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Beweggründe von Studierenden für ein Medizinstudium über die Landarztquote – eine Interviewstudie in Rheinland-Pfalz
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Hintergrund: Studien zur Motivation von Studienanfänger:innen im Fach Medizin zeigen, dass insgesamt die intrinsischen Motive ein Medizinstudium aufzunehmen die extrinsischen überlagern. Studierende über die Landarztquote haben neben der Entscheidung zur Wahl des Medizinstudiums zusätzlich die Entscheidung getroffen, sich im Gegenzug für den Erhalt eines Studienplatzes im Anschluss als Landärzt:innen zu verpflichten.
Fragestellung: Ziel der Studie war es, zu untersuchen, aus welchen Beweggründen sich Studierende für ein Medizinstudium über die Landarztquote entschieden haben.
Methoden: Es wurde ein qualitatives Design in Form von leitfadengestützten Einzelinterviews gewählt (n=31). Die Interviews wurden per (Video)Telefonie geführt, aufgezeichnet und transkribiert. Die Auswertung basierte auf einer Inhaltsanalyse nach Mayring und einer Typenbildung nach Kluge und erfolgte mithilfe der Software MAXQDA.
Ergebnisse: Auf Basis der Antwortmuster der Studierenden zu ihrer Motivation wurden zwei Typen extrahiert, die jeweils die Endpunkte eines Kontinuums darstellen: die fachlich-interessierten Idealisten (12 Studierende) und die allgemein-interessierten Pragmatischen (7). Dazwischen finden sich Studierende, die eher dem einen (eher fachlich-idealistisch, 9) oder dem anderen Endpunkt (eher allgemein-pragmatisch, 3) zuzuordnen sind. Die Idealisten äußern eine große Begeisterung für die Allgemeinmedizin und geben ein hohes fachliches Interesse als Motivation an. Für die allgemein-interessierten Pragmatischen war das größte Motiv hauptsächlich die Möglichkeit, Medizin studieren zu können.
Diskussion: Die Mehrheit der Studierenden hat sich aus spezifisch landärztlichen Motiven für ein Studium über die Landarztquote beworben. Im Vordergrund stehen das Bewusstsein für die Notlage der Primärversorgung auf dem Land und der Wunsch, zu einer Verbesserung der Versorgung beizutragen. Für einige Studierende scheint dagegen vor allem der Erhalt des Studienplatzes für die Bewerbung ausschlaggebend zu sein. Es bleibt abzuwarten, ob diese Studierenden später tatsächlich als Landärzt:innen bereitstehen oder eine Vertragsstrafe in Kauf nehmen.
Take Home Message für die Praxis: Es gilt, die hohe intrinsische Motivation und den Enthusiasmus für die Allgemeinmedizin der meisten Studierenden über die Landarztquote im Studienverlauf aufrecht zu erhalten. Idealerweise sollte bereits der Auswahlprozess hauptsächlich intrinsisch motivierte Bewerber:innen identifizieren.