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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Forscher inmitten von Open Access und DEAL-Verhandlungen. Teil 1: Open-Access-Aktivitäten

Researchers in the midst of open access and DEAL negotiations. Part 1: open access activities

Fachbeitrag Open Access

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  • corresponding author Oliver Obst - Zweigbibliothek Medizin, Universitäts- und Landesbibliothek, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2019;19(1-2):Doc16

doi: 10.3205/mbi000441, urn:nbn:de:0183-mbi0004418

Veröffentlicht: 10. September 2019

© 2019 Obst.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Ziel: In dieser Studie sollte zum einen untersucht werden, inwieweit die Wissenschaftler der medizinischen Fakultät der Universität Münster Open Access publizieren, und ob sie über die Open-Access-Aktivitäten der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Bescheid wissen (Teil 1). Zum andern sollte ihr Wissen und ihre Meinung über die DEAL-Verhandlungen die Wege der Ersatzbeschaffung von nicht zugänglichen Zeitschriften-Artikeln abgefragt werden (Teil 2).

Methode: Online-Umfrage mittels Surveymonkey unter allen Wissenschaftler der medizinischen Fakultät via eines Email-Verteilers des Dekanats. Der Fragebogen bestand aus 14 Fragen, für Teil 1 wurden die ersten 7 Fragen ausgewertet.

Ergebnisse: 384 Fragebögen konnten ausgewertet werden. 63% hatten bereits mindestens einmal Open Access publiziert. 61% wussten über den Publikationsfonds der ULB vor der Umfrage Bescheid, 38% wurden durch Kollegen auf ihn aufmerksam gemacht und 35% durch Aktivitäten der Bibliothek (Mehrfachnennungen). 21% aller Antwortenden hatten bereits einmal einen Antrag beim Fonds gestellt; von denen, die von ihm wussten, waren dies mit 35% deutlich mehr. Hauptsächliche Finanzierungsquelle für Open-Access-Publikationen waren jedoch eigene Fördermittel (57%) oder solche der Institution (44%). Hauptausschlaggebend für die Publikation in einer Open-Access-Zeitschrift war deren Impact Faktor (84%), gefolgt von ihrem guten Ruf (62%).

Fazit: Etwa zwei Drittel der Wissenschaftler der medizinischen Fakultät der Universität Münster wussten gut Bescheid über die Bewertung von Open-Access-Zeitschriften, nutzten die Möglichkeit dort zu publizieren, kannten Fördermöglichkeiten und hatten offensichtlich keine Probleme, die Article Processing Charges (APC) zu bezahlen. Dabei stellte sich ein deutlicher Unterschied zwischen Senior und Junior Scientists heraus: Ältere, etablierte Wissenschaftler waren nicht so sehr auf Impact-starke, karrierefördernde Journals angewiesen; sie konnten es sich leisten, in kleineren, unbekannten Zeitschriften zu publizieren; sie hatten mehr Open-Access-Erfahrungen als die Nachwuchsforscher und wussten besser Bescheid über die Fördertöpfe in der Bibliothek.

Schlüsselwörter: Open Access, Publikationsfonds, Universität Münster, medizinische Fakultät

Abstract

Objectives: The aim of this study was to investigate to what extent the scientists of the Faculty of Medicine of the University of Münster publish open access and whether they know about the open access activities of the University and State Library (ULB) (part 1). Also their knowledge and opinions on the DEAL negotiations and ways of accessing non-licensed journal articles should be inquired (part 2).

Method: Online questionnaires were distributed among all scientists of the medical faculty via an email list of the dean’s office. The questionnaire consisted of 14 questions, answers to the first 7 questions were analyzed for part 1.

Results: 384 questionnaires could be evaluated. 63% of the scientists had already published open access at least once. 61% knew about the ULB's publication fund before the survey, 38% were made aware of it by colleagues and 35% by library activities (multiple answers). 21% of the respondents had already applied to the fund, and 35% of those who knew about it. The main source of funding for open access publications was own funds (57%) or funds of the institution (44%). For 84% of the respondents the impact factor was crucial for choosing an open access journal, followed by the good reputation of a journal (62%).

Conclusion: About two-thirds of the scientists at the Faculty of Medicine at the University of Münster knew well about the evaluation of open access journals, took advantage of the opportunity to publish open access, knew about funding opportunities and obviously had no problems paying the article processing charges (APC). There was a distinct difference between senior and junior scientists: Older, established researchers did not rely on high impact, career enhancing journals; they could afford to publish in smaller, unknown journals. They had more open access experiences than the junior researchers and knew better about the funds of the ULB as well.

