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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Open Access an der Universitätsbibliothek Duisburg-Essen: Schwerpunkt Medizin

Open access at the University Library Duisburg-Essen: focus on medicine

Case Report Open Access

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  • corresponding author Katrin Wibker - Fachbibliothek Medizin, Universitätsbibliothek Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Katrin Falkenstein-Feldhoff - Digitale Bibliothek, Universitätsbibliothek Duisburg-Essen, Duisburg, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2019;19(1-2):Doc11

doi: 10.3205/mbi000436, urn:nbn:de:0183-mbi0004363

Veröffentlicht: 10. September 2019

© 2019 Wibker et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Der Artikel liefert zunächst einen kurzen Überblick über die gesamt universitäre Entwicklung von Open Access an der Universität Duisburg-Essen (UDE). Daran anschließend wird der steigende Open-Access-Anteil bei den Publikationen an der UDE nachgezeichnet, mit Fokussierung auf den Goldenen Open-Access-Weg und die Verwaltung des Publikationsfonds. Die Besonderheiten einer publikationsstarken Medizinischen Fakultät werden ebenso berücksichtig wie die neuesten Entwicklungen bei den Verlagsmitgliedschaften und die Abwicklung von Veröffentlichungen bei dem DEAL-Partner Wiley.

Schlüsselwörter: Universität Duisburg-Essen, Fachbibliothek Medizin, Medizinische Fakultät, Open Access, Publikationsfonds, Repositorium, Erfahrungsbericht

Abstract

The article first provides a brief overview of the overall university development of open access at the University of Duisburg-Essen (UDE). It then traces the increasing proportion of open access publications at the UDE, with a focus on the golden open access path and the administration of the publication fund. The special features of a medical faculty with a strong publishing capacity are taken into account, as are the latest developments in publishing memberships and the handling of publications by DEAL partner Wiley.

Keywords: University of Duisburg-Essen, medical branch library, medical faculty, open access, publication fund, repository, case report


Einleitung

Sechzehn Jahre nach der Veröffentlichung der Berliner Erklärung verzeichnet das Directory of Open Access Journals (DOAJ) heute rund 13.400 Zeitschriften – vor zehn Jahren waren es noch 5.000. Während in der SOAP-Studie von 2011 [1] noch von 10% Open-Access-Anteil bei allen Publikationen die Rede war, verzeichnen wir heute ca. 30%. Dieser Wandel im Publikationsverhalten ist auch bei den Autoren*innen der Universität Duisburg-Essen auszumachen. Auch hier überstieg der Anteil von Open Access bei den Veröffentlichungen 2012 erstmals die 10%-Marke.

Während bei Wissenschaftler*innen, insbesondere in den Naturwissenschaften, noch oft Zweifel herrschen, ob diese Art der Veröffentlichung auch genügend „Impact“ verspricht, sprechen die Zahlen in den natur- und lebenswissenschaftlichen Fächern an der UDE eindeutig für den Trend zu mehr Open-Access-Veröffentlichungen. Die Einsicht, mit dieser Art der Veröffentlichung ein größeres Publikum und höhere Zitationsraten zu erzielen setzt sich immer mehr durch. [2]

Demzufolge ist das Fach Medizin (hier vor allem die klinischen Fächer) auch am stärksten vertreten (Abbildung 1 [Abb. 1]). Allerdings ist seit 2018 auch ein Anstieg der Open-Access-Artikel in den nichtmedizinischen Fächern zu beobachten.

Im Zeitraum 2010 bis 2018 stieg die Anzahl der Publikationen der UDE laut Daten aus dem Web of Science um 47,72%, auch der Anteil der Open-Access-Publikationen steigt beständig (Abbildung 2 [Abb. 2]).


Förderung an der UDE im Überblick

Bereits 2010 hat sich die Universität Duisburg-Essen (UDE) entschlossen, an dem Förderprogramm „Open-Access-Publizieren“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft teilzunehmen. Ziel dieses Programms ist der Aufbau dauerhafter und verlässlicher Strukturen zur Finanzierung von Open-Access-Publikationen.

Dabei hat sich die UDE den von der DFG empfohlenen Richtlinien angeschlossen:

Es werden nur Open-Access-Zeitschriften mit einem anerkannten Qualitätssicherungsverfahren anerkannt. Der Autor muss als „Submitting“ oder „Corresponding author“ Mitglied der Hochschule sein. Die Artikelgebühren dürfen 2.000 € inkl. MwSt. nicht übersteigen, eine anteilige Förderung ist nicht vorgesehen. Außerdem ist die Freischaltung von Artikeln aus subskriptionspflichtigen Zeitschriften (hybrides Modell) nicht förderfähig.

