gms | German Medical Science

GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

AGMB-Arbeitskreis österreichischer Medizinbibliothekarinnen und -bibliothekare (AGMB.AT): Bericht vom 8. Treffen 2018 und vom 9. Treffen 2019

AGMB work group Austrian Medical Librarians (AGMB.AT): Report on the 8th meeting 2018 and the 9th meeting 2019

Mitteilung

Suche in Medline nach

  • Bruno Bauer - Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, Österreich
  • corresponding author Helmut Dollfuß - Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, Österreich
  • David Frank - Universitätsbibliothek der Veterinärmedizinischen Universität Wien, Österreich

GMS Med Bibl Inf 2019;19(1-2):Doc03

doi: 10.3205/mbi000428, urn:nbn:de:0183-mbi0004286

Veröffentlicht: 10. September 2019

© 2019 Bauer et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Der AGMB-Arbeitskreis österreichischer Medizinbibliothekarinnen und -bibliothekare (AGMB.AT) versteht sich als ein Forum für den Informations- und Erfahrungsaustausch, das Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Medizinbibliotheken offen steht. Am 12. Dezember 2018 fand das 8. Treffen an der Medizinischen Universität Wien statt, am 7. Mai 2019 war die Vetmeduni Vienna Gastgeberin für das 9. Treffen. An beiden Terminen haben auch mehrere Kolleginnen von ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften aus Köln teilgenommen. Die Palette der besprochenen Themen reichte von den aktuellen Entwicklungen bei ZB MED über aktuelle Aufgaben an österreichischen Medizinbibliotheken bis hin zu möglichen Kooperationsprojekten.

Schlüsselwörter: Arbeitskreis österreichischer Medizinbibliothekarinnen und -bibliothekare, AGMB.AT, 8. Treffen 2018, Medizinische Universität Wien, 9. Treffen 2019, Veterinärmedizinische Universität Wien, ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften, Medizinbibliotheken, Erfahrungsaustausch

Abstract

The work group Austrian Medical Librarians (AGMB.AT) is a platform for the exchange of information and experience amongst medical librarians. On Dec 12, 2018 the 8th meeting took place at the Medical University Vienna. The 9th meeting was organized by the library of the Vetmeduni Vienna and was held on May 7, 2019. Colleagues from ZB MED – Information Centre for Life Sciences attended both meetings and presented the latest developments from their institution. Furthermore current topics from medical libraries in Austria where discussed and possible cooperations got suggested.

Keywords: work group Austrian Medical Librarians, AGMB.AT, 8th meeting 2018, Medical University of Vienna, 9th meeting 2019, University of Veterinary Medicine Vienna, ZB MED – Information Centre for Life Sciences, medical libraries, exchange of experience


Der AGMB-Arbeitskreis der österreichischen Medizinbibliothekarinnen und -bibliothekare (AGMB.AT)

Im Jahr 2005 wurde das Forum österreichischer Medizinbibliothekarinnen und -bibliothekare gegründet. Bereits ein Jahr später, im September 2006, erfolgte dessen Etablierung als eigener Arbeitskreis im Rahmen der AGMB, der Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen [1]. Insgesamt fanden bisher neun Tagungen statt, zur Förderung von möglichen Kooperationen und für den Erfahrungs- und Meinungsaustausch unter österreichischen Bibliothekarinnen und Bibliothekaren aus den Bereichen Medizin, Pharmazie und Gesundheitswissenschaften.

Die ersten beiden Versammlungen wurden am 20. Mai 2005 [2] und am 7. Dezember 2005 [3] an der Medizinischen Universität Wien durchgeführt. Der Veranstaltungsort des 3. Treffens war die Gesellschaft der Ärzte in Wien am 22. Juni 2006 [4]. Gastgeberin der 4. Tagung, die am 4. Dezember 2006 in Wien stattfand, war das Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment [5]. Die 5. Zusammenkunft fand wiederum an der Medizinischen Universität Wien statt, am 18. Juni 2007.

