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Evaluation eines Screenings zur Erfassung von Präventions- und Rehabilitationsbedarf in der hausärztlichen Versorgung
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Veröffentlicht: | 27. September 2023 |
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Hintergrund: Präventions- und Rehabilitationsbedarfe werden bislang nicht früh genug erkannt. Etwa die Hälfte der Erwerbsminderungsrentner:innen hat zuvor keine Rehabilitation absolviert. Die bedeutende Rolle von Hausärzt:innen für die Intention einer Antragstellung wird in der Forschung herausgestellt. Ziel dieses Beitrags ist die Evaluation des Einsatzes eines zuvor psychometrisch validierten sog. Ü45-Screenings zur Ermittlung von Präventions- oder Rehabilitationsbedarfen in der hausärztlichen Versorgung.
Fragestellung:
- 1.
- Wie hoch ist die Prävalenz von Präventions- und Rehabilitationsbedarf in der hausärztlichen Versorgung?
- 2.
- Wie hoch ist die Übereinstimmung zwischen Ergebnis gemäß Ü45-Screening und der hausärztlichen Bewertung?
Methoden: In 23 Hausarztpraxen in Berlin und Brandenburg wurde im Rahmen der randomisierten, kontrollierten Studie „PReHa45“ das 2-seitige Screening-Tool „Ü45-Screening“ eingesetzt (DRKS00028303). Dieses erfasst auf 5 Dimensionen Präventions- und Rehabilitationsbedarf. Das Ü45-Screening wurde von Patient:innen im Alter zwischen 45 und 59 Jahren im Wartezimmer ausgefüllt (ca. 5–10 min) und direkt im Anschluss auf Basis von vorab definierten Schwellenwerten durch das Praxispersonal ausgewertet (Bedarf für medizinische Rehabilitation, Bedarf für Präventionsleistung, kein Bedarf).
Ergebnisse: 468 Patient:innen wurden in die Analyse eingeschlossen (61% Frauen, mittleres Alter 52,5 Jahre (SD 5,1)). Laut Ü45-Screening bestand bei 30% ein Präventionsbedarf und bei 8% ein Rehabilitationsbedarf. Die Hausarztpraxen stimmten in 81% der Fälle mit diesem Screening-Ergebnis überein, in 17% der Fälle wurde ein höherer und in 2% ein niedrigerer Bedarf definiert. Insgesamt ergab sich eine Prävalenz von 26% für Präventions- und 19% für Rehabilitationsbedarf.
Diskussion: Die Prävalenz von Präventions- und Rehabilitationsbedarf in der hausärztlichen Versorgung liegt deutlich höher als diejenige in der allgemeinen Erwerbsbevölkerung gemäß einer Vorstudie. In vier Fünftel der Fälle folgten Hausärzt:innen der Empfehlung des Ü45-Screenings. Bei Abweichungen wurde insbesondere ein höherer Bedarf definiert.
Take Home Message für die Praxis: Das Ü45-Screening kann Hausärzt:innen dabei unterstützen, Präventions- und Rehabilitationsbedarf bei ihren Patien:innen strukturiert zu erkennen und bei Bedarf eine Antragstellung einzuleiten. Die Empfehlung gemäß Ü45-Screening sollte vor dem Hintergrund weiterer Untersuchungsbefunde und der Krankengeschichte überprüft werden, da von einer Untererfassung ausgegangen werden kann.