Artikel
Vormittags Arztpraxis, nachmittags Altenheim: mittels Telemedizinfamulatur eine Brücke schlagen für einen besseren fachlichen Austausch zum Wohle des Patienten
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Knappe medizinische Ressourcen erfordern innovative Konzepte. Telemedizin hat längst Einzug in die Allgemeinmedizin erhalten. So profitiert die hausärztliche Betreuung von Altenheimbewohnern von zusätzlich angebotenen „Televisiten“. Aufgrund unterschiedlicher Prozesse und Tagesabläufe in Arztpraxis und Altenheim ist die Etablierung von Televisiten herausfordernd. Es müssen Prozesse auf beiden Seiten verändert und auch neue, gemeinsame Prozesse definiert und abgestimmt werden. Darüber hinaus muss auch die „interdisziplinäre Kommunikation“ mittels Telemedizin trainiert werden.
Fragestellung: Wie kann das Change Management auf beiden Seiten, d.h. Arztpraxis und Altenheim, „von außen“ unterstützt und die Abstimmung verbessert werden? Wie lassen sich Pflegekräfte, medizinische Fachkräfte und Ärzte gleichzeitig für die Durchführung von Televisiten qualifizieren und trainieren?
Methoden: Im Rahmen des Forschungsprojektes „AIDA“ wurden hausärztliche Televisiten in einem Altenheim implementiert. Prozessbegleitend wurde das Konzept einer „Telemedizin-Famulatur“ entwickelt und praktisch mit Hilfe eines Medizinstudenten umgesetzt. Nach einer technischen Einweisung durch den Systemhersteller erfolgte ein vertiefendes Simulations- und Didaktiktraining anhand konkreter Fallbeispiele. Vormittages unterstützte der Famulant die teilnehmende Hausärztin in ihrer Praxis, nachmittags wechselte er ins Altenheim. Zum Abschluss erfolgten semi-strukturierte Interviews mit den Beteiligten.
Ergebnisse: Der Famulant begleitete den Implementierungsprozess der hausärztlichen Televisiten und entwickelte zum Telemedizin-Experten. Als wichtiges Bindeglied zwischen Praxis und Pflegeeinrichtung verbesserte er durch seine tägliche Präsenz die Absprachen und Abläufe auf beiden Seiten.
Diskussion: Es ergab sich ein positiver Effekt in Bezug auf die Lernkurve aller Beteiligten. Der Famulant agierte als Multiplikator und schulte via „Tandem-Methode“ weitere Mitarbeiter, um die Erfolge nach Projektende zu verstetigen. „Telemedizin“ wird aktuell im Studium trotz hoher Relevanz kaum thematisiert, so dass die Famulatur auch einen edukativen Charakter hatte.
Take Home Message für die Praxis: Die Einführung von Telemedizin braucht einen strukturierten Implementierungsprozess. Dieser Prozess kann sinnvoll durch eine – für Medizinstudenten spannende – Telemedizinfamulatur begleitet werden.