Keywords: open access, publication fond, University Münster, medical faculty


Einführung

Mittels einer Online-Umfrage unter allen Wissenschaftlern der Medizinischen Fakultät der Universität Münster sollte zum einen untersucht werden, inwieweit sie Open Access publizieren, und ob sie über die Open-Access-Aktivitäten der ULB Bescheid wissen. Zum andern sollte ihr Wissen und ihre Meinung über die DEAL-Verhandlungen abgefragt werden und über Wege der Ersatzbeschaffung von nicht zugänglichen Zeitschriften-Artikeln.

Umfrage

Die Umfrage lief vom 3. bis zum 6. Juni 2019 und wurde über den Email-Wissenschaftsverteiler des Dekanats an alle wissenschaftlichen Mitarbeiter der Medizinischen Fakultät Münster verteilt – insgesamt über 2.000 Personen. Der Fragebogen (Anhang 1 [Anh. 1]) bestand aus 14 Fragen. Hier wird die Auswertung der Antworten zu den Fragen 1–7 vorgestellt. 416 Wissenschaftler beantworteten die Umfrage, was einen Recall von ca. 20% bedeutete. 32 Fragebögen konnten nicht in die Auswertung mit einbezogen werden, da sie unvollständig beantwortet worden waren, so dass final 384 Fragebögen in die Auswertung einbezogen wurden. Von den 384 Antwortenden waren 16% 20–29 Jahre alt, 36% 30–39 Jahre alt, 23% 40–49 Jahre alt, 20% 50–59 Jahre alt und 5% älter als 60 Jahre (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Forschung vs. Krankenversorgung/Lehre

Da in der Medizin die Abgrenzung Forschung/Krankenversorgung nicht immer eindeutig ist, und um später die Antworten entsprechend zuordnen und bewerten zu können, wurde nach dem Tätigkeitsschwerpunkt der Teilnehmer gefragt. Als Antwortoption wurde ein Schieberegler eingesetzt, mit dem die Tätigkeitsbereiche Forschung versus Krankenversorgung/Lehre angegeben werden konnten (bei einer maximalen Summe von 100%). Knapp zwei Drittel (64,6%) arbeitete überwiegend in der Forschung, 26,4% überwiegend in der Krankenversorgung/Lehre (9,0% arbeiteten genau 50:50 in den beiden Arbeitsbereichen). Acht Personen gaben an, zu 100% in der Krankenversorgung zu arbeiten, und wurden in der Folge bei der Auswertung nach wissenschaftlichen Tätikeitsbereichen ausgeschlossen. Über die genaue Verteilung der Teilnehmer an der Umfrage nach ihrem Tätigkeitsanteil in der Wissenschaft Forschung informiert Abbildung 2 [Abb. 2].


Ergebnisse

Open-Access-Publikationen

Fast zwei Drittel (63%) gaben an, schon einmal einen Artikel als Open Access publiziert zu haben, 28% hatten dies nicht, 7% hatten dies vor und 2% wussten es nicht (Abbildung 3 [Abb. 3]). Abbildung 4 [Abb. 4] stellt den Anteil der Antwortenden, die Open Access publiziert hatten, nach Prozentzahl des Tätigkeitsschwerpunkts in der Wissenschaft dar. Lediglich bei der geringsten wissenschaftlichen Tätigkeit von 1–10% des Arbeitsumfangs wurde mit 28% ein deutlich niedrigerer Open-Access-Publikationsanteil (OAP) verzeichnet. Bei alle anderen Tätigkeitsanteilen lag der OAP in einem engen Spektrum von 68% ± 6%.

Abbildung 5 [Abb. 5] zeigt den Prozentsatz der Teilnehmer in jeder der arbiträren Altersgruppen, die schon einmal Open Access publiziert hatten. Die Tendenz ist eindeutig: Mit dem Alter stieg auch der Anteil derjenigen, die schon einmal Open Access publiziert hatten, deutlich von 38% für die 20- bis 29-Jährigen bis 81% für die über 60-Jährigen an.

