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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Quereinsteigende qualifizieren, motivieren, inspirieren

Qualify, motivate and inspire career changers

Case Report Personalgewinnung und -entwicklung

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  • corresponding author Ute Engelkenmeier - Berufsverband Information Bibliothek (BIB), Deutschland; Universitätsbibliothek Dortmund, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2024;24(1):Doc07

doi: 10.3205/mbi000590, urn:nbn:de:0183-mbi0005906

Veröffentlicht: 13. September 2024

© 2024 Engelkenmeier.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Ende März 2024 konnte der erste Zertifikatskurs für Quereinsteigende in das Berufsfeld Bibliothek des Weiterbildungszentrums der Freien Universität (FU) Berlin in Kooperation mit dem Berufsverband Information Bibliothek (BIB) erfolgreich abgeschlossen werden. Der Beitrag erläutert die grundlegende Zielsetzung, die Konzeption sowie die Erfahrungen aus der Umsetzung des Quereinstiegskurses „Basiswissen Bibliothek für Quereinsteiger:innen“.

Schlüsselwörter: Quereinstieg, Fortbildung, Personalgewinnung, Personalqualifzierung, Berufsfeld, Bibliothek

Abstract

At the end of March 2024, the first certificate course for career changers in the library profession was successfully completed by the Weiterbildungszentrum (Continuing Education Centre) of the FU Berlin in cooperation with the Association of Information and Library Professionals (BIB). The article shows the basic objectives, the concept and the experiences from the implementation of the training for lateral entrants named “Basiswissen Bibliothek für Quereinsteiger:innen“.

Keywords: lateral entry, continued education, recruitment, personnel qualification, professional field, library


Quereinsteigende in Bibliotheken

Die Beschäftigung von Quereinsteigenden in Bibliotheken ist eine vielversprechende Strategie, um dem aktuellen Fachkräfte-, Spezialist:innen- und Expert:innenmangel entgegenzuwirken. Quereinsteigende, oder begrifflich synonym Seiteneinsteigende, sind Mitarbeitende in Einrichtungen, die aus einer anderen Branche, mit einer anderen Qualifikation in das für sie neue Betätigungsfeld Bibliothek wechseln, ohne eine bibliotheksspezifische Ausbildung oder ein Studium absolviert zu haben. Im Gegensatz dazu werden in der Regel nicht als Quereinsteigende gezählt, wenn Mitarbeitende in Bibliotheken in ihrem erlernten Beruf entsprechenden Aufgaben nachgehen, wie z.B. Jurist:in, Verwaltungsangestellte/r, Marketingexpert:in, Medienpädagog:in oder Kraftfahrer:in. Die Aufgabenfelder und auch die Praxis in Bibliotheken zeigen, dass es eine große Schnittmenge gibt zwischen Quereinsteigenden, Fachexpert:innen und den Mitarbeitenden mit originärer bibliotheksspezifischer Qualifikation. Multiprofessionelle Teams sind immer mehr der Regelfall [1].

Der aktuelle Fachkräftemangel wie auch Expert:innen- und Spezialist:innenmangel ist auch in Bibliotheken und Informationseinrichtungen spürbar [2]. Es wird zunehmend schwieriger und langwieriger, geeignetes Personal zu finden. Viele ausgeschriebene Stellen können erst nach langer Vakanzzeit besetzt werden und dies häufig durch nicht-bibliotheksspezifisch ausgebildetes Personal. Quereinsteigende einzustellen und diese „on-the-job“ für die Fachaufgaben einzusetzen ist daher, neben der grundlegenden Werbung für bibliotheksspezifische Ausbildungs- und Studiengänge und der Weiterqualifizierung von Mitarbeitenden, einer der vielversprechenden Wege, dem Personalmangel in Bibliotheken entgegenzuwirken. Jedoch ist es in vielen Bibliotheken nicht immer möglich, für Quereinsteigende eine ausreichende Einarbeitung auch über das ursprüngliche Aufgabenfeld hinaus zu gewährleisten. Der Berufsverband Information Bibliothek (BIB) formulierte dazu 2023 in seinem Positionspapier: „Quereinsteigende benötigen für die Arbeit in Bibliotheken und Informationseinrichtungen eine Basis an bibliothekarischem Fachwissen“ und fordert berufsvorbereitende und berufsbegleitende Qualifizierungsmöglichkeiten [3].


