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Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Digitalisierung als relevante Schnittstelle zwischen Theorie & Praxis: Ein möglicher Ansatz für die Implementierung in der Ausbildung zum Pflegefachmann/-frau

Digitization as a relevant tool to combine theory and practice: A possible approach for implementation in training to become a nursing specialist

Fachbeitrag Medizinische Literaturversorgung im Umbruch

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GMS Med Bibl Inf 2022;22(1):Doc05

doi: 10.3205/mbi000523, urn:nbn:de:0183-mbi0005234

Veröffentlicht: 16. September 2022

© 2022 Rakow.
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Zusammenfassung

Die neue generalistische Pflegeausbildung sowie veränderte Determinanten bezüglich digitaler Medien ergeben neue Anforderungen an Lehr- und Lernarrangements. Eine Optimierung der digitalen Kompetenz wird nicht nur durch Beginn der Corona-Pandemie verstärkt wahrgenommen und betrachtet. Der Prozess und die Dissonanz wurden mit Einführung der generalistischen Ausbildung verstärkt und durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren unsystematisch beschleunigt. Um diesen gerecht zu werden, nutzen Helios Bildungszentren verschiedene digital-didaktische Lehr- und Lernmethoden. Die Helios Zentralbibliothek stellt in diesem Zusammenhang ein wichtiges Medium dar. Dieser Beitrag generiert einen notwendigen Perspektivwechsel in der Nutzung von digitalen Medien und macht auf eine künftige Herangehensweise aufmerksam.

Schlüsselwörter: Generalistik, Corona, Lehr- und Lernarrangements, Helios Bildungszentren, Perspektivwechsel, digitale Medien

Abstract

The new generalist nursing education as well as changed determinants regarding digital media result in new requirements for teaching arrangements. An optimization of digital competence has not only been increasingly perceived and considered since the beginning of the corona pandemic. Process and dissonance were intensified with the beginning of the generalist training and unsystematically accelerated due to the interaction of various factors. In order to do justice to these, Helios training centers use various digital-didactic teaching and learning methods. In this context, the Helios Central Library represents an important medium. This article generates a necessary change of perspective in the use of digital media and draws attention to a future approach.

Keywords: generalist nursing education, corona, teaching arrangements, Helios educational centers, change of perspective, digital media


Einleitung

Mit Inkrafttreten des neuen Pflegeberufegesetzes (vgl. [1]) zum Pflegefachmann/-frau, der zunehmenden Tendenz der Digitalisierung oder mit Beginn der Corona-Pandemie und einhergehendem Distanzunterricht werden Optimierungsprozesse und der Ausbau der Digitalisierung lauter.

Hierbei wird die Forderung nach digitaler Kompetenz unter anderem bei Lehrer:innen und Auszubildenden der generalistischen Ausbildung fokussiert.

„Die Digitalisierung hat weitreichende Implikationen für die Lehrerbildung und erfordert laut Strategie der Kulturministerkonferenz ein stark erweitertes Kompetenzprofil der Lehrkräfte.“ ([2], S. 5)

Gegenwärtig begleiten Jugendliche der Umgang mit Streamingdiensten, das Hören von Podcasts in ihrer Freizeit oder auch Social Media. Der Austausch über diese Art von Plattformen ist fundamental.

„Der Auftrag an Bildungs- und Kulturinstitutionen lautet, Curricula sowie Lehr- und Lernmethoden für Gegenwart und Zukunft zu erarbeiten. Dass dazu auch eine zeitgemäße Mediennutzung gehört, ist selbstverständlich. Dass Jugendliche die audiovisuellen Medien alltäglich einbeziehen, gibt hier einen wichtigen Hinweis für die weitere Entwicklung.“ ([3], S. 10)

Doch wie kann künftig ein digitales Lehrarrangement implementiert werden? Stellt die Integration eine Überforderung für Akteure des Lehr- und Lernprozesses dar, oder zeigt sich hierbei ein notwendiger Perspektivwechsel?


