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Einfluss des Impfstatus auf den klinischen Verlauf nach COVID-19 – eine Analyse von Daten der NAPKON-Kohorte
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Hintergrund: Das Nationale Pandemie Kohorten Netz (NAPKON) ist ein sektorenübergreifendes Teilprojekt innerhalb des BMBF-geförderten Netzwerk Universitätsmedizin (NUM). Die Beteiligung der Allgemeinmedizin erfolgt in Form der Patientenrekrutierung in Hausarztpraxen sowie der Analyse hausärztlicher Forschungsfragestellungen über die FOSA-Allgemeinmedizin (Fach- und OrganSpezifische Arbeitsgruppe).
Die NAPKON-Plattform erfasst klinisch-anamnestische Daten von Patient:innen mit COVID-19, darunter auch den Impfstatus und „Patientenberichtete Outcome Messungen“ (PROM), z.B. standardisierte Instrumente zur Messung der Lebensqualität oder Symptomschwere. Im 12-monatigen Follow-up sind Aussagen über den klinischen Langzeitverlauf nach der Infektion möglich.
Fragestellung: Welchen Einfluss hat die Impfung gegen SARS-CoV-2 auf Langzeitsymptome im Sinne des Post-COVID-Syndroms und auf bestimmte PROM nach einer Infektion?
Methoden: Deskriptive Panel- und Querschnittsanalyse anonymisierter Daten der NAPKON-Kohorte in Abhängigkeit vom Impfstatus.
Ergebnisse: Eingeschlossen wurden n=608 ambulant oder stationär behandelte Patient:innen, für die Angaben zum Impfstatus vorlagen. Das Durchschnittsalter beträgt 55 Jahre, 41% sind Frauen, 73% sind ungeimpft. Von den Ungeimpften haben 43% und von den Geimpften 36% mindestens eines der Post-COVID-Symptomcluster Fatigue, Luftnot oder kognitive Einschränkungen. In den PROM zeigt sich bei Ungeimpften eine gegenüber Geimpften reduzierte gesundheitsbezogene Lebensqualität in der Akutphase von COVID-19 (EQ-5D, PROMIS-Global), die sich im Follow-up aber wieder annähert. Ungeimpfte berichten häufiger über Fatigue (Chalder Fatigue Scale, PROMIS-29 Fatigue) und kognitive Einschränkungen (PROMIS cognitive function). Keine Unterschiede zeigen sich bei Dyspnoe (PROMIS dyspnea) und Depression (PHQ-4, PROMIS depression).
Diskussion: Ungeimpfte haben in dieser Kohorte häufiger Langzeitsymptome. Die Analyse der PROM zeigt bei Ungeimpften einen schwereren Akutverlauf mit verzögerter Erholung im Verlauf. Aufgrund der geringen Fallzahl sind diese Tendenzen nicht immer signifikant. Zudem liegen vorwiegend Daten aus der Frühphase der Pandemie vor, in der insbesondere Risikopersonen geimpft wurden.
Take Home Message für die Praxis: Die Beteiligung der Allgemeinmedizin mit Einbindung von Daten aus hausärztlichen Praxen ermöglicht eine sektorenübergreifende Perspektive auf Forschungsfragestellungen und im konkreten Fall eine Abbildung des Langzeitverlaufs nach einer COVID-Infektion im Hinblick auf den Impfstatus.