gms | German Medical Science

56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Patient:innenperspektive auf die Übertragung ärztlicher Leistungen an Medizinische Fachangestellte – eine quantitative Befragung in hausärztlichen Praxen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Doreen Kuschick - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Gliedkörperschaft der Freien Universität Berlin und Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Marius Tibor Dierks - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Gliedkörperschaft der Freien Universität Berlin und Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Christoph Heintze - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Gliedkörperschaft der Freien Universität Berlin und Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Ketura Herklotz - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Markus Krause - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Lisa Kümpel - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Gliedkörperschaft der Freien Universität Berlin und Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Burgi Riens - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Gliedkörperschaft der Freien Universität Berlin und Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Liliana Rost - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Kahina Johanna Toutaoui - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Gliedkörperschaft der Freien Universität Berlin und Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Florian Wolf - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Susanne Döpfmer - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Gliedkörperschaft der Freien Universität Berlin und Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-09-01

doi: 10.3205/22degam047, urn:nbn:de:0183-22degam0476

Veröffentlicht: 15. September 2022

© 2022 Kuschick et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Hausarztpraxen sehen sich mit einer erhöhten Arbeitslast, beispielsweise durch demografische Veränderungen sowie Ärzt:innen- und Fachkräftemangel, konfrontiert. Eine veränderte Arbeits- und Rollenaufteilung zwischen den Professionen in der Hausarztpraxis könnte eine Arbeitsentlastung schaffen. Ob in diesem Sinne eine Ausweitung delegierbarer Tätigkeiten von Hausärzt:innen (HÄ) an Medizinische Fachangestellte (MFA) in Deutschland akzeptabel ist, wird in Fachkreisen kontrovers diskutiert. Im Rahmen des Forschungspraxennetzes RESPoNsE (RESearch Practice Network East) sollte die in der Fachdiskussion bisher unterrepräsentierte Perspektive der Patient:innen auf das Thema Delegation ermittelt werden.

Fragestellung: Für welche Beratungsanlässe können sich Patient:innen in hausärztlichen Praxen vorstellen ausschließlich durch MFA versorgt zu werden, ohne dass die Hausärzt:innen involviert werden?

Methoden: Es wurde eine explorative, anonyme Querschnittsbefragung von Patient:innen mittels eines zweiseitigen Papierfragebogens während der Wartezeit in hausärztlichen Praxen im September 2021 in Berlin, Brandenburg und Thüringen durchgeführt. Im Rahmen dieser „Wartezimmerstudie“ wurden soziodemografische Patient:innendaten, Versorgungsanlässe und die Einstellung zur Delegation verschiedener Versorgungsanlässe/-anliegen erfragt. Bei der Auswertung der Ergebnisse kamen deskriptive, bivariate und multivariate Analysen zur Anwendung.

Ergebnisse: 61 Praxen haben teilgenommen. Insgesamt 1885 Fragebögen gingen in die Auswertung ein. Grundsätzlich können sich circa 30% der antwortenden Patient:innen vorstellen, wegen ihres konkreten Beratungsanlasses ausschließlich mit MFA zu sprechen. Das sind vor allem Patient:innen, die ihre Anlässe als weniger dringlich oder kompliziert einschätzen oder nur eine Impfung oder eine Folgeverordnung benötigen. Dagegen möchten Patient:innen mit akuten Beschwerden und dem Anliegen einer Überweisung oder einer Krankschreibung von den HÄ betreut werden.

Diskussion: Aus Patient:innenperspektive gibt es Spielraum für eine erweiterte Delegation. Dies sollte in der Entscheidungsfindung für eine Erweiterung der Delegationsvereinbarung Berücksichtigung finden.

Take Home Message für die Praxis: Entsprechend der Akzeptanz durch Patient:innen in den jeweiligen Praxen könnte überprüft werden, ob die Möglichkeiten der geltenden Delegationsvereinbarung vollumfänglich genutzt werden. Wartezimmerstudien sind eine niedrigschwellige Möglichkeit, um die Auffassung von Patient:innen zu verschiedenen Versorgungsaspekten zu erfassen.