Förderung der digitalen Kompetenz

Rechtsverbindlich gibt es wegweisende Regelungen zur Entwicklung der generalistischen Ausbildung zur/zum Pflegefachfrau/-mann. Auszubildende sollen frühzeitig an ein Grundverständnis zur Nutzung digitaler Medien herangeführt werden. Dementsprechend muss, unter anderem, diese Kompetenz angebahnt und entwickelt werden. „Digitale Lernumgebungen können dazu die notwendigen Freiräume schaffen; allerdings bedarf es einer Neuausrichtung der bisherigen Unterrichtskonzepte, um die Potenziale digitaler Lernumgebungen wirksam werden zu lassen.“ ([4], S. 41)


Corona-Pandemie als möglicher Ansatzpunkt

Mit Einsetzen der Pandemie wurden Bildungszentren vor große Hürden gestellt. Eine Umstellung von Präsenz auf digitale Lehre wurde unausweichlich. Lehrkräfte mussten Lernarrangements umstrukturieren. Mittels verschiedener Plattformen wurden Interaktionen unabdingbar. Diese Umstrukturierung erfordert von Lernenden und Lehrenden ein hohes Maß an Selbstdisziplin, technischer Ausstattung und einen generelleren Perspektivwechsel. Das Ersetzen des gewohnten Klassenraumes gegen einen Schreibtisch in der Häuslichkeit bedarf Selbstorganisation und Strukturierung von Schüler:innen. Digitales Lernen erzeugt Stärken und Schwächen im Lehr- und Lernprozess. „Digitale Lernanwendungen bieten viele Chancen zur gezielten Unterstützung lernschwächerer oder auch lernstärkerer Auszubildenden […]“ ([5], S. 16). Mit Beginn der Corona- Welle nutzten Helios Bildungszentren in Deutschland zunehmend das verfügbare Literaturangebot der Helios Zentralbibliothek (HZB) und nahmen die Möglichkeit eines Umstiegs auf eine neue interaktive Lernplattform wahr (vgl. [6]). Die virtuell angelegte Zentralbibliothek lizenziert evidenzbasierte Paper, durch das Lesen dieser wird bereits mit Beginn der Ausbildung ein großes Spektrum an wissenschaftlichen Kenntnissen – auch der pflegewissenschaftlichen Forschung – erreicht (vgl. [7]). Weiterführend wurde das Tool Clinical Key für Lehrer:innen und Lernende eingerichtet.


Digitale Plattformen als Interaktionsmedium

Mit Einführung einer Lernplattform der Helios Zentralbibliothek haben Auszubildende die Möglichkeit, einen umfassenden Zugriff auf Lernmaterial zu erhalten. Dies ermöglicht darüber hinaus eine konsequente Auseinandersetzung mit evidenzbasiertem Lernstoff und einen Gewinn an digitaler Kompetenz. Auszubildende bekommen nach einer Registrierung die Möglichkeit eigenständig oder in Lerngruppen pflegerische Fragestellungen zu beantworten. Des Weiteren kann die Erstellung individualisierter Lernkarten eine Optimierung des Lernprozesses begünstigen. Lehrkräfte unterstützen diese Methode und haben unter anderem die Möglichkeit Lernaufgaben zu formulieren und diese digital an Schüler:innen via E-Mail zu versenden. Diese Variante hat sich bisher nicht nur im theoretischen Setting in Bildungszentren etabliert, sondern auch in der Praxis.

„[…] die Liste der digital-didaktischen Möglichkeiten ist lang. Die Umsetzung und Anwendung von digitalen Medien werden von Lehrenden an Pflegeschulen jedoch häufig kritisch betrachtet oder gar abgelehnt“ ([8], S. 157). Diese Zurückhaltung hängt mit Befürchtungen der Lehrenden, dass durch die Nutzung digitaler Medien die Lese- und Schreibkompetenz sowie die Fähigkeit, sich intensiv mit Thematiken auseinanderzusetzen, abnehmen, zusammen ([8], S. 157).

Auch ergeben sich hier Spannungen. Siebert [8] macht in diesem Zusammenhang auf die Gefahr der Professionalität, den digitalen Habitus der Lehrenden, das verminderte Einsetzen von selbstgesteuertem Lernen oder dem pädagogisch sinnvollen Nutzen von digitalen Medien, aufmerksam. Dies wären mögliche Ansatzpunkte um künftig einen Perspektivwechsel anzukurbeln. Virtuelle Plattform als Mittel der Wahl für die Optimierung der digitalen Kompetenz.


