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Reform- vs. Regelstudiengang: Wie unterscheidet sich die Einstellung von Studierenden dieser Studiengänge hinsichtlich ihrer späteren Berufswahl, der Wahrnehmung ihrer studentischen Ausbildung und ihrer Praxiskompetenz?
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Veröffentlicht: | 5. September 2017 |
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Hintergrund: Parallel oder alternativ zu Regelstudiengängen angebotene Reformstudiengänge sollen durch alternative Lehrformate gleichwertig kognitives Wissen, praktische Fertigkeiten und diagnostisches Denken fördern und die Einbettung des ärztlichen Handelns in einen sozialen, ethischen und wirtschaftlichen Kontext vermitteln, um die ganzheitliche ärztliche Kompetenz der Studierenden zu steigern.
Fragestellung: Welche Unterschiede gibt es zwischen den Humanmedizinstudierenden an deutschen Universitäten bezüglich ihrer Berufsmotivation zur Allgemeinmedizin, ihrer Einschätzung ihrer Ausbildung im Hinblick auf praktische und Basisfertigkeiten und im Hinblick auf die Bewertung des Curriculums?
Methoden: Es wurde eine Fragebogenerhebung an 9 deutschen Universitäten durchgeführt, wovon 6 ein Regelstudium anbieten, 2 ein Reformstudium und eine sowohl ein Regel- als auch Reformstudium.
Ergebnisse: Studierende, die einen Reformstudiengang absolvieren (24% der befragten Studiereden, n=557), sind eher als die Regelstudiumstudierenden (n=1804) der Meinung, dass die allgemeinmedizinische universitäre Ausbildung zum richtigen Zeitpunkt einsetzt (Praxis: 82% vs. 69%, Theorie: 79% vs. 74%) und sind weniger der Meinung, dass sie zu früh (Praxis: 10% vs. 19%, Theorie 13% vs. 19%) oder zu spät (Praxis: 7% vs. 12%, Theorie: 7% vs. 13%) beginnt. Durch das Studium fühlen sich 43% der Studierenden im Reformstudiengang gut auf die Hausarzttätigkeit vorbereitet, (vs. 29% Regelstudiengang). Studierende im Regelstudiengang wünschen sich von der Lehre mehr PatientInnenkontakte (45% vs. 30%) und mehr praktische Fertigkeiten (67% vs. 49%), während Reformstudiumstudierende sich mehr Lehre zum Thema „Red Flags“ wünschen (47% vs. 43%).
Diskussion: Die horizontale und vertikale Verknüpfung von Wissen, Handeln und Kompetenz, wie sie in Reformstudiengängen exerziert wird, wird von den Studierenden wahrgenommen und führt zu einer besseren Einschätzung der ärztlichen Kompetenzen.