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Langanhaltende Symptome und Effekte auf Alltagsaktivitäten bei ambulant behandelten COVID-19-Patienten
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Hintergrund: Zwar ist der Umgang mit SARS-CoV-2-Infektionen inzwischen zur Normalität geworden jedoch sind Hausärzte mit Patienten konfrontiert, die durch Post-COVID-Symptomatik stark eingeschränkt sind. Vor allem zu Beginn der Pandemie war nicht klar, wie die Dynamik der Symptome verlaufen würde.
Fragestellung: Welche Symptome – insbesondere mit Auswirkung auf die Bewältigung des Alltags – zeigen ausschließlich ambulant versorgte COVID-19-erkrankte Patienten über sechs Monate?
Methoden: Die Würzburger Kohorte war Teil einer prospektiven europäischen Verbundstudie. Die Rekrutierung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem lokalen Gesundheitsamt. Eingeschlossen wurden volljährige Patienten mit einer symptomatischen SARS-CoV-2-Infektion.
Die Datenerhebung erfolgte durch Telefoninterviews mittels standardisierter Fragebögen (38 offene, 6 geschlossene Fragen). Nach dem Aufnahmegespräch erfolgte über 6 Monate jeweils alle 4 Wochen ein Interview.
Ergebnisse: Im April und Mai 2021 wurden 60 Teilnehmende rekrutiert. Nach 12 Wochen (Post-COVID-Grenze) berichteten noch 48% von einer Erkrankungssymptomatik. Meistgenannte körperliche Symptome waren Fatigue (33%), kognitive Einschränkungen (27%) und Atembeschwerden (23%). Ein Viertel der Befragten klagte über eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit, bei häufigsten Alltagseinschränkungen in den Bereichen Sport (28%), Arbeit (25%) und Sozialleben (15%). Nach 6 Monaten litten 22% der Befragten an Angstzuständen und 12% berichteten über subjektiv depressive Beschwerden. Insgesamt 40% der Befragten waren besorgt, dass sich ihr Gesundheitszustand aufgrund von COVID-19 wieder verschlechtern bzw. nicht vollständig normalisieren würde. Über zwei Drittel (70%) suchten im Studienverlauf wegen COVID-19 einen Arzt auf, davon 74% ihren Hausarzt.
Diskussion: Ein Selektionsfehler ist aufgrund der aktiven Kontaktaufnahme durch die Patienten nicht auszuschließen. Mögliche Verzerrungen der erhobenen Daten durch unterschiedliche Gesprächspartner wurden ausgeschlossen, da die Interviews ausschließlich von einer Person durchgeführt wurden. Es kam zu keinem Zeitpunkt der Studie zu einem Drop-out.
Take Home Message für die Praxis: Ein Post-COVID-Syndrom ist im ambulanten Bereich ein herausforderndes und multidimensionales Krankheitsbild mit erheblichem Einfluss auf die Lebensqualität, das in seiner Komplexität nicht vollständig begriffen ist. Die routinemäßige Abfrage psychosozialer Begleitzustände kann helfen, supportive Präventivmaßnahmen zu ergreifen, um Chronifizierung und/oder Somatisierung vorzubeugen.