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Totgeburten und perinatale Sterblichkeit im Kontext der COVID-19-Pandemie – was können wir aus einer Analyse monatsgenauer Berichtsdaten der amtlichen Statistik lernen?
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Hintergrund: Erste internationale medizinische Meta-Studien belegen sowohl eine höhere Müttersterblichkeit, als auch eine Beeinträchtigung der Plazenta und den daraus hervorgehenden Schädigungen beim Fötus durch das SARS-CoV-2-Virus, jedoch keinen Anstieg der Fälle von Totgeburten. Für Deutschland gibt es bisher nur eine Studie, welche die Totgeburten in den ersten Monaten der Pandemie im Jahr 2020 in den Fokus rückt und keinen Anstieg der Totgeburtenrate diagnostiziert.
Fragestellung: Unser Beitrag soll klären, ob sich potentielle Änderungen der Totgeburtenrate für Deutschland durch Betrachtung eines längeren Zeitfensters (Januar 2020 bis Dezember 2021) im Pandemiegeschehen bzw. potentielle Änderungen der perinatalen Sterblichkeit im selben Zeitfenster zeigen.
Methoden: Mit Hilfe von monatsgenauen Daten auf Bevölkerungsebene zu Lebendgeburten, Totgeburten und perinataler Sterblichkeit (Totgeburten zuzüglich Sterbefälle in den ersten sieben Lebenstagen) im Zeitraum von 1995 bis 2021 berechnen wir die Rate der Totgeburten wie der perinatale Sterblichkeit, stellen diese im Zeitverlauf dar und vergleichen die Werte zum Jahr 2019. Wir ergänzen unsere Analyse um die erwarteten Werte für 2020 und 2021 für beide Maße.
Ergebnisse: Seit dem Jahr 2013 ist ein kontinuierlicher Anstieg der Totgeburtenrate aber nicht für die perinatale Sterblichkeit zu verzeichnen. Im Vergleich zum Jahr 2019 (4.070) gab es im Jahr 2020 (4.073) einen geringfügigen und im Jahr 2021 (4.281) einen deutlicheren Anstieg in der Totgeburtenrate. Die perinatale Sterblichkeit sinkt im Vergleich zum Jahr 2019 (5.910) im Jahr 2020 (5.824) leicht steigt 2021 (6.002) an. Beide Maße folgen dabei dem Pandemiegeschehen. Vorläufige Ergebnisse zu den erwarteten Werten zeigen keine eindeutigen Ergebnisse.
Diskussion: Unsere vorläufigen Ergebnisse suggerieren einen zeitweisen Anstieg beider Maße. Eine Berücksichtigung der Daten für 2022 (Veröffentlichung im Sommer) sollte für zukünftige Analysen berücksichtigt werden. Familienmediziner:innen sollten die Vulnerabilität und Eingebundenheit von Schwangeren in Familienkonstellationen mit mehreren Kontaktpersonen für zukünftige Pandemien reflektieren.
Take Home Message für die Praxis: Ergebnisse zum Anstieg der Totgeburtenrate während der Pandemie sind aktuell widersprüchlich und bedürfen einer weiteren Untersuchung.