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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

„Rauchen Sie“? Neue Einblicke in das Konsumverhalten von Wasserpfeifenkonsumierenden und Diskussion der Relevanz in der hausärztlichen Versorgung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Stephanie Klosterhalfen - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Düsseldorf, Deutschland
  • Sabrina Kastaun - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Düsseldorf, Deutschland
  • Daniel Kotz - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Düsseldorf, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-03-02

doi: 10.3205/23degam014, urn:nbn:de:0183-23degam0140

Veröffentlicht: 27. September 2023

© 2023 Klosterhalfen et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Absatzzahlen des Wasserpfeifentabaks haben sich seit 2012 verzehnfacht. Studien zeigen, dass Wasserpfeifenkonsumierende sich häufig nicht als „Raucher:in“ wahrnehmen. Im hausärztlichen Anamnesegespräch wird jedoch explizit nach dem Rauchen gefragt. Bisher gibt es in Deutschland wenige Daten zur Nutzung der Wasserpfeife und einen möglichen Ko-Konsum weiterer Nikotinprodukte, wie beispielsweise Zigaretten.

Fragestellung: Wie hat sich die Prävalenz des Wasserpfeifenkonsums in den verschiedenen Altersklassen (14–24, 25–39,40+), differenziert nach dem Geschlecht über die letzten Jahre in Deutschland entwickelt? Wie häufig ist der Ko-Konsum verschiedener Produkte? Was sind Implikationen für die hausärztliche Versorgung?

Methoden: Deutschlandweite, persönlich-mündliche Bevölkerungsbefragung (DEBRA Studie) von Personen ab 14 Jahren. Zum Wasserpfeifenkonsum wurden Daten aus 27 Befragungswellen (07/2018–11/2022;N=1.229) ausgewertet; zum Ko-Konsum anderer Produkte Daten aus drei Wellen (05/2022–01/2023;N=120).

Ergebnisse: Die Prävalenz des aktuellen Wasserpfeifenkonsums unterscheidet sich zwischen den Altersgruppen. Sie war am höchsten in der Gruppe der 14–24-Jährigen: bei den männlichen Befragten bei 9,8% (95%KI=7,9–11,9) im Jahr 2022, bei den weiblichen Befragten bei 8,7% (95%KI=6,8–10,9). Die Prävalenz der Frauen zeigte im Gegensatz zu der der Männer in allen Altersgruppen zuletzt einen steigenden Verlauf. Mehr als ein Drittel (35,7%, 95%KI=33,0–38,5) der aktuell Wasserpfeifenkonsumierenden berichteten exklusiven Wasserpfeifenkonsum. Wenn ein anderes Nikotinprodukt parallel zur Wasserpfeife konsumiert wurde, war dies bei den aktuell Wasserpfeifenkonsumierenden am häufigsten die Tabakzigarette (51,0%, 95%KI=48,2–53,9). Jede:r Zehnte (8,6%, 95%KI=7,1–10,3) konsumierte zwei weitere Nikotinprodukte.

Diskussion: Die Prävalenz des Wasserpfeifenkonsums befindet sich auf einem hohen und steigenden Niveau. Vor allem junge Frauen sind besonders betroffen. Die Herausforderung für Hausärzt:innen besteht darin, herauszufinden ob und wenn ja, welche Nikotinprodukte seitens der Patient:innen genutzt werden.

Take Home Message für die Praxis: Es empfiehlt sich gezielt nach dem Konsum weiterer nikotinhaltiger Produkte, über die Zigarette hinausgehend, vor allem bei jüngeren Patientinnen nachzufragen. Die Fragen „Rauchen Sie? Wenn ja, wie viele?“ scheinen in der heutigen Zeit nicht mehr ausreichend. Sollte der Konsum der Wasserpfeife nicht explizit erhoben werden, bleiben relevante Gesundheitsrisiken ihrer Patient:innen für Sie möglicherweise unentdeckt.