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Körperliche und psychische Beschwerden nach einer SARS-CoV2-Infektion – eine Längsschnittstudie in Hausarztpraxen
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Hintergrund: Prolongierte Krankheitssymptome nach einer COVID-19-Infektion stellen derzeit eine besondere Herausforderung für die allgemeinmedizinischen Versorgung der Betroffenen dar. Der häufig postulierte Zusammenhang mit psychosomatischen Beschwerden wurde bereits in verschiedenen Studien untersucht. Es mangelt jedoch an allgemeinmedizinischer Forschung zu Auswirkungen von prolongierenden Krankheitssymptomen auf die psychosomatische Belastung.
Fragestellung: Häufigkeit und longitudinaler Zusammenhang von persistierenden Krankheitssymptomen mit psychosomatischer Belastung in der hausärztlichen Versorgung.
Methoden: Prospektive Kohortenstudie mit 12-monatigem Follow-up von Patienten mit z.N. COVID-19-Infektion und Kontrollen ohne COVID-19-Infektion, die in 13 allgemeinmedizinischen Praxen konsekutiv rekrutiert wurden. Fragebogenbasierte Erhebung von Primärdaten zu psychosomatischer Belastung (Patient Health Questionnaire-15 (PHQ-15), Somatic Symptom Disorder-12 (SSD-12), Fatigue Assessment Scale (FAS), Dyspnoe Skala, Patient Health Questionnaire (PHQ-4)) und Krankheitssymptomen. Die Analyse erfolgt mittels deskriptiver Statistiken, statistischer Tests und multipler Regressionsmodelle unter Einbezug der Zeit seit Infektion, demographischer Faktoren und des Impfstatus.
Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Einreichung lagen Daten zu Einschluss (Baseline) von n=205 Personen mit z.N. COVID-19-Infektion und n=119 Kontrollen vor. Trotz geringeren Alters (48 vs. 59 Jahre) machten Personen mit z.N. COVID-19-Infektion vermehrt Angaben zu persistierenden Krankheitssymptomen (76% vs. 43%, p<0.01) und erreichten in allen Skalen höhere Punktewerte (+2,5 PHQ-15, +4,6 SSD-12, +4,7 FAS, +0,9 PHQ-4, +16,8% Dyspnoe-Schweregrad >0; alle p<0.01). Weiterhin war das Vorliegen von Krankheitssymptomen mit einer deutlichen Erhöhung der Punktewerte assoziiert (+4,9 PHQ-15, +9,5 SSD-12, +5,3 FAS, +2,4 PHQ-4, Odds Ratio 2,9 Dyspnoe Skala; alle p<0.01). COVID-19-Impfungen und die Zeit seit Infektion zeigten keine relevanten Effekte.
Diskussion: Personen mit z.N. COVID-19-Infektion geben eine erhöhte psychosomatische Belastung an, insbesondere bei Vorliegen von persistierenden Krankheitssymptomen. Die Zeit seit Infektion und der Impfstatus scheinen unerheblich zu sein. Longitudinale Ergebnisse des Follow-ups werden auf dem 57. Kongress der Allgemeinmedizin und Familienmedizin präsentiert.
Take Home Message für die Praxis: Psychosomatische Beschwerden spielen eine relevante Rolle in der allgemeinmedizinischen Versorgung von Personen mit z.N. COVID-19-Infektion. Persistierende Krankheitssymptome sind ein zusätzlicher Risikofaktor.