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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Bibliothekarische Studienangebote an der Hochschule der Medien Stuttgart (HdM)

Library study programmes at the Stuttgart Media University (HdM)

Case Report Personalgewinnung und -entwicklung

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  • corresponding author Cornelia Vonhof - Hochschule der Medien Stuttgart, Fakultät Information und Kommunikation, Stuttgart, Deutschland
  • corresponding author Heidrun Wiesenmüller - Hochschule der Medien Stuttgart, Fakultät Information und Kommunikation, Stuttgart, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2024;24(1):Doc06

doi: 10.3205/mbi000589, urn:nbn:de:0183-mbi0005891

Veröffentlicht: 13. September 2024

© 2024 Vonhof et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Der Beitrag beschreibt zum einen den zum Wintersemester 2024/25 neu aufgestellten Bachelorstudiengang „Bibliothek und digitale Information“ (vorher: „Informationswissenschaften“) an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Bewährte Grundprinzipien wie das projektbasierte Studium in den höheren Semestern bleiben erhalten, doch wurde das Profil in Richtung Bibliothek geschärft. Mit einem verkürzten Short-Track-Studium werden die Bedürfnisse von Studierenden mit abgeschlossener Ausbildung zu Fachangestellten für Bibliotheks- und Informationsdienste berücksichtigt. Auch gibt es inzwischen Studierende, die das Studium in einem Vertragsverhältnis mit einer Bibliothek praxisbegleitend absolvieren. Zum anderen wird das Angebot auf Masterlevel dargestellt, bei dem man sowohl einzelne Module belegen als auch einen vollwertigen Masterabschluss erreichen kann.

Schlüsselwörter: Hochschule der Medien Stuttgart (HdM), Bachelorstudium, Studiengang „Bibliothek und digitale Information“, Masterstudium, Studiengang „Bibliotheks- und Informationsmanagement“, Kontaktstudium

Abstract

On the one hand, the article describes the new Bachelor‘s degree programme “Library and digital information” (previously: “Information sciences”) at Stuttgart Media University, which will be launched in the winter semester 2024/25. Established basic principles such as project-based studying in the higher semesters have been retained, but the profile has been sharpened with respect to libraries. A short track version takes into account the needs of students with completed training as „Fachangestellte für Bibliotheks- und Informationsdienste“. There are now also students who are completing the degree programme in a contractual relationship with a library. On the other hand, the programme at Master‘s level is discussed, where interested persons can either take individual modules or obtain a full Master‘s degree.

Keywords: Stuttgart Media University (HdM), Bachelor’s degree programme, study programme “Library and digital Information”, Master’s degree programme, study programme “Library and information management”, contact study programme


Einleitung

In der langen Geschichte der Hochschule der Medien (HdM, Abbildung 1 [Abb. 1]) in Stuttgart und ihrer Vorgänger-Institutionen wurden und werden die Studienangebote immer wieder reflektiert, kritisch überprüft und angepasst. Dies erfolgt sowohl mit Blick auf sich verändernde Anforderungen der Berufspraxis und neue Bedürfnisse der Studierenden als auch mit Blick auf die Rahmenbedingungen an der Hochschule (zu früheren Maßnahmen und Anpassungen vgl. [1]). Der folgende Beitrag stellt die aktuellen bibliothekarischen Studienangebote an der HdM vor und erläutert die neuesten Entwicklungen.


„Bibliothek und digitale Information“ – ein dynamisches Berufsfeld mit Perspektiven

Personal zu gewinnen wird eine immer drängendere Herausforderung für Bibliotheken. Der demografische Wandel auf der einen Seite und ein Berufsfeld, das immer noch mit seinem Image kämpft, auf der anderen Seite, sind zwei von vielen Erklärungsansätzen für die aktuelle Situation. Dennoch gibt es junge Menschen, die sich genau für dieses Berufsfeld interessieren und darin für sich eine attraktive Perspektive sehen. Für diese Interessent:innen spielt bei der Studien- und Berufswahl häufig die gesellschaftlich relevante und sinnstiftende Tätigkeit eine maßgebliche Rolle. Hier können Bibliotheken aufgrund der Breite und des Charakters ihres Tätigkeitsspektrums erfolgreich sein.