Im Jahr 2012 hat das Rektorat der Universität Duisburg-Essen beschlossen, Open-Access-Aktivitäten an der Universität Duisburg-Essen nachdrücklich zu fördern (https://www.uni-due.de/de/forschung/open_access.php) und im Sinne der „Berliner Erklärung“ vom Oktober 2003 das Publizieren in Open-Access-Zeitschriften zu empfehlen. Die Universität bietet hierzu finanzielle und organisatorische Unterstützung an.

Weiterhin werden die Wissenschaftler*innen der Universität Duisburg-Essen ausdrücklich aufgefordert, ihre Publikationen im Rahmen der urheberrechtlichen Möglichkeiten und der mit den Verlagen geschlossenen Autorenverträge parallel über den Dokumenten- und Publikationsserver der Universität Duisburg-Essen (https://duepublico.uni-duisburg-essen.de/) zugänglich zu machen.

Die Universität Duisburg-Essen ermutigt ihre Wissenschaftler*innen dabei, Verwertungsrechte für elektronische Versionen ihrer Publikationen nicht abzutreten.

Die Universität Duisburg-Essen tritt dafür ein, dass Open-Access-Publikationen bei der Beurteilung wissenschaftlicher Leistungen angemessen berücksichtigt und herkömmlichen Verlagspublikationen gleichgestellt werden.

Nach einem negativen Entscheid der DFG für die Förderung für das Jahr 2015 hat die UDE einen eigenen Förderfonds aufgelegt. Zunächst erfolgte von 2015 bis 2017 eine Förderung durch Mittel des Rektorats und des Universitätsklinikums.

Aufgrund der begrenzten Mittel konnte bis Ende 2017 nur noch eine Teilförderung von 50% der Publikationsgebühren bzw. maximal 1.000 € auf Antrag angeboten werden. Auch hier wurden die Richtlinien der DFG angewendet. In diesem Zeitrahmen konnten 136 Artikel gefördert werden.

Seit 2018 kann wieder eine Vollförderung angeboten werden. Das Rektorat unterstützt finanziell weiterhin die Initiative der UB zum Ausbau von Open-Access-Publikationen der Wissenschaftler*innen der UDE. Hierzu werden für den Zeitraum 2018 bis 2020 Mittel vom Rektorat, der Universitätsbibliothek und des Universitätsklinikums zur Verfügung gestellt. Das jetzige Projekt dient der aktiven Beobachtung, inwieweit sich der Transformationsprozess im Publikationswesen entwickelt. 2020 wird die Universitätsbibliothek einen Bericht hierzu abliefern und eine Empfehlung zur weiteren Vorgehensweise vorlegen.


Zweitveröffentlichung

Die Universitätsbibliothek engagiert sich nicht nur im Bereich Gold-Open-Access. Durch das Repository DuEPublico (Duisburg-Essen Publications online) wird eine Möglichkeit geboten, Artikel nach den Bedingungen für eine Zweitveröffentlichung im Open Access erneut zu publizieren. Hier wird in aller Regel die Veröffentlichung des authors accepted manuscript (AAM) gestattet. Über rechtliche Möglichkeiten berät die Universitätsbibliothek. Wünschenswert wäre, wenn bereits bei Abschluss eines Autorenvertrages ein Zweitveröffentlichungsrecht verankert wird.

Das Repository DuEPublico ist auch Teil der Universitätsbibliografie, die durch die automatisierte Abfrage der Datenbanken Scopus, Web of Sciene, PubMed und EvaLunaBiblio gefüllt wird. Aufgrund der heterogenen Datensätze muss hier eine regelmäßige Dublettenkontrolle erfolgen.


Publikationsberatung & Workflow in der Fachbibliothek Medizin

Die Fachbibliothek Medizin befindet sich als dezentraler Standort der UB Duisburg-Essen direkt auf dem Campus der Universitätsmedizin. Aus dieser Nähe resultiert ein enger Kontakt zu den Studierenden und Wissenschaftler*innen, aber auch besondere Kenntnisse des Publikationsverhaltens im Fach Medizin.

So werden beispielsweise häufig Listen von adäquaten OA-Zeitschriften je nach Fach angefragt. Auch die Frage nach der Seriosität einzelner Zeitschriften und Verlage ist häufig und verlangt einen gewissen Erfahrungswert und steht noch unter dem Eindruck der Berichterstattung zu „Fake Journals“ in den Massenmedien im Sommer des Jahres 2018. Seither wird bei Publikations- oder Konferenzvorhaben vor allem aus der Medizinischen Fakultät die Expertise zu diesem Thema immer wieder angefragt.

Da Zeitschriften der präferierte Publikationstyp in der Medizin sind und die Preisentwicklung in diesem Bereich exorbitant steigt, wird Open Access hier zunehmend als Alternativmodell formuliert. Demzufolge ist das Fach Medizin auch am stärksten vertreten, was die Anzahl der zu fördernden Artikel betrifft (Abbildung 3 [Abb. 3]).

