-Prävalenz für alle Instrumente zusammen und die Sensitivität der jeweils einzelnen Instrumente. Die paarweise Übereinstimmung zwischen den Instrumenten wurde mit Cohens Kappa ermittelt.
Ergebnisse: Es wurden die Medikationslisten von n=226 Pflegebedürftigen analysiert. Die Gesamtprävalenz von PIM lag bei 91,6 (95% CI, 87,2–94,9)% und die Gesamtprävalenz von PPO bei 63,7 (57,1–69,9%)%. Die festgestellte PIM-Prävalenz reichte von 76,5% für FORTA bis 6,6% für Anticholinergika (German-ACB). Die PPO-Prävalenzen für START (63,7%) und FORTA (62,8%) waren vergleichbar. Die paarweise Übereinstimmung zwischen den Instrumenten war gering bis mäßig. Die Sensitivität der PIM-Erkennung war für FORTA am höchsten (55,1%) und stieg auf 79,2%, wenn bestimmte Items aus STOPP hinzugefügt wurden.
Diskussion: Instrumente, die häufige und klinisch relevante potenziell unzureichende Medikation (PIM) und/oder potenzielle Verschreibungsunterlassungen (PPOs) explizit hervorheben, können Kliniker bei der Identifizierung von Zielen für die Arzneimitteloptimierung bei älteren Menschen mit Polypharmazie unterstützen. Diese Studie zeigt jedoch, dass sich diese Instrumente erheblich unterscheiden, sowohl in Bezug auf die Quantität als auch auf die Art der von ihnen erkannten medikamentenbezogenen Probleme.
Take Home Message für die Praxis: Die Verwendung eines einzigen vorhandenen Instruments ist oftmals nicht ausreichend empfindlich, um PIM und/oder PPO zu erkennen. Die Kombination verschiedener Elemente aus zwei oder mehr Instrumenten kann die Sensitivität erheblich erhöhen. Weitere Forschung ist erforderlich, um die Zusammensetzung von PIM- und PPO-Screening-Instrumenten sowohl hinsichtlich der Sensitivität als auch der Spezifität in verschiedenen Umgebungen zu optimieren.