Der zum Wintersemester 2024/2025 startende Bachelorstudiengang „Bibliothek und digitale Information“ an der HdM rückt deshalb das Berufsfeld Bibliothek ganz bewusst wieder in den Fokus. Im neuen Studienangebot werden die Studieninhalte des Vorgängerstudiengangs „Informationswissenschaften“ weiterentwickelt und neue Akzente gesetzt. Bibliotheken als Orte des Wissens, der Kommunikation und Information, als Kultur- und Bildungseinrichtungen stehen deshalb im Studiengang wieder stärker im Mittelpunkt. Auch organisatorisch gab es eine Anpassung: Die Zulassung erfolgt künftig nur noch einmal jährlich, jeweils zum Wintersemester.

Der Studiengang richtet sich an kommunikationsstarke und engagierte Menschen, die Freude daran haben, Wissenschaft und Gesellschaft mit Information zu versorgen, die gerne mit Menschen arbeiten und ihnen Informations- und Medienkompetenz nahebringen wollen.

Menschen, die in Bibliotheken und Informationseinrichtungen arbeiten, brauchen vielfältige Kompetenzen und ein breites Wissen und Verständnis von gesellschaftlichen Zusammenhängen. Das Curriculum des Studiengangs „Bibliothek und digitale Information“ ist daher auf die aktuellen und zukünftigen Anforderungen in öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken ausgerichtet. Abbildung 2 [Abb. 2] zeigt den grundsätzlichen Aufbau mit vier Stufen von der Orientierungs- und Einstiegsphase in den ersten beiden Semestern bis zum interdisziplinären Projektstudium in den letzten beiden Semestern.

Die Lehrangebote des Studiengangs weisen in den Pflichtlehrveranstaltungen die folgenden Themenschwerpunkte auf: Informationspädagogik, Public Management, Informationstechnik und Informationsorganisation. Im Wahlbereich sind aber nicht nur Vertiefungsangebote aus diesen Bereichen zu finden, sondern es werden darüber hinaus noch viele weitere Themengebiete abgedeckt. Dazu kommen Inhalte aus dem Bereich der Schlüsselkompetenzen, die fakultätsweit gelehrt werden (vgl. zum Gesamtkonzept der Schlüsselkompetenzen an der Fakultät Information und Kommunikation an der HdM [2], S. 90-92).

In einem projektbasierten Studium in den höheren Semestern verknüpfen die Studierenden theoretische Grundlagen mit konkreter Umsetzung (vgl. zum projektbasierten Studium an der Fakultät Information und Kommunikation an der HdM [2], S. 92-94). In Projekten mit Partner:innen aus der Praxis und in einem praktischen Studiensemester in einer Institution ihrer Wahl sammeln sie „Hands-on“-Erfahrungen. Dabei profitieren sie von der modernen Ausstattung der HdM und der guten Vernetzung des Studiengangs mit der Berufspraxis.

Ein Studium, das viele Wege eröffnet

Das Studium wird auch künftig in der Regel nach sieben Semestern mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Der Abschluss qualifiziert für den vielfältigen Bibliotheks- und Informationssektor. Sei es in wissenschaftlichen Bibliotheken, in denen es um Forschungsunterstützung, Informationskompetenz, Metadatenmanagement und Digitalisierung von kulturellem Erbe geht, in öffentlichen Bibliotheken, die als lebendige Lern- und Kulturorte soziale und interkulturelle Arbeit leisten, oder in Informationsabteilungen von Unternehmen, bei Informationsdienstleistern oder in sonstigen Organisationen, die Daten und Informationen managen. Der Studiengang „Bibliothek und digitale Information“ will durch diese Neuprofilierung ganz bewusst einen Beitrag dazu leisten, dem Fachkräftemangel in Bibliotheken zu begegnen.