Kennen und Nutzen des Publikationsfonds der Bibliothek

Seit 2011 gibt es einen (teils DFG-geförderten) Publikationsfonds der Universität Münster, der von der ULB verwaltet wird. Wissenschaftler können für Open-Access-Veröffentlichungen eine Förderung aus diesem Fonds beantragen. Mit der folgenden Frage wurde der Wissensstand über diesen Fonds abgeprüft: „Der Publikationsfonds der Universitätsbibliothek erstattet unter bestimmten Voraussetzungen (Article Processing Charge kleiner gleich 2.000 €, reine Open-Access-Zeitschrift) die Kosten von Open-Access-Artikeln. Haben Sie bereits einmal einen Antrag auf Kostenübernahme beim Publikationsfonds gestellt?“ Wie die Abbildung 6 [Abb. 6] zeigt, hatte etwas mehr als jeder Fünfte (21%) bereits einmal einen Antrag beim Publikationsfonds gestellt, drei Viertel (75%) noch nicht und 3% wussten es nicht. Dieser Prozentsatz stieg mit dem Alter deutlich an, während von den Jüngeren nur jeder 14. einen Antrag gestellt hatte, waren dies von den Älteren 15% (30–39 Jahre), 24% (40–49), 35% (50–59) und 38% (>60).

Um der Kenntnis über den Fonds genauer auf den Grund zu geben, wurde folgende Anschlussfrage gestellt: „Wodurch haben Sie vom Publikationsfonds der Universitätsbibliothek erfahren?“. Es waren mehrfache Antworten möglich (Abbildung 7 [Abb. 7]). 39% der Umfrageteilnehmer hatten erst durch die Umfrage über den Publikationsfonds erfahren, 38% von Kollegen, 21% per Email-Newsletter der Zweigbibliothek, weitere 15% hatten Informationen zum Fonds auf der Homepage der Bibliothek gefunden und 6% wussten durch einen Vortrag von ZB MED Bescheid (vermutlich im Rahmen der Hausbesuche vor Ort in der Einrichtung). Insgesamt wussten 61% der Befragten über den Publikationsfonds der ULB Bescheid. Das Wissen stieg aber mit dem Alter deutlich an: Während von den Jüngeren nur 42% von dem Fonds wussten, so waren es bei den Älteren 59% (30–39 Jahre), 62% (40–49), 71% (50–59) bzw. 81% (>60).

Das Venn-Diagramm (Abbildung 8 [Abb. 8]) zeigt die Überlappung zwischen den drei häufigsten Antworten (Kollegen, Newsletter, sowie Homepage/Hausbesuche). 27%, also mehr als ein Viertel, hatten über den Publikationsfonds nur durch ihre Kollegen erfahren. Fast genauso viele (23%) hatten den Fonds nur über die Marketingkanäle der Bibliothek (Email-Newsletter, Homepage, Hausbesuche) kennengelernt, dabei war der freitägliche Newsletter mit 12% am Erfolgreichsten, gefolgt von den Hausbesuchen mit 7% (abweichende Prozentzahlen durch Rundungsfehler).

Finanzierung der Open-Access-Publikationen

Woher nahmen die Forscher das Geld für ihre Open-Access-Publikationen? Die Frage zu dieser Thematik lautete „Aus welchen Mitteln haben Sie bisher Ihre(n) Open-Access-Artikel bezahlt?“. Es waren mehrfache Antworten möglich (Abbildung 9 [Abb. 9]). Über die Hälfte aller Antwortenden (57%) bezahlte ihre Open-Access-Publikationen aus dem eigenen Budget bzw. eingeworbenen Drittmitteln. 44% benutzte die Budgettöpfe der Einrichtung, an der sie tätig waren. Immerhin jeder Fünfte (20%) gab an, mit dem Publikationsfonds eine eigene Open-Access-Publikation bezahlt zu haben (unter denen, die überhaupt von ihm wussten, waren dies immerhin 35%) – etwas weniger als die 21%, die dort einen Antrag gestellt hatten (s.o.). Nur 7% bezahlten die APC aus privaten Mitteln. Mehr als jede sechste Veröffentlichung war kostenfrei – entweder durch ein Waiver einer kostenpflichtigen Open-Access-Zeitschrift oder durch Benutzung einer kostenfreien Open-Access-Publikationsmöglichkeit.

Das Venn-Diagramm (Abbildung 10 [Abb. 10]) zeigt die Überlappung zwischen den drei häufigsten Antworten. 33%, also genau ein Drittel, bezahlten ihre APCs alleine aus dem eigenen Budget, fast ein Fünftel (20%) alleine aus dem Budget ihrer Einrichtung und immerhin 6% alleine aus dem Publikationsfonds der ULB. 29% benutzten mehr als einen Finanzierungsweg.