Helios Hanseklinikum Bildungszentrum

Das Bildungszentrum des Helios Hanseklinikum Stralsund knüpft an die bisherigen Erkenntnisse an. Die Unternehmensbibliothek (HZB) und die lizenzierte Lernplattform werden künftig noch größer geschrieben und sollen auch hier weiterhin Anwendung finden. Nicht nur Auszubildende der generalistischen Pflegeausbildung sollen fortan an evidenzbasierter Literatur wachsen. Auch sollen weiterhin Fortbildungsschwerpunkte für Pädagog: innen unter anderem in den Bereichen Blended Learning und selbstgesteuertem Lernen generiert und geschaffen werden. Nur durch ein Verständnis dieser kann eine Änderung des Kurses angestrebt werden: Digital-methodische Möglichkeiten müssen demnach noch weiter transferiert und begleitet werden. Des Weiteren bedarf es einem Ausbau der notwendigen technischen Ausstattung von Lehrenden und Auszubildenden sowie einer Einführung in digitalen Medien. „Um den digitalen Ausbau an Schulen und insbesondere an Pflegeschulen voranzutreiben, reicht es nicht aus, den Lehrenden digitale Medien und Endgeräte wie Laptops oder Tablets bereitzustellen, die Lehrenden müssen in der pädagogisch sinnvollen Nutzung von digitalen Medien geschult werden“ ([8], S. 158). Um diesem Spagat an allen Lernorten gerecht zu werden, bedarf es eines regelmäßigen Austauschs aller Akteure. Hierzu bietet sich die Verzahnung von Theorie und Praxis am Standort Stralsund an. Hier wird ein kollegiales Miteinander und der Austausch unter den Lernorten großgeschrieben. Erste Ansatzpunkte bilden hier die Meso- und Mikroebene. Nur wenn ein Verständnis erzielt wird, kann dieses an alle Beteiligten des Lehr-Lernprozesses weitergeben und implementiert werden. Die engmaschige Vernetzung durch regelmäßige Treffen von Helios Zentrale, Helios Bildungszentren sowie HZB sind in der Ausweitung von digitalen Medien als positive Schnittstellen zu erwähnen.

„Darüber hinaus benötigen schulische Führungskräfte als Entscheider und Multiplikatoren entsprechende Qualifizierungen, um Schulentwicklungsprozesse unter dem Aspekt der Digitalisierung in der Schule als Transformationsprozess zielgerichtet steuern zu können.“ ([9], S. 25)


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.


Literatur

1.
Bundesinstitut für Berufsbildung. Rahmenlehrpläne der Fachkommission nach §53 PflBG. Rahmenpläne für den theoretischen und praktischen Unterricht. Rahmenausbildungspläne für die praktische Ausbildung. 2. Aufl. 2020. urn:nbn:de:0035-0837-0 Externer Link
2.
Brinkmann B, Müller U, Scholz C, Siekmann D. Lehramtsstudium in der digitalen Welt- Professionelle Vorbereitung auf den Unterricht mit digitalen Medien?! Gütersloh: Bertelsmannstiftung; 2018 [abgerufen am 29.04.2022]. Verfügbar unter: https://www.monitor-lehrerbildung.de/web/publikationen/digitalisierung/index.html Externer Link
3.
Rat für Kulturelle Bildung. Jugend/YouTube/Kulturelle Bildung. 2019 [abgerufen am 20.04.2022]. Verfügbar unter: https://www.flipsnack.com/ratkulturellebildung/jugend-youtube-kulturelle-bildung-2019.html Externer Link
4.
Kerres A, Wissing C. Virtuelle Lerneinheiten erstellen: Möglichkeiten und Chancen für Hochschulen. Padua. 2021;16(1):41-4. DOI: 10.1024/1861-6186/a000594 Externer Link
5.
Schmidt U, Goertz L, Behrens J. Monitor Digitale Bildung. Berufliche Ausbildung im digitalen Zeitalter. Gütersloh: Bertelsmannstiftung; 2016 [abgerufen am 27.04.2022]. Verfügbar unter: http://www.bertelsmann-stiftung.de/digi-monitor Externer Link
6.
Hock R, Popoff L. Digitalisierung an Bildungszentren: Wie die Bibliothek unterstützen kann. GMS Med Bibl Inf. 2021;21 (1-2):Doc07. DOI: 10.3205/mbi000496 Externer Link
7.
Dauer B, Jürgensen A. Handreichung für die Pflegeausbildung am Lernort Praxis. Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung; 2021. urn:nbn:de:0035-0921-4 Externer Link
8.
Siebert J. Digitalisierung an Pflegeschulen. Der Einfluss des medialen Habitus von Lehrpersonen auf die Nutzung digitaler Medien. Padua. 2020;5(3):157-9. DOI: 10.1024/1861-6186/a000556 Externer Link
9.
Sächsisches Staatsministerium für Kultus, Hrsg. Medienbildung und Digitalisierung in der Schule. Konzeption. Dresden; 2017 [abgerufen am 20.04.2022]. Verfügbar unter: https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/29798 Externer Link