Dies kann jedoch nicht nur – und künftig immer weniger – allein durch ein klassisches Hochschulstudium direkt nach der Schule erfolgen. Die Berufsbiografien und Lebenswege von jungen Menschen werden immer vielfältiger. Darauf muss eine Hochschule bei der Gestaltung des Studiums in enger Partnerschaft mit den Praxisbetrieben reagieren. Der Studiengang „Bibliothek und digitale Information“ tut dies mit zwei besonderen Angeboten:

Das Short-Track-Studium spricht gezielt Personen an, die bereits eine Ausbildung als Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste der Fachrichtung Bibliothek abgeschlossen haben und die auf der Suche nach weiteren Perspektiven über ein Studium nachdenken. Diese können durch die Anrechnung von in der Ausbildung erworbenen Kompetenzen auf Module des Bachelorstudiengangs im Umfang von 60 Credit Points (ECTS) das Studium um zwei Semester verkürzen und so in zweieinhalb Jahren einen Bachelorabschluss erreichen. Dieses Angebot, das zum Wintersemester 2019/20 im Vorgängerstudiengang eingeführt wurde, wird im neuen Studiengang fortgeführt. Es wird von der Zielgruppe sehr gut angenommen und kann auch von Bibliotheken als gezielte Maßnahme der Personalentwicklung und -bindung genutzt werden.

Eine weitere Maßnahme der frühzeitigen Personalgewinnung und -bindung besteht in einem „bezahlten“ Studium, bei dem das reguläre Studium an der HdM mit einem Vertragsverhältnis an einer Bibliothek kombiniert wird. Bibliotheken können dadurch junge Menschen, die sich für das Berufsfeld interessieren, bereits während des Studiums an die Bibliothek binden. Sie haben die Chance, die Studierenden durch fachliche und persönliche Einblicke in den Praxisbetrieb für die Arbeit in der Bibliothek zu begeistern und so den Boden für ein reguläres Arbeitsverhältnis direkt nach dem Studienabschluss zu bereiten. Interessierte Bibliotheken schreiben entsprechende Stellen aus und die erfolgreichen Kandidat:innen bewerben sich danach um einen Studienplatz an der HdM. Für die Nachwuchskräfte sind die Incentives zum einen das „Sponsoring” ihres Studiums, zum anderen die Gelegenheit, in den zusätzlichen Praxisphasen in der vorlesungsfreien Zeit tiefere Einblicke in praktische Tätigkeiten zu erhalten – und natürlich nicht zuletzt, einen potenziellen Arbeitgeber bereits während des Studiums intensiv kennenzulernen. Auch eine Kombination von praxisbegleitendem Studium und Short-Track-Studium ist möglich.

Weiterführende Informationen zum Studiengang „Bibliothek und digitale Information“: https://www.hdm-stuttgart.de/bdi

Ansprechpartnerin/Studienberaterin: Prof. Heidrun Wiesenmüller


Personalentwicklung durch berufsbegleitende Qualifikation im Kontakt- und Master-Studiengang „Bibliotheks- und Informationsmanagement“

Personalgewinnung, -bindung und -entwicklung findet nicht nur zu Beginn einer Berufslaufbahn statt, sondern gerade auch, wenn es um bewährte Fachkräfte geht, die berufliche Entwicklungsmöglichkeiten suchen. Hier bietet die HdM mit dem Kontakt- und Masterstudium „Bibliotheks- und Informationsmanagement“ eine qualifizierte und flexible Weiterbildung auf Masterniveau an. Die Konstruktion des Kontaktstudiums ermöglicht die Kombination von Berufstätigkeit und Studium und eröffnet zudem den Weg zum Masterabschluss in individuellem Tempo und mit einer individuellen Auswahl der Inhalte. Die flexible Programmarchitektur bietet drei unterschiedliche Wege. Teilnehmer:innen können …

  • … ganz nach Interesse einzelne Weiterbildungsmodule belegen. Die aktive Teilnahme wird anerkannt durch ein Hochschulzertifikat, das die erworbenen Kompetenzen dokumentiert.
  • … flexibel und in ihrem eigenen Tempo den Masterabschluss erwerben. Dazu schließen sie jedes Modul mit einer Prüfung ab und sammeln damit Credit Points (ECTS). Diese werden im berufsbegleitenden Master angerechnet. Mit einer zusätzlichen Master-Thesis erlangt man den Abschluss als Master of Arts.
  • … sich für das Certificate of Advanced Studies (CAS) Bibliothekspädagogik (https://www.hdm-weiterbildung.de/zertifikatskurse/cas-bibliothekspaedagogik) entscheiden: Das CAS bündelt drei inhaltlich passende Weiterbildungsmodule zum Thema Bibliothekspädagogik und verleiht nach erfolgreichem Abschluss das „Certificate of Advanced Studies“.

