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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Hamburger Fragebogen zur Intensität der hausärztlichen Bindung (F-HABI) – eine Analyse von Teilnehmenden an der Hamburg City Health Study (HCHS)

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Thomas Zimmermann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Sarah Porzelt - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Ingmar Schäfer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Dagmar Lühmann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Martin Scherer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-05-06

doi: 10.3205/23degam030, urn:nbn:de:0183-23degam0302

Veröffentlicht: 27. September 2023

© 2023 Zimmermann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Ein kontinuierlicher Beziehungsaufbau und langandauernde Betreuung in einer hausärztlichen Praxis wirken sich moderierend auf Mortalität, Besuche in Notaufnahmen und Krankenhauseinweisungen aus. Das Vorhandensein eines Hausarztes oder einer Hausärztin allein ist nicht mit gesteuerter Inanspruchnahme von Versorgung assoziiert. Erst die Intensität einer Bindung an die hausärztliche Versorgung enthält die Elemente einer gelingenden Lotsung durch das Gesundheitssystem.

Fragestellung: Auf welche Weise ist die Intensität der hausärztlichen Bindung bei Teilnehmenden der HCHS Studie mit sozialen und gesundheitlichen Determinanten assoziiert?

Methoden: Erwachsene Personen aus Hamburg, zufällig aus dem Melderegister ausgewählt, älter als 45 Jahre, wurden für die HCHS-Studie (Jagodzinski et al 2020) rekrutiert und einem umfangreichen Assessment unterzogen, u.a. mit dem Fragebogen zur Intensität der hausärztlichen Bindung (F-HaBi).

Ergebnisse: 8.088 Teilnehmende der HCHS-Studie füllten den F-HaBi vollständig aus, 48,1% Männer, 51,9% Frauen, deren Alter im Schnitt bei 62,4 Jahren lag (Range: 45–78 Jahre). Die Intensität der Bindung (hoher Wert = intensivere Bindung) war höher mit häufigeren Kontakten zum Hausarzt (p<0,001), bei gesetzlich Versicherten (p<0,001), zunehmendem Alter (p<0,001), mit Krankheits-Diagnosen (zwischen 0 und 7, p<0,001) und einem geringeren Bildungsgrad (p<0,001). Die Intensität war niedriger mit häufigeren gebietsärztlichen Kontakten (p<0,001) und bei privat Versicherten (p<0,001). Keine Assoziation hatte die Anzahl psychotherapeutischer Sitzungen, die Zahl der Krankenhaustage (<12 Monate), die Inanspruchnahme von Notaufnahmen.

Diskussion: Die intensivere Bindung an die hausärztliche Versorgung ist assoziiert mit geringerem Bildungsgrad, höherem Alter, mehr Morbidität und dem Status gesetzlich versichert. Weniger Gebietsärzte werden beansprucht. Andere Indikatoren der Versorgung variieren unabhängig von der Intensität der Bindung. Eine höhere Bindung zeigt sich bei den Personen der HCHS-Kohorte, die zur klassischen Versorgungspopulation in hausärztlichen Praxen gehört.

Take Home Message für die Praxis: Unsere Daten unterstreichen die Bedeutung der hausärztlichen Anbindung und identifizieren Risikofaktoren für mangelnde Kontinuität der Versorgung.