Kategorisiert man die für Open-Access-Publikationen aufgewendeten Budgettypen nach Altersgruppe (Abbildung 11 [Abb. 11]), dann zeigen sich zwei interessante Befunde: Zum einen – was nicht überraschend ist – stieg die Bezahlung durch eigene Mittel mit dem Alter deutlich an. Während nur 30% der jüngsten Forscher eigene Mittel für Open-Access-Publikationen einsetzen (rote Balken), waren dies bei der Altersgruppe 50 bis 59 bereits 47%. Lediglich bei den ältesten Forschern sank dieser Prozentsatz wieder. Eine Vermutung könnte darin liegen, dass Senior Scientists nicht mehr abhängig von Impact Faktoren oder dem Ruf einer Zeitschrift sind und auch in kleineren – kostenlosen – Zeitschriften publizieren, vielleicht, um diese zu unterstützen (s.u.). Der zweite Befund bezieht sich auf genau diese kostenlosen Zeitschriften, in denen die „Junior Scientists“ publizieren müssen, da sie noch keinen Zugriff auf eigene Mittel haben: Mit 22% zeigte sich hier der höchste „kostenlose Publikationsquote“ von allen Altersgruppen. Diese Quote sank bis auf 7% in der zweitältesten Altersgruppe (grüne Balken).

Auswahlkriterien für Open-Access-Zeitschriften

Abbildung 12 [Abb. 12] stellt die Ergebnisse zur Frage „Von welchen Faktoren war/wäre Ihre Entscheidung für ein bestimmtes Open-Access-Journal abhängig?“ dar. Es waren mehrfache Antworten möglich. Mit weitem Abstand war der Impact Faktor das maßgebliche Kriterium für die Auswahl einer Open-Access-Zeitschrift. 84% kreuzten diese Auswahlmöglichkeit an. Mit deutlichem Abstand folgten der Ruf der Zeitschrift (62%) und das Peer Review (49%). Die Bekanntheit des Titels war nur für etwas mehr als ein Viertel (28%) ausschlaggebend, ebenso wie die Höhe der APC (27%). Unter „Sonstiges“ wurden weitere Kriterien aufgeführt: Manuskript passt fachlich zum Journal (3x), kein kommerzieller Publisher, Open Peer Review, Qualität der Artikel, keine Predatory Publishers, Reichweite/Zitierhäufigkeit, Aufwertung kleinerer Journals mit kleinem Impact.

Kategorisiert man die Auswahlkriterien für Open-Access-Zeitschriften nach Altersgruppe (Abbildung 13 [Abb. 13]), dann zeigen sich zwei interessante Befunde: Zum einen – was nicht überraschend ist – bleibt der Impact Faktor über alle Altersgruppen der hauptsächliche Grund für die Auswahl einer Open-Access-Zeitschrift (rote Balken). Lediglich bei den Senior Scientists schwächte sich diese Dominanz leicht ab. Die Wichtigkeit des guten Rufs einer Zeitschrift nahm im Laufe der Karriere etwas ab; während die Jungforscher noch zu 29% an dem guten Ruf einer Zeitschrift als Kriterium für eine Submission festhalten, waren dies bei den 50- bis 59-Jährigen nur noch 22% (blaue Balken). Auch hier schießen die Senior Scientists mit 26% etwas aus der Reihe. Summiert man den Wert für Impact Faktor und „guten Ruf“ auf, so wird der Trend deutlicher: Der addierte Wert war bei den Junior Scientists mit 63% am Höchsten und sank mit dem Alter kontinuierlich um 9 Prozentpunkte auf 54% bei den Seniors ab.


Diskussion

In diesem ersten Teil der Studie wurde das Publikationsverhalten in Open-Access-Zeitschriften der Wissenschaftler der medizinischen Fakultät der Universität Münster untersucht. Von circa 2.000 Forschern füllte ein gutes Fünftel den Online-Fragebogen aus, was ein repräsentatives Sample ergab. Knapp zwei Drittel hatte schon einmal Open Access publiziert, weitere 7% hatten dies vor. Die Hypothese, ob der Anteil an Teilnehmern, die schon einmal Open Access publiziert haben, mit zunehmender wissenschaftlicher Tätigkeit ansteigt, wurde von den Ergebnissen widerlegt. Der Open-Access-Publikationsanteil war bei allen Tätigkeitsanteilen in der Wissenschaft >10% nicht signifikant unterschiedlich. Die Ausnahme bildeten diejenigen, die zu 10% oder weniger wissenschaftlich tätig war, und deren Publikationsaktivitäten signifikant geringer waren als der Durchschnitt.

Die zweite Hypothese war, ob der Anteil an Teilnehmern, die schon einmal Open Access publiziert haben, mit dem Alter ansteigt. Das Ergebnis scheint die Vermutung zu bestätigen: Mit zunehmendem Alter stieg der Prozentsatz der Teilnehmer, die schon einmal Open Access publiziert hatten (r2=0,92).

