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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Aspekte der Versorgung von Patient:innen mit inzidenter Polymyalgia rheumatica – eine geschlechtsspezifische Analyse der Behandlungspraxis anhand von GKV-Abrechnungsdaten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Hannah Haumann - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
  • Miriam Colombo - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
  • Elena Gross - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
  • Ariane Chaudhuri - AOK Baden-Württemberg, Geschäftsbereich Medizin, Deutschland
  • Sabine Hawighorst-Knapstein - AOK Baden-Württemberg, Geschäftsbereich Medizin, Deutschland
  • Stefanie Joos - Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-14-04

doi: 10.3205/23degam082, urn:nbn:de:0183-23degam0826

Veröffentlicht: 27. September 2023

© 2023 Haumann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Polymyalgia rheumatica (PMR) tritt häufig bei älteren Menschen auf, Frauen sind häufiger betroffen. Die aktuelle S3-Leitlinie (1) gibt Empfehlungen für die Behandlung der PMR. Aus Deutschland sind nur wenige Daten über die Versorgung von Patient:innen mit PMR verfügbar.

Fragestellung: Wie gestaltet sich die pharmakologische und nicht-pharmakologische Behandlung von Patient:innen mit PMR unter Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Aspekte? Welche Risikofaktoren für eine verlängerte medikamentöse Behandlung und das Auftreten von Rezidiven lassen sich identifizieren?

Methoden: Retrospektive Kohortenstudie von Versicherten einer großen deutschen Krankenkasse über 40 Jahren, die zwischen 2011 und 2020 erstmalig an einer PMR erkrankten. Behandlungsstrategien wurden im Hinblick auf bestehende Leitlinienempfehlungen mittels deskriptiver Statistik analysiert. Risikofaktoren für eine verlängerte medikamentöse Behandlung bzw. für das Auftreten von Rezidiven wurden mit Hilfe multivariater logistischer Regression identifiziert.

Ergebnisse: Die Studienpopulation umfasste 27.079 Patient:innen mit inzidenter PMR. Das Durchschnittsalter betrug 69,9 Jahre, 66,7% waren Frauen. 87,5% [davon, also] 23.694 Patient:innen erhielten nach der Diagnose Glukokortikoide (GC; 87,5%). 13.821 Patient:innen mit neu verschriebenen GC wurden oral behandelt (92%). Die Zeit zwischen Diagnose und Beginn der GC-Behandlung war bei Frauen länger (167 Tage) als bei Männern (127 Tage). Die mittlere verordnete GC-Tagesdosis bei Behandlungsbeginn betrug 30,85 mg/d, die mittlere Behandlungsdauer mit GC lag bei 548 Tagen (Frauen: 560 Tage, Männer: 524 Tage). Bei 38,4% der Patient:innen (n=5708) kam es zu einem Rezidiv der Erkrankung. Die Analyse von Risikofaktoren für eine verlängerte Therapiedauer, ein Rezidiv sowie von nicht-pharmakologischen Therapien ist derzeit in Arbeit.

Diskussion: Die vorläufigen Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die Mehrheit der Patient:innen mit inzidenter PMR gemäß den aktuellen Leitlinienempfehlungen behandelt wurde. Geschlechtsspezifische Unterschiede zeigten sich in Bezug auf die bis zum Beginn der Therapie sowie deren Dauer.

Take Home Message für die Praxis: Die Ergebnisse können dazu beitragen, geschlechtsspezifische Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgung von Patient:innen mit PMR zu identifizieren und Weiterbildungsmodule zu entwickeln.