Danach dauerte es neun Jahre, bis der Arbeitskreis österreichischer Medizinbibliothekarinnen und -bibliothekare wieder einberufen wurde. Zahlreiche Mitglieder von AGMB.AT mussten ihre Einrichtungen auch noch in vielen anderen Kooperationen vertreten, wie dem Österreichischen Bibliothekenverbund (OBVSG), der Kooperation E-Medien Österreich (KEMÖ), dem Forum Universitätsbibliotheken Österreich (UBIFO) und den Hochschulraumstrukturmittelprojekten Austrian Transition to Open Access (AT2OA) und e-Infrastructures Austria Plus. Die vielen Treffen und der damit verbundene große Reiseaufwand, speziell für jene, die aus den Bundesländern nach Wien fuhren, ließ das Interesse an weiteren Tagungen der AGMB.AT sinken. Allerdings wurde in den Folgejahren evident, dass viele Einrichtungen mit großen Medizinbibliotheken in den oben angeführten Kooperationen zwar vertreten waren, aber spezifisch medizinbibliothekarische Themen dort immer nur am Rande behandelt wurden. Auch Institutionen, die nicht an den großen Gemeinschaftsprojekten partizipierten, äußerten den Wunsch nach einem Forum, in dem zumindest einmal im Jahr spezielle medizinbibliothekarische Themen und Fragestellungen besprochen werden können. Des Weiteren etablierten sich in den letzten Jahren neue Ausbildungsstätten für Medizin und Gesundheitswesen in Österreich, von denen einige auch neue medizinische Fachbibliotheken errichteten [6]. Aus all diesen Gründen wurde die AGMB.AT wieder aktiv und am 13. Juni 2016 fand das 6. Treffen an der Medizinischen Universität Wien statt [7].

Im darauf folgenden Jahr, wenige Monate bevor auf ihrem Campus die AGMB-Jahrestagung stattfand [8], [9], lud die Vetmeduni Vienna zum 7. Treffen am 15. Mai 2017 ein [10].

Bei den ersten sieben Treffen der AGMB.AT waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der österreichischen Medizinbibliotheken unter sich. Die beiden letzten Zusammenkünfte des Arbeitskreises in den Jahren 2018 und 2019, über die in der Folge berichtet wird, erfuhren eine große Bereicherung durch die Teilnahme von je drei Kolleginnen von ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften aus Köln. Zur Anbahnung dieser Beteiligung kam es am Rande der AGMB-Jahrestagung 2018 in Oldenburg. David Frank, der stellvertretende Leiter der Universitätsbibliothek der Veterinärmedizinischen Universität Wien, lud Gabriele Herrmann-Krotz, die kaufmännische Geschäftsführerin von ZB MED, nach Wien ein, um Aktionsfelder und Rahmenbedingungen österreichischer medizinischer Bibliotheken näher aufzuzeigen.


8. Treffen an der Medizinischen Universität Wien am 12. Dezember 2018

Das 8. Treffen von AGMB.AT stand ganz im Zeichen des Besuchs einer Delegation von ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften, bestehend aus Gabriele Herrmann-Krotz, kaufmännische Geschäftsführerin, Ursula Zängl, stellvertretende Direktorin der wissenschaftlichen Leitung, und Beate Brüggemann-Hasler, Leiterin des Bereichs Lizenzen und Recht. Ziel des dreitägigen Aufenthalts in Wien war es, das österreichische Bibliothekswesen, aktuelle Projekte und Entwicklungen kennen zu lernen und Möglichkeiten für Kooperationen auszuloten. David Frank, stellvertretender Leiter der Universitätsbibliothek der Veterinärmedizinischen Universität Wien, und Bruno Bauer, Leiter der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, begleiteten die Gäste bei Besuchen und moderierten auch den jeweiligen Austausch.

Am 10. Dezember 2018 stand zunächst ein kollegialer Austausch zwischen ZB MED und Vertreterinnen und Vertretern der Universitätsbibliotheken der Vetmeduni Vienna und der Medizinischen Universität Wien auf dem Programm. Abgerundet wurde das Treffen durch eine Bibliotheksbesichtigung und einen Campusrundgang an der Vetmeduni Vienna, sowie durch eine Besichtigung der VetFarm, eines praxisnahen, landwirtschaftlichen Lehr- und Musterbetriebes, der ca. 50 Kilometer südlich von Wien in der Gemeinde Pottenstein liegt.

Am 11. Dezember 2018 erfolgte ein Besuch an der Österreichischen Bibliothekenverbund und Service Gesellschaft (OBVSG). Zuerst fand ein Erfahrungsaustausch statt über Zeitschriften- und Datenbankkonsortien mit den Vertreterinnen der Geschäftsstelle der Kooperation E-Medien Österreich (KEMÖ), Ute Sondergeld und Susanne Tremml. Daran anschließend berichtete Wolfgang Hamedinger, Geschäftsführer der OBVSG, über die österreichischen Erfahrungen bei der Implementierung des neuen Bibliotheksverbundsystems ALMA. Seine Ausführungen stießen auf großes Interesse, da ZB MED ebenfalls auf dieses System wechseln wird und dieser Umstieg unmittelbar bevorsteht.