Dies liegt vermutlich daran, dass in der Regel die Publikationsaktivitäten von Wissenschaftlern mit dem Alter steigen, und somit auch die Wahrscheinlichkeit einer Open-Access-Publikation.

Gut jeder Fünfte hatte bereits einmal den Publikationsfonds der Universität in Anspruch genommen. Auch hier war keine Korrelation mit dem wissenschaftlichen Tätigkeitsschwerpunkt zu verzeichnen, aber eine mit der Altersgruppe: Der Prozentsatz der Publikationsfonds-Nutzer stieg mit dem Alter deutlich von 7% auf 38% an. Fast 40% hatten jedoch von diesem Fonds erst durch die Umfrage erfahren, so dass – wenn man nur die Kenntnisreichen betrachtet – gut jeder Dritte (35%) ihn in Anspruch genommen hatte.

Die häufigste Informationsquelle über den Publikationsfonds waren mit 38% die Arbeitskollegen. Die vielfältigen Marketingaktivitäten der Bibliothek schlugen sich in 35% gut informierten Wissenschaftlern nieder – ein Zeichen dafür, dass nicht ein Kommunikationskanal ausreicht, sondern dass es sinnvoll ist mehrere zu bedienen. Am überraschendsten war, dass – trotz dieser vielfältigen Werbemaßnahmen – 39% erst durch die Umfrage davon gehört haben. Alleine damit hatte die Umfrage bereits ihren Zweck erfüllt, Aufmerksamkeit für diesen besonderen Service zu erzeugen.

Es wurden vielfältige Finanzierungsquellen für Open-Access-Publikationen benutzt. Die Bandbreite reichte von privaten Mitteln, eigenen eingeworbenen Drittmittel bis zu Mitteln des Instituts und der ULB, wobei die eigenen Fördermitteln mit 46% bei weitem überwogen. Nur jeder Fünfte nahm den Publikationsfonds der ULB in Anspruch – bei denen, die davon wussten, war dies immerhin jeder Dritte. Die Gründe für diese doch relativ geringe Nutzung könnten in folgenden drei Punkten liegen: Der große Teil, der nichts von den Fonds wusste; Ablehnung von Anträgen mit APC>=2.000 €; primärer Einsatz von eigenen Drittmitteln. 29% zeigten sich bei den Finanzierungsquellen flexibel und griffen auf zwei oder mehr zurück. Die Nutzung mehrerer Finanzierungsmöglichkeiten und die geringe Abhängigkeit bei der Wahl der Zeitschrift von der Höhe der APC lässt vermuten, dass die überwiegende Anzahl der Teilnehmer keine Probleme mit der Bezahlung der Open-Access-Artikel hatten.

Nicht überraschend stieg die Bezahlung durch eigene Mittel mit dem Alter deutlich an. Während nur 30% der jüngsten Forscher eigene Mittel für Open-Access-Publikationen einsetzen, waren dies bei der Altersgruppe 50 bis 59 bereits 47%. Junior Scientists müssen darüber hinaus häufiger als Seniors in kostenlosen Zeitschriften publizieren, da sie noch keinen Zugriff auf eigene Mittel haben.

Die Bekanntheit einer Open-Access-Zeitschrift war – ebenso wie die APC – nur für etwas mehr als ein Viertel der Antwortenden ausschlaggebend für die Submission. Viel wichtiger waren dagegen Impact Faktor und der gute Ruf einer Zeitschrift – allerdings waren diese „Karrierebooster“ weniger für ältere, etablierte Forscher als vielmehr für jüngere Wissenschaftler essenziell.

Die Open-Access-Aktivitäten von Senior und Junior Scientists unterschieden sich in vielerlei Hinsicht. Ältere, etablierte Wissenschaftler waren nicht mehr auf Impact-starke, karrierefördernde Journals angewiesen; sie konnten es sich leisten, in kleineren, unbekannten Zeitschriften zu publizieren; sie hatten mehr Open-Access-Erfahrungen als die Nachwuchsforscher und wussten besser Bescheid über die Fördertöpfe in der Bibliothek.


Anmerkungen

Geschlechtsspezifische Formulierung

Aus Gründen der Lesbarkeit wird darauf verzichtet, geschlechtsspezifische Formulierungen zu verwenden. Soweit personenbezogene Bezeichnungen nur in männlicher Form angeführt sind, beziehen sie sich auf Männer und Frauen in gleicher Weise.

Interessenkonflikte

Der Autor erklärt, dass er keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.