Konzeption Zertifikatskurs

Unter dem Titel „Basiswissen Bibliothek_für Quereinsteiger:innen und solche, die es werden wollen“ wurde ein gemeinsamer Zertifikatskurs des Weiterbildungszentrums der Freien Universität (FU) Berlin in Kooperation mit dem Berufsverband Information Bibliothek e.V. (BIB) konzipiert und an sechs ausgewählten Tagen im Februar und März 2024 zum ersten Mal umgesetzt.

Der Zertifikatslehrgang für Quereinsteiger:innen in Bibliotheken war ein Desiderat, weil es in Deutschland bisher noch keine Fortbildung dieser Art gab, die sich gleichermaßen an Quereinsteigende in wissenschaftlichen, öffentlichen Bibliotheken wie auch Spezialbibliotheken und an externe Interessierte, die noch gar nicht in einer Bibliothek arbeiten, gemeinsam richtete. Voraussetzungen an die Teilnehmenden gab es nicht. Es wurden sowohl Quereinsteigende adressiert, die seit Kurzem oder bereits seit Längerem in einer Bibliothek arbeiten, sowie Interessierte, die sich für einen möglichen Einstieg in das Berufsfeld informieren möchten. Auch Beschäftigte in Bibliotheken, die sich in Einarbeitung befinden oder die ihr Grundlagenwissen auffrischen oder ausbauen möchten, waren adressiert. Bewusst wurde der Kurs für alle Arbeitsebenen, über alle Qualifikationsebenen sowie über alle Sparten konzipiert. Grundlegendes Ziel war dabei die Vermittlung systematischer Basis-Kenntnisse im Überblick. Vertiefende Kenntnisse und Spezialwissen können dann im Fortgang in entsprechend spezialisierten Weiterbildungen erworben werden. Über diese weiterführenden Möglichkeiten informierte der Kurs ausdrücklich.

Im Vorfeld wurde in einer Gruppe aus ca. 20 Expert*innen aus öffentlichen wie wissenschaftlichen Bibliotheken und Spezialbibliotheken, im Schwerpunkt aus der Landesgruppe Berlin und den Kommissionen des BIB sowie Expert:innen des Weiterbildungszentrums, die Zielsetzung des Kurses sowie konkrete Lernziele und Lerninhalte erarbeitet. Der Kurs wurde dann durch insgesamt zwölf Dozent:innen aus den unterschiedlichen Sparten und Aufgabenfeldern umgesetzt, die ihre jeweilige Expertise, ihre Kenntnisse und ihre Erfahrung in dieses interaktive Basisprogramm einbrachten. Die Dozierenden waren bereits erfahrene Expert:innen, die in anderen Kursen des Weiterbildungszentrums oder der Berufsverbands BIB aktiv waren und/oder als Expert:innen aus der Praxis zu bestimmten Themen schulten, dabei waren auch hier alle Sparten und Berufszweige vertreten, von Bibliotheksleitungen bis hin zu Freelancer:innen.

Ziel des Kurses war, die fachlichen Grundlagen der Arbeit in Bibliotheken zu sichern und die Voraussetzung für mehr Qualität in der Arbeit zu schaffen. Für die Teilnehmenden sollte der Kurs nicht nur das grundlegende Verständnis über die Bibliotheksarbeit schärfen, sondern darüber hinaus motivieren, über bisherige Tellerränder zu schauen und sich für das weitere Feld „Bibliothek“ zu interessieren.