Weiterführende Informationen zum Studiengang „Bibliotheks- und Informationsmanagement“: https://www.hdm-weiterbildung.de/bi

Ansprechpartnerin/Studiengangleiterin: Prof. Cornelia Vonhof


Fazit

Mit ihren bibliothekarischen Studiengängen auf Bachelor- und Masterniveau bietet die HdM ein breites und attraktives Angebot. Eine Stuttgarter Besonderheit ist die enge Einbindung der verschiedenen Bachelorstudiengänge in das Gesamtkonzept der Fakultät „Information und Kommunikation“, bei dem Interdisziplinarität eine zentrale Rolle spielt (vgl. dazu [3]). Am deutlichsten wird dies beim projektorientierten Studium, in dem Studierende aus unterschiedlichen Studiengängen gemeinsam an Aufgaben arbeiten. Von den Studierenden wird dies durchwegs als bereichernd empfunden. Aus Sicht des Studiengangs bereiten solche Erfahrungen aus dem Studium besonders gut auf eine Berufswelt vor, in der sich die Anforderungen schnell und häufig ändern.

Mit den weiter oben beschriebenen besonderen Ausprägungen (Short-Track-Studium, praxisbegleitendes Studium, Kontaktstudium, CAS Bibliothekspädagogik) wurden passgenaue Lösungen für Personengruppen mit besonderen Voraussetzungen bzw. besonderen Bedürfnissen entwickelt. Dies kommt dem Trend zur Individualisierung von Studienverläufen entgegen.

Um sicherzustellen, dass die Angebote den Anforderungen entsprechen, erfolgt die Entwicklung und Weiterentwicklung von Studienangeboten stets in engem Austausch mit Berufspraktiker:innen, Studierenden und Kolleg:innen aus der eigenen Hochschule und anderen Hochschulen. Dies wird zum einen durch die Akkreditierungsverfahren sichergestellt. Die HdM ist systemakkreditiert. Der Bachelorstudiengang „Bibliothek und digitale Information“ wurde im Frühjahr 2024 akkreditiert; der Masterstudiengang wird im Wintersemester 2024/25 reakkreditiert werden. Zum anderen ergeben sich durch die regelmäßigen Kontakte der Studiengangmitglieder in verschiedenen Kontexten (z.B. im Rahmen der KIBA-Jahrestagungen, bei Konferenzen, beim Alumnitreff auf der BiblioCon etc.) viele Gelegenheiten zu Gesprächen und zu Feedback von unterschiedlicher Seite. Auch in Zukunft werden die Studienangebote regelmäßig geprüft und bei Bedarf dynamisch angepasst werden.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autorinnen sind Studiengangleiterinnen der vorgestellten Studeingänge.


Literatur

1.
Pfeffer M. No Future? Konsequenzen der Bewerberkrise der informationswissenschaftlichen Studiengänge. Bibliothek Forschung und Praxis. 2022;46(3):422-30. DOI: 10.1515/bfp-2022-0044 Externer Link
2.
Burmester M, Seidl T. Lehr-Lernkontexte in einer transformativen Fakultät. Konzeptionelle Perspektiven. In: Stang R, Becker A, Hrsg. Zukunft Lernwelt Hochschule. Perspektiven und Optionen für eine Neuausrichtung. Berlin/Boston: De Gruyter Saur; 2020. (Lernwelten). S. 86-95. DOI: 10.1515/9783110653663-009 Externer Link
3.
Mildenberger U, Vonhof C. Neues Studienmodell und organisatorische Herausforderungen. Wege zu einer transformativen Fakultät. In: Stang R, Becker A, Hrsg. Zukunft Lernwelt Hochschule. Perspektiven und Optionen für eine Neuausrichtung. Berlin/Boston: De Gruyter Saur; 2020. (Lernwelten). S. 26-34. DOI: 10.1515/9783110653663-003 Externer Link