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Wirkt sich hausärztliches Wissen um Depression/Ängste auf die Prognose von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz aus? Ergebnisse der RECODE-HF-Studie
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Veröffentlicht: | 17. September 2021 |
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Hintergrund: Psychosoziale Faktoren sind bei Herzinsuffizienzpatient:innen mit erhöhter Hospitalisierung und Mortalität assoziiert. Ziel dieser Untersuchung ist zu prüfen, ob die Erkennung psychischer Belastungen und nachfolgende Unterstützung/Behandlung die Prognose verbessern.
Fragestellung: Ist das hausärztliche Wissen um die ängstliche/depressive Symptomatik (psychische Belastung) ihrer Herzinsuffizienzpatient:innen mit einer verbesserten Prognose assoziiert?
Methoden: In dieser prospektiven Beobachtungsstudie wurden Daten von 3.164 Herzinsuffizienzpatient:innen analysiert. Sie füllten einen Fragebogen zu psychischer Belastung aus. Die Hausärzt:innen wurden zur Baseline telefonisch zu den somatischen und psychischen Komorbiditäten der Patient:innen befragt. Zwölf Monate später erfolgte die Erhebung ungeplanter Krankenhausaufnahmen und der Mortalität. Primärer Endpunkt war die Zeit bis zu einer ungeplanten Krankenhausaufnahme oder dem Versterben der Patient:innen. Mittels Cox-Regression wurden Herzinsuffizienzpatient:innen mit und ohne psychische Belastung hinsichtlich ihrer Prognose verglichen. Im nächsten Schritt wurden Patient:innen mit psychischer Belastung, deren Hausärzt:in darum wusste, mit Patient:innen verglichen, deren Hausärzt:in nicht um die psychische Belastung wusste.
Ergebnisse: Die 947 Herzinsuffizienzpatient:innen mit psychischer Belastung wiesen eine schlechtere Prognose auf, als die 2.217 Patienten ohne psychische Belastung (mittlere time to event 293 vs. 321 Tage; p<0,001). Diese schlechtere Prognose blieb nach Kontrolle von Alter, Geschlecht und Krankheitsschwere der Herzinsuffizienz bestehen (HR 1,598 [1,338–1,910]; p<0.001). Innerhalb der Gruppe mit psychischer Belastung hatten die 341 Patient:innen, deren Hausärzt:in um die psychische Belastung wusste, eine schlechtere Prognose als jene 604 Patienten, deren Hausärzt:in nicht um die Belastung wusste (281 vs. 300 Tage, p=0.019). Dieser Zusammenhang blieb auch nach Kontrolle von Alter, Geschlecht, Krankheitsschwere der Herzinsuffizienz und Schwergrad der psychischen Belastung zur Baseline bestehen (HR=1,384 [1,028–1,863]; p=0,032).
Diskussion: Ängstlich/depressive Symptome verschlechterten die Prognose von Herzinsuffizienzpatienten in unserer Studie. Das hausärztliche Wissen um die Belastung war nicht mit einer verbesserten Prognose assoziiert.
Take Home Message für die Praxis: Dieses erwartungswidrige Ergebnis ist möglicherweise dadurch zu erklären, dass psychische Belastung oft bei Patienten mit verschlechterter Gesamtprognose erkannt wird.