Zielbeschreibung:

1. Die Absolventinnen und Absolventen verfügen über systematische Kenntnisse

  • des deutschen Bibliothekssystems im Überblick,
  • der wichtigsten Ziele, Motivationen, Leitwerte und ethischen Fragestellungen in der Bibliotheksarbeit,
  • zu Strukturen, aktuellen Aufgaben und Tätigkeitsfeldern der unterschiedlichen Bibliothekssparten,
  • über die Möglichkeiten, sich als Quereinsteiger:in berufsbegleitend weiter zu qualifizieren.

2. Die Quereinsteiger:innen sind nach Absolvieren des Zertifikatskurses in der Lage

  • in einen fachlichen Austausch mit Kolleg:innen in ihrer Bibliothek und in der Fachcommunity zu gehen,
  • ihr eigenes Aufgaben-/Tätigkeitsfeld in das Gesamtgefüge Bibliothek einzuordnen,
  • zu erkennen, welchen gesellschaftlichen und bildungspolitischen Auftrag Bibliotheken haben und
  • zu erkennen, in welcher Verbindung Bibliotheken mit ihren jeweiligen Trägern sowie anderen Kultur- und Bildungseinrichtungen stehen.

3. Die Absolvent:innen haben sich mit anderen Teilnehmer:innen des Zertifikatskurses vernetzt.

Als eine Orientierung bei der fachlichen Auswahl diente das durch die AG Personalgewinnung im Dachverband Bibliothek & Information Deutschland erarbeitete „Kernaussagen“-Papier [4].

Das wertvolle Wissen der Quereinsteigenden aus den zumeist fachfremd erlernten Berufen, verbunden mit erstem Erfahrungswissen, das sie in Bibliotheken oftmals schon sammeln konnten, wurde durch den Kurs verstärkt und diente der Einordnung in „das große Ganze“. Die Teilnehmenden lernten nicht nur, wie das Berufsfeld „tickt“, sondern auch, wie die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Quereineinsteigenden, Fachangestellten und Bibliothekar:innen durch ein gemeinsames Verständnis und eine gemeinsame Sprache gefördert werden kann. Nicht zu unterschätzen war dabei der persönliche Austausch, das Netzwerken in der Gruppe und darüber hinaus.

Als Format wurde der Zertifikatskurs mit drei Präsenztagen und drei Onlinetagen konzipiert. Die maximal 24 Teilnehmer:innen durchliefen (als feste Gruppe) gemeinsam das gesamte Programm. Die ersten beiden Tage dienten im Weiterbildungszentrum in Berlin dem gegenseitigen Kennenlernen, zur Gruppenbildung. Die folgenden Wochen fand an je einem Tag in der Woche ein virtueller Kurs statt und es wurde online gearbeitet. Als Abschluss diente dann ein erneutes Treffen in Berlin oder hybrid, je nach persönlichen Möglichkeiten. Die jeweiligen Themen wurden in Modulen erarbeitet und als kleine Einheiten in einem kompakten Zeitraum von insgesamt vier Wochen umgesetzt.


Bildungsziele und didaktisches Konzept

Der Kurs verfolgte die Förderung sowohl fachlicher als auch sozialer und personaler Kompetenzen:

  • Fachliche Kompetenzen: Die Teilnehmer:innen sind mit den Grundbegriffen und Strukturen der deutschen Bibliothekslandschaft/des Bibliothekssystems vertraut, sie verfügen über systematische Kenntnisse
    • zur Berufsethik und gesellschaftlichen Funktion von Bibliotheken,
    • der aktuellen Vielfalt von Aufgaben und Tätigkeiten im digitalen Zeitalter und
    • haben ein vertieftes Verständnis von (traditionellen) Kernaufgaben von Bibliotheken.
  • Soziale Kompetenzen: Die Teilnehmer:innen gehen nicht nur mit Dozent:innen in den Austausch, sondern insbesondere in den Austausch mit anderen Teilnehmenden. Im Rahmen von interaktiven Gruppenarbeiten lernen sie, sich über fachliche Themen auszutauschen und ihre Kompetenzen in ihrer Kommunikationsfähigkeit in der Bibliothek und in der Fachwelt zu stärken.
  • Personale Kompetenzen: Die Teilnehmer:innen gelangen am Ende des Kurses zu der Selbsterkenntnis, ob die Bibliothek mittel- und langfristig der richtige Arbeitsort für sie ist und ob sie neben einem Quereinstieg bereit sind, sich weiter zu entwickeln und Lernbereitschaft zu zeigen.