Das Angebot der persönlichen Beratung ist mittlerweile voll etabliert. Dies zeigt sich beispielsweise durch zahlreiche Anfragen von Nutzer*innen, die die Beratungswebseiten der Bibliothek – insbesondere die detaillierten FAQs – aufgerufen haben (https://www.uni-due.de/ub/publikationsdienste/oa_faq.php). Aber auch Doktorandinnen und Doktoranden richten sich bei Detailfragen, zum Beispiel hinsichtlich der Rechteeinholung für die Zweitveröffentlichung, an die Publikationsberatung der Bibliothek.

Bei der Bearbeitung der eingereichten Rechnungen ist auffällig, dass die Fördergrenze von 2.000 € häufig (knapp) überschritten wird. In diesen Fällen werden die Autor*innen gebeten, mit einem Formschreiben und der Angabe der Förderkriterien eine Reduktion beim Verlag zu beantragen. In fast 100% der Fälle wird den Anträgen zugestimmt und ein Teil der Gebühren erlassen.

Wenn alle Förderkriterien stimmen, wird die Rechnung von der zentralen Buchhaltung der UDE zur Zahlung angewiesen, was mitunter einige Wochen dauern kann. Gerade bei Auslandsrechnungen ist die Nachberechnung der Mehrwertsteuer und des Kurswertes nachzutragen. Diese Daten werden zu den bibliographischen Daten auf einem zentralen Laufwerk erfasst. Wie Frick [3] skizziert, ist der Workflow ständig den geänderten Rahmenbedingungen anzupassen, was von allen Beteiligten viel Flexibilität erfordert. Einmal pro Jahr werden die erstatteten Gebühren nach Verlagen summiert und an die Initiative OpenAPC (https://www.intact-project.org/openapc/) gemeldet, um die allgemeine Preistransparenz zu fördern. Andere interne Statistiken werden für die Direktion und Hochschulverwaltung aufgearbeitet


Mitgliedschaften und Wiley-DEAL

  • BioMedCental: Von 2010–2014 wurden hier 126 Artikel gefördert. Leider hat sich die Abwicklung und Begrenzung als schwierig erwiesen, weshalb die Mitgliedschaft aktuell ruht.
  • Frontiers: Seit Anfang 2019 können Autor*innen der UDE hier rabattiert veröffentlichen. Die Rechnungsstellung wird zentral über die UB abgewickelt.
  • MDPI: Auch hier besteht seit Anfang 2019 eine Mitgliedschaft, die einen Rabatt und eine Vereinfachung bei der Bezahlung bedingt.

Durch das Inkrafttreten des Wiley-Vertrages mit der Veröffentlichungskomponente seit Juli 2019 ist ein neues Arbeitsfeld für die UB entstanden. Im Rahmen des DEAL-Vertrags mit dem Verlag Wiley wurde ein Dashboard entwickelt, über das die Artikel von Autor*innen der Universität und des Klinikums geprüft und bestätigt werden müssen. Administriert wird das Dashboard von der MDPL Service GmbH, die zusammen mit den teilnehmenden Bibliotheken daran arbeitet, die Arbeitsabläufe zu optimieren.


Ausblick

Für das Jahr 2019 lässt sich mit Stand Juli 2019 sagen, dass die Anzahl der geförderten Artikel gegenüber den Vorjahren deutlich ansteigen wird. Bisher konnten 70 Artikel gefördert werden, dazu fünf (nicht-medizinische) Monografien. Mitgliedschaften wurden bei den Schweizer Verlagen MDPI und Frontiers abgeschlossen, hier zeichnet sich eine Steigerung der Publikationen ab.

Durch die stärkere Etablierung von Open-Access-Zeitschriften im Fach Medizin und die höheren Impact-Faktoren einzelner Zeitschriften wird sich der Trend zu mehr Publikationsunterstützung weiter fortsetzten. Mehr Ressourcen – finanziell und personell – sind daher dringend einzuplanen. Die Verwaltung und Bearbeitung werden sich weiter verändern, besonders im Hinblick auf eine zentralisierte Datenhaltung und bessere Controlling-Instrumente. Auch die Kommunikation zwischen Verlagen und Autoren wird weiter optimiert werden müssen.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autorinnen erklären, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
Schimmer R, Geschuhn K, Palzenberger M. Open Access in Zahlen: Der Umbruch in der Wissenschaftskommunikation als Herausforderung für Bibliotheken. Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. 2013;60(5):244-50.
2.
Sitek D. Lebenswissenschaften. In: Praxishandbuch Open Access Berlin: De Gruyter; 2017. S. 267-73.
3.
Frick C. Empfehlungen für Workflows zur Übernahme von Publikationsgebühren. In: Praxishandbuch Open Access. Berlin: De Gruyter; 2017. S. 323-30.
4.
Clarivate Analytics. Web of Science.
5.
Universitätsbibliographie der Universität Duisburg-Essen. Verfügbar unter: https://bibliographie.ub.uni-due.de/ Externer Link