Am Nachmittag stand ein Besuch der Bibliothek der Universität Wien auf dem Programm. Die Leiterin der größten österreichischen Universitätsbibliothek, Maria Seissl, gab mit einigen Mitarbeitern Einblick in die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen. Thematisiert wurden die dringende Auslagerung von Beständen sowie aktuelle Projekte zu Open Access und Forschungsdatenmanagement. Eine Besichtigung des historischen Lesesaals rundete den Besuch an der Universitätsbibliothek ab.

Am 12. Dezember 2018 fand dann das 8. Treffen des AGMB-Arbeitskreises österreichischer Medizinbibliothekarinnen und -bibliothekare (AGMB.AT) statt, an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien. Die Vertreterinnen von ZB MED informierten über die Entwicklungen, Strategien und Zukunftsplanungen ihrer Institution und skizzierten den aktuellen Transformationsprozess seit der Evaluierung 2016, an dessen Ende die Wiederaufnahme von ZB MED in die Leibniz-Gemeinschaft stehen soll.

Bruno Bauer, Leiter der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, informierte über Aufgaben und Schwerpunkte der von ihm seit 2005 geleiteten, größten medizinischen Fachbibliothek in Österreich. Wichtige Projekte der vergangenen Jahre waren die Umstellung auf E-Only beim Zeitschriftenbezug, die Ablöse des Bibliotheksverwaltungssystems ALEPH durch ALMA sowie der Aufbau eines Hochschulschriftenservers, der auch zu einem Repositorium für Open-Access-Publikationen erweitert werden soll. Bauer gab auch einen kurzen Einblick in die Rahmenbedingungen und die Abläufe des Zertifizierungsverfahrens gemäß ISO 9001, dem sich die Bibliothek seit 2012 in Form von jährlichen internen und externen Audits stellt.

Einen Bericht über die spezifischen Herausforderungen von Privatuniversitäten lieferte Cvetka Lipuš, Leiterin der Joseph & Brigitta Troy Bibliothek. Diese Einrichtung ist zuständig für die Literatur- und Informationsversorgung der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg (PMU) und für das Salzburger Universitätsklinikum.

Die Einführung eines elektronischen Laborhandbuches wurde von Karlo Pavlovic, Leiter der Max Perutz-Bibliothek am Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien, am Beispiel seiner Einrichtung vorgestellt.

Am Nachmittag stand ein Besuch der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin im Josephinum auf dem Programm, wo Harald Albrecht den bemerkenswerten Bestand von ca. 11.500 Bänden vom 15. bis zum 19. Jahrhundert der Josephinischen Bibliothek präsentierte. Diese einzigartige medizinhistorische Bibliothek geht auf die von Joseph II. im Jahre 1785 begründete Lehrbibliothek der „Medicinisch-chirurgische Akademie“ zurück. Mit dieser Besichtigung fanden die drei Tage des intensiven Erfahrungsaustausches zwischen Vertreterinnen der größten deutschen medizinischen Fachbibliothek und Repräsentantinnen und Repräsentanten des österreichischen wissenschaftlichen Bibliothekswesens im Allgemeinen, sowie des medizinischen Bibliothekswesens im Besonderen, einen schönen Abschluss. Ungeachtet des intensiven Austauschs konnten einige wichtige Themen nur gestreift werden, und so wurde vereinbart, dass ZB MED auch beim nächsten Treffen der AGMB.AT vertreten sein würde.


9. Treffen an der Vetmeduni Vienna am 7. Mai 2019

Beim 9. Treffen österreichischer Medizinbibliothekarinnen und -bibliothekare, das am 7. Mai 2019 an der Universitätsbibliothek der Vetmeduni Vienna stattfand, nahmen von Seite von ZB MED Ursula Zängl, stellvertretende Direktorin der wissenschaftlichen Leitung, Ursula Arning, Leiterin der Bereiche Open Access, Digitale Langzeitarchivierung und Forschungsdatenmanagement, und Elisabeth Müller, stellvertretende Leiterin des Bereichs Bibliothek teil. Die weiteren Teilnehmerinnen und -teilnehmer kamen von den österreichischen Universitätsbibliotheken der Vetmeduni Vienna, der Medizinischen Universitäten Graz und Wien, der Universitäten Wien und Linz, der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg sowie von der Bibliothek des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Linz.

Die folgenden Themenbereiche wurden von den drei Vertreterinnen von ZB MED angesprochen und in der Runde der Anwesenden formlos und gemeinschaftlich diskutiert.