Als didaktische Grundorientierungen dienten Erfahrungsorientierung, instruktives Lernen und Handlungs- und Reflexionsorientierung als Prinzipien:

  • Erfahrungsorientierung: Die jeweiligen Module sollen an bisherige Lebenserfahrungen der Teilnehmenden anknüpfen und ebenso neue Erfahrungen im Rahmen dieser Weiterbildung schaffen.
  • Instruktives Lernen: In den jeweiligen Modulen werden nicht nur Überblicke über ein Themenfeld skizziert, sondern mit Blick auf die jeweiligen Gesamtzusammenhänge soll der Fokus auf das Wesentliche gelenkt werden. Interaktive Methoden beteiligen dabei die Teilnehmenden aktiv am Lernprozess.
  • Handlungs- und Reflexionsorientierung: Fester Bestandteil der Module sind Übungen, bei denen die Teilnehmenden das Erlernte (vor dem Hintergrund ihrer bisherigen Erfahrungen, auch in anderen Berufsbereichen) praktisch anwenden und die Ergebnisse reflektieren können. Ein gelungenes Beispiel bot hier eine Exkursion in gleich drei verschiedene Bibliotheken vor Ort. Die Teilnehmenden wurden gebeten, sich bei den intensiven Führungen auf drei vorgegebene konkrete Fragen vorzubereiten (und auch eigene zu stellen) und diese am nächsten Tag in der Gruppe zu reflektieren. Im Rahmen der Reflexion konnten die Teilnehmenden grundlegende Aufgaben und Prozesse wie auch Fallstricke im Betrieb von Bibliotheken und Informationseinrichtungen erkennen.

Die Bandbreite der interaktiven Methoden war sehr vielfältig und auf die jeweiligen Themen und Lernziele angepasst. Als interaktive Methoden in der Präsenzphase vor Ort wurden u.a. ein Kopfstand-Brainstorming zur Ideenfindung eingesetzt oder in Kleingruppen Kompetenzfelder anhand von im Vorfeld vorgestellten Personas (hypothetische Personen aus der Bibliothekswelt) erarbeitet, oder es gab Gruppendiskussionen zu ethischen Fragestellungen. Als interaktive Methoden in der Onlinephase wurden u.a. Brainstormings als Wasserfallmethode im Chat eingesetzt oder kleine Quizfragen zu bestimmten Themenbereichen mit jeweiliger Abstimmung per Handzeichen eingebunden, oder es wurden in Kleingruppen in Breakouträumen Konzeptskizzen zu bestimmten Fragestellungen erarbeitet oder in Einzelarbeit in Ruhearbeitsphasen bestimmte Aufgaben erfüllt, die im Anschluss in der Gruppe vorgestellt wurden.


Modularer Aufbau und Inhalte des Zertifikatskurses

Die jeweiligen Module wurden von einzelnen Dozierenden plus begleitender und rahmender Gesamtmoderation für den jeweiligen Tag durchgeführt. Insbesondere bei übergreifenden Feldern haben bis zu fünf Dozierende gleichzeitig zusammen mit den Kursteilnehmenden die Themen erarbeitet, was zu sehr intensiven Lernsituationen führte.

