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Gesundheitskompetenz und Impfbereitschaft in der ambulanten und stationären Pflege während der COVID-19-Pandemie
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Hintergrund: Pflegebedürftige sind während der COVID-19-Pandemie besonders stark von hohen Infektionszahlen und schweren Krankheitsverläufen betroffen. Pflegekräfte sind entsprechend deutlicher belasteter und bemüht die Versorgung der Pflegebedürftigen bestmöglich aufrecht zu erhalten. Impfungen gehören zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen bei beiden Zielgruppen, so dass das Verständnis von impfspezifischen Informationen und eine entsprechende Impfbereitschaft in der Langzeitpflege wichtig sind.
Fragestellung: Welchen Einfluss haben psychische Erkrankungen auf die Gesundheitskompetenz bei Pflegebedürfigen? Welche Assoziationen können zwischen psychischen Erkrankungen und psychologischen Einflussfaktoren auf die Impfbereitschaft bei Pflegekräften in der ambulanten und stationären Pflege in Bayern festgestellt werden?
Methoden: Die Datenerhebung fand von März 2020 bis Februar 2023 im Rahmen des Bayerischen ambulanten COVID-19 Monitors statt (Deutsches Register klinischer Studien DRKS 26039). Neben soziodemographischen Faktoren wurden bei den Pflegebedürftigen Symptome von Depression (PHQ-9) und Angst (OASIS), die soziale Interaktionsfähigkeit (NANDA) und die Gesundheitskompetenz (HLS-EU-16) erhoben. Bei den Pflegekräften wurden Symptome von Depression (PHQ-9) und Burn-out (MBI), sowie psychologische Einflussfaktoren auf die Impfbereitschaft (5C) ermittelt. Es wurde eine multivariate Regressionsanalyse mit schrittweiser Selektion der Variablen durchgeführt.
Ergebnisse: Bei Pflegebedürftigen gingen depressive Symptome mit einer reduzierten Gesundheitskompetenz einher. Burnoutsymptome, wahrgenommene organisatorische Hürden und ein vermindertes soziales Verantwortungsgefühl hatten einen negativen Einfluss auf die Impfbereitschaft der befragten Pflegekräfte. Das Vertrauen in Impfungen war vor allem bei solchen Pflegekräften reduziert, die infizierte Pflegebedürftige betreuten.
Diskussion: Diese Studie weist auf einige zielgruppenspezifische psychosoziale Faktoren hin, welche die Gesundheitskompetenz und Impfbereitschaft während der Covd-19-Pandemie bei besonders vulnerablen Personen stark beeinflussen können.
Take Home Message für die Praxis: Unsere Ergebnisse legen nahe, dass insbesondere Pflegebedürftige mit Depressionssymptomen und eingeschränkten Kommunikationsfähigkeiten und Pflegekräfte mit Symptomen eines Burnout zur Förderung der Impfbereitschaft von einer intensivierten Impfberatung profitieren könnten. Bei Pflegekräften erscheint v.a. die Förderung des sozialen Verantwortungsgefühls ein vielversprechender Ansatz zur Erhöhung der Impfbereitschaft.