Artikel
Hausärztliches Case-Management für die Behandlung des Ulcus cruris venosum: Ergebnisse der Ulcus-Cruris-Care-Pilotstudie
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Bei Patient:innen mit venösen Beinulcera wird die Kompressionstherapie trotz nachgewiesener Wirksamkeit nur in 30–40% der Fälle angewendet, was häufig zu einer vermeidbaren Chronifizierung der Wundheilungsstörung und einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führt.
Fragestellung: In einer prospektiven kontrollierten Studie im Rahmen des Innovationsfonds-Förderprojekts Ulcus Cruris Care (Fördernummer: 01VSF19043) sollte erstmalig ein Case-Management-Konzept zur Behandlung des ulcus cruris venosum in der hausärztlichen Versorgung implementiert und evaluiert werden.
Methoden: Es wurden 10 Interventions- und 10 Kontrollpraxen mit insgesamt 40 Patient:innen im Verhältnis 1:1 eingeschlossen und über einen Zeitraum von 12 Wochen nachbeobachtet. Interventionspraxen erhielten eine auf Webinar und E-Learning-Kursen basierende Schulung und ein Softwaremodul für das Case-Management. Zur Unterstützung der Patientenschulung wurden Informationsschriften und ein E-Learning-Kurs für Patient:innen bereitgestellt. Die Zielparameter umfassten u.a. die Durchführung einer leitliniengerechten Kompressionstherapie, Wundheilung, Lebensqualität (EQ-5D-5L), Depressivität (PHQ-9), Behandlungszufriedenheit (PACIC-5A) und Behandlungskosten. Das Studienprotokoll wurde von der Ethikkommission Heidelberg (Votum Nr. S-416/2020) und der Landesärztekammer Baden-Württemberg (B-F-2020-092) positiv bewertet und im Deutschen Register Klinischer Studien (Nr. DRKS00024421) registriert.
Ergebnisse: Eine leitliniengerechte Kompressionstherapie kam in der Interventionsgruppe häufiger zur Anwendung (IG: 19/20 [95%] vs. KG: 11/19 [58%] KG; p=0.006). Für Patient:innen mit einem Ulcus seit ≤6 Monaten lag die Heilungsrate in der Interventionsgruppe bei 73% [8/11] im Vergleich zu 36% [4/11] in der Kontrollgruppe (p=0.087). Patienten in der Interventionsgruppe hatten höhere Werte in der PACIC-5A-Domäne Selbsthilfe und Aufklärung (42.9±41.6 vs. 11.4±28.8; p=0.044). Für die weiteren patientenberichteten Endpunkte zeigte sich kein signifikanter Unterschied. Die Behandlungskosten betrugen 1.380±1.347 € in der Interventionsgruppe und 2.049±2.748 € in der Kontrollgruppe (p=0.342).
Diskussion: Die Ulcus-Cruris-Care-Intervention ist mit einer Verbesserung der hausärztlichen Versorgung von Patient:innen mit venösen Beinulcera assoziiert. Sollten sich die Ergebnisse in einem randomisiert-kontrollierten Studiendesign bestätigen, erscheint eine großflächige Implementierung gerechtfertigt.
Take Home Message für die Praxis: Eine leitliniengerechte Kompressionstherapie und regelmäßige Patientenschulung sollten fester Bestandteil der hausärztlichen Versorgung von Patient:innen mit venösen Beinulcera sein.