Modul I: Bibliothek heute: zwischen Tradition und digitalem Wandel

  • Tag 1: Stellung und Aufgabe der Bibliotheken HEUTE
  • Tag 2: Bibliothek HEUTE: Kompetenzen der Bibliotheksbeschäftigten

Modul II: Arbeiten in der Bibliothek

  • Aufgaben und Tätigkeiten
  • Abläufe und Strukturen
  • Nutzer*innenorientierte Informationsdienstleistungen (Auskunft und Beratung, Grundlagen: Kundenumgang/Kommunikation)
  • Bestandsmanagement (Wie kommt ein Medium in die Bibliothek? Bestandspflege,-aktualisierung, -reduzierung; Kennzahlen, Konzepte; Informationsmittel, Kundenwünsche)
  • Zielgruppenorientierte Services

Modul III: Arbeiten für die Bibliothek

  • Kontaktarbeit, Zielgruppen, Kooperationspartner*innen und Organisationen
  • Statistik, Haushalt/Finanzen, Drittmittel und Förderrichtlinien
  • Outreach und Partizipation

Modul IV: Strategisches Handeln – Schwerpunkt Öffentliche Bibliotheken

  • Kontaktarbeit, Zielgruppen, Kooperationspartner*innen und Organisationen
  • Statistik, Haushalt/Finanzen, Drittmittel und Förderrichtlinien
  • Outreach und Partizipation

Modul V: Strategisches Handeln – Schwerpunkt Wissenschaftliche Bibliotheken

  • Openness: Open Access, Open Science, Citizen Science
  • Forschungsdatenmanagement
  • Statistik, Haushalt/Finanzen, Drittmittel und Förderrichtlinien
  • Kooperationen, Partnerschaften, Vernetzung z.B. innerhalb der Universität
  • Spezialbibliothek & One-Person-Libraries

Modul VI: Abschluss und Ausblick: Meine Zukunft in Bibliotheken

  • Berufsethik / das Herz der Bibliothek
  • Aktueller Fachdiskurs
  • Fortbildungsangebote
  • Berufsbilder
  • Bewerbungen im deutschen Bibliothekssystem
  • Internationalisierung

Feedback und Evaluation des Kurses

Der Kurs erfuhr eine enorme Bereicherung durch die Vielfalt der bisherigen Expertisen und der Beschäftigungsfelder der Teilnehmenden und brachte unterschiedliche Perspektiven in die Diskussionen ein, so dass dadurch ein besseres Verständnis für die Aufgaben und Rollen von Bibliotheken geschaffen werden konnte. Für viele bot der Kurs eine Orientierung, ob das Berufsfeld zu den eigenen bisherigen Vorstellungen und Erwartungen passt. Die Entscheidung, eine duale Ausbildung anzuschließen, wurde dadurch klarer. Für Einige bot es ebenso die Chance, bisher befristete Beschäftigungen als Einstiegshilfe nutzen zu können.

Eine Abschlussprüfung war im Kurs für Quereinsteigende nicht vorgesehen, die Dozierenden haben je nach Themenfeld und Modul unterschiedliche Lernerfolgskontrollen eingesetzt, zum Beispiel im Rahmen von kleinen Arbeitsaufträgen (Konzepterstellung, Probekatalogisat oder Fragestellungen, die gelöst werden sollten). Nach jedem abgeschlossenen Modul gab es eine ausführliche Evaluation durch die Teilnehmenden. Hierbei wurde mittels anonymisierter Fragebögen eine Auswertung nach Zufriedenheit der Teilnehmenden, Bewertung der Dozierenden, Bewertung des persönlichen Lerngewinns sowie der Organisation des jeweiligen Moduls vorgenommen. Nach Abschluss des gesamten Kurses erfolgte eine Abschlussevaluation, zunächst als offene Feedbackrunde vor Ort, dann als anonymisierte Befragung. Zudem fand drei Monate nach dem Kurs eine weitere offene Feedbackrunde mit allen Dozierenden und Teilnehmenden online statt, in welcher mit zeitlichem Abstand erneut insbesondere auf persönliche Lerngewinne geblickt werden konnte und Anregungen für weitere Kurse gegeben wurden.

