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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

arriba Diabetes – Evaluation eines neuen digitalen Beratungsprogramms

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Nicole Lindner - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Marburg, Deutschland
  • Marie Hoffmann - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Marburg, Deutschland
  • Jörg Hassenritter - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Marburg, Deutschland
  • Jan K Woike - University of Plymouth, School of Psychology, Plymouth, Großbritannien; Max Planck Institute for Human Development, Center for Adaptive Rationality (ARC), Deutschland
  • Norbert Donner-Banzhoff - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Marburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-09-02

doi: 10.3205/23degam050, urn:nbn:de:0183-23degam0506

Veröffentlicht: 27. September 2023

© 2023 Lindner et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Diabetes mellitus zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in der Hausarztpraxis. Nach aktuellen Leitlinien sollen Betroffene und Hausärzt:innen gemeinsam Therapie- und Lebensziele definieren und hiernach die Therapie ausrichten. Die Behandlungssituation wird von Ärzt:innen und Betroffenen häufig als frustrierend empfunden. Deshalb haben wir ein Beratungsmodul entwickelt, welches das Ziel verfolgt Hausärzt:innen und Betroffene in der Beratung von Menschen mit Diabetes zu unterstützen und zu einer gemeinsamen Entscheidungsfindung beizutragen. Abhängig von vier Inputs (Alter, Komorbidität, Präferenz Therapieaufwand, Präferenz Organschäden) schlägt der Algorithmus eine Therapieintensität in drei Stufen vor.

Fragestellung: Empfinden Studienteilnehmer:innnen das Beratungsprogramm als verständlich, vollständig und sinnhaft?

Stimmt die Empfehlung zur Therapieintensität mit der subjektiven Empfehlung der Ärzt:in überein? Welche Überlegungen liegen evtl. Diskrepanzen zugrunde?

Welche Verteilung weisen die Eingaben zum Input und die Empfehlung zur Therapieintensität auf?

Methoden: Die Studie erfolgte im Mixed-methods-Design: Zunächst führten wir einen kognitiven Prätest zur qualitativen Exploration und anschließend eine quantitative Datenerhebung durch. Beim kognitiven Prätest befragten wir 5 Hausärzt:innen in einem semi-strukturierten Interview entsprechend der kognitiven Interviewführung nach Willis und analysierten die Daten thematisch. Bei der quantitativen Evaluation nutzen 30 Hausärzt:innen das Beratungsprogramm bei mindestens 120 Patient:innen. Wir fragten nach der (Nicht-)Übereinstimmung des Vorschlags der Software und der hausärztlichen Einschätzung, außerdem erfassten wir In- und Outputs.

Ergebnisse: Mehr als 30 Hausärzt:innen setzten das arriba-Diabetes-Beratungsprogramm bei mehr als 120 Patient:innen mit Diabetes mellitus Typ 2 ein. Die Ergebnisse dieser Beratungen werden zum Zeitpunkt des DEGAM-Kongresses vorliegen.

Diskussion: Die arriba-Diabetes-Software verspricht die Lösung eines lange bestehenden Problems: einerseits sollen Hausärzt:innen mit ihren Patient:innen individuelle Therapieziele vereinbaren, andererseits fehlen dazu konkrete Hilfen. Das Programm legitimiert die Betroffenen, von der nicht immer angemessenen Maximaltherapie abzuweichen.

Take Home Message für die Praxis: Eine Beratung mit dem arriba-Diabetes-Programm könnte Hausärzt:innen bei der Diabetes-Beratung unterstützen. Untersuchungen zur Patient:innen-Perspektive sind der nächste Schritt im Forschungsprogramm.