Von den Teilnehmenden wurde die Durchmischung aus unterschiedlichen Berufsfeldern und über alle Sparten hinweg als durchweg sehr positiv empfunden. Dadurch wurde Kontakt zwischen – noch externen – Interessierten und denen, die bereits in Bibliotheken arbeiten, hergestellt. Dies erzeugte einen lebendigen Erfahrungsaustausch, Motivation, für das Berufsfeld zu arbeiten, und darüber hinaus eine Bindung in ein erstes Netzwerk.

Zitat eines/r Teilnehmenden: „Themen die hier aufgerufen werden, zeigen, wie aktuell und spannend die Arbeit hier ist!“

Ein erstes Treffen in Präsenz wird als wichtig für das erste Kennenlernen gesehen und ist die Basis für den Erfahrungsaustausch untereinander.

Zitat eines/r Teilnehmenden: „Alle QE [Quereinsteigende] sind Fremde in der Bibliothek (Außenseiter/Aliens ?) und sind froh, wenn sie Menschen im Kurs treffen, die in einer ähnlichen Situation sind!“

Aus- und Weiterbildung geht nur mit Unterstützung der Leitungen und der Trägereinrichtungen. Eine aktive Unterstützung durch Finanzierung der Teilnahmegebühr und eine Freistellung vom Dienst oder gar den Kurs in Onboardingmaßnahmen neuer Mitarbeitenden einzubetten waren ebenso Feedbacks aus dem Teilnehmer:innenkreis. Die Veranstaltung wurde gemäß Berliner Bildungsurlaubsgesetz (BiUrlG, §11) als Bildungszeit anerkannt. Teilnehmer:innen anderer Bundesländer wurde empfohlen, sich vor Beantragung eines Bildungsurlaubs bei ihrem zuständigen Bildungsministerium beraten zu lassen.

Der Kurs wird wiederholt. Der nächste Durchgang findet im Herbst 2024 statt und richtet sich insbesondere an die Interessierten auf der langen Warteliste vom Frühjahr 2024. Für 2025 sind neue Durchgänge geplant, die für neue Bewerbungen und Anmeldungen offen sein werden.

FU Berlin WBZ und BIB hoffen, dass der Zertifikatskurs bei vielen Teilnehmenden auch als Tor dient, sich für Weiterbildungsstudiengänge oder ein duales Studium zu entscheiden, und sie hoffen ebenso, dass die bisherigen Teilnehmenden ihren Weg im Berufsfeld Bibliothek erfolgreich weitergehen.


Anmerkungen

Interessenkonflikte

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.

ORCID der Autorin

Dr. Ute Engelkenmeier: 0000-0003-3785-8652


Literatur

1.
Holste-Flinspach K. Quereinsteigende qualifizieren. Bibliotheksdienst. 2023;57(1):8-18. DOI: 10.1515/bd-2023-0005 Externer Link
2.
Engelkenmeier U. Berufsfeld rebooted. Fachkräftemangel in Bibliotheken. Politik & Kultur. 2022;20(12/22-01/23):5. Verfügbar unter: https://www.kulturrat.de/publikationen/zeitung-pk/ausgabe-nr-122022-012023/ Externer Link
3.
Berufsverband Information Bibliothek e.V. Positionspapier Quereinsteigende. 2023 [letzter Zugriff: 30.05.2024]. Verfügbar unter: https://www.bib-info.de/standpunkte/positionspapier-quereinsteigende-bib-standpunkte Externer Link
4.
Bibliothek & Information Deutschland, AG Personalgewinnung. [Berufsfeld Rebooting …]. Partizipative Entwicklung einer Identität des Berufsfeldes Bibliothek. 2021 [letzter Zugriff: 30.05.2024] Verfügbar unter: https://bibliotheksportal.de/wp-content/uploads/2021/06/2021-05-20_BID-AG_Kernbotschaften_BerufsfeldRebooting.pdf Externer Link