Open Access

Ursula Arning berichtete in ihrem Vortrag ausführlich über die Bedeutung von PUBLISSO als Publikationsplattform für den Goldenen und Grünen Weg zum Open Access (Erst- und Zweitveröffentlichungen). Die Plattform steht für das Publizieren von Büchern, Zeitschriften, Konferenzbeiträgen, Videos und Forschungsdaten zur Verfügung. ZB MED bündelt über PUBLISSO (https://www.publisso.de/) ihre Aktivitäten zum Thema Open Access, ein Arbeitsbereich, den ZB MED als ein zentrales Betätigungsfeld für wissenschaftliche Bibliotheken bezeichnet [11]. Damit diese Publikationsplattform als Motor für Open Access im Bereich der Lebenswissenschaften Fahrt aufnehmen kann, hat ZB MED seine Beratung in diesem Bereich wesentlich ausgeweitet: Es werden zahlreiche begleitende Informationsveranstaltungen und Workshops angeboten [12]. Diese werden zum einen in den Räumlichkeiten von ZB MED abgehalten, können aber bei Bedarf auch bei der interessierten Einrichtung „in-house“ stattfinden. Darüber hinaus gibt es persönliche Beratungstermine, Video-Tutorials, Webinare und Blogbeiträge.

Hierbei kommt ZB MED auch die jahrelange Erfahrung als Redaktion beim Kooperationsprojekt German Medical Science (GMS) zugute, einem Publikationsportal, das in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und dem DIMDI betrieben wird. GMS bietet allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem medizinischen Bereich die Möglichkeit, ihre Forschungsergebnisse online und Open Access zu publizieren. Die Kosten, einschließlich Peer Review, Redaktion, Online-Hosting und Archivierung, werden zum Teil durch Publikationsgebühren gedeckt, getragen von den herausgebenden Fachgesellschaften bzw. den Kooperationspartnern [13].

Arning berichtete in ihrem Vortrag in diesem Zusammenhang auch über das Geschäftsmodell bei GMS, den Workflows bei der Einreichung von Artikeln und der Überlegung, auch Print-on-Demand anzubieten.

Sehr neu ist auf PUBLISSO der Bereich der Open-Access-Bücher. ZB MED lädt Herausgeber ein, wissenschaftliche Handbücher für den Bereich der Lebenswissenschaften zu erstellen und zu veröffentlichen. Diese sogenannten „Living Handbooks“ können und sollen auch durch die verantwortlichen Autorinnen und Autoren fortlaufend aktualisiert werden. Die Qualität der Texte wird durch Peer Review gewährleistet. Arning erwähnte dazu die Vorteile der verwendeten Software Drupal, ein Open Source Content-Management-System. Es sei sehr flexibel, einfach in der Handhabung und jede Version und Änderung wird in einer Datenbank gespeichert. Derzeit werden auf PUBLISSO vier Living Handbooks publiziert.

Forschungsdaten und Forschungsdatenmanagement

Das Fachrepositorium Lebenswissenschaften ist ein Teil der Publikationsplattform PUBLISSO. Mit diesem Repositorium ermöglicht ZB MED Autorinnen und Autoren die kostenfreie, elektronische Zweitveröffentlichung von wissenschaftlichen Texten, Forschungsdaten und Dissertationen. Unter Wahrung des Urheberrechts sind die Fachpublikationen dauerhaft über das Internet verfügbar. Sie erhalten eine hohe Sichtbarkeit durch ihre Einbindung in weltweit recherchierbare Fachportale, die verlässliche Zitierfähigkeit durch Vergabe eines Persistenten Identifikators (DOI) und einer stabilen Internetadresse sowie die garantierte Datensicherheit auch bei technischen Konvertierungen. Ein besonderes Angebot bietet ZB MED Institutionen aus den Fachgebieten Medizin, Gesundheitswesen, Ernährungs-, Umwelt- und Agrarwissenschaften, die über kein eigenes Repositorium verfügen. Diese haben die Möglichkeit im Fachrepositorium Lebenswissenschaften ihre Publikationen auf einer eigenen Institutsseite zusammenhängend darzustellen [14].

Ursula Arning erläuterte, dass Forschungsdaten in diesem Repositorium Bestandteil einer damit verknüpften Publikation sein (enhanced publication), aber auch als eigenständiger Datenbestand hochgeladen werden können (raw research data). ZB MED, ein Mitglied von DataCite, unterstützt bei der Erstellung von Metadaten, vergibt DOIs für die Forschungsdaten und sorgt für die dauerhafte Archivierung und für die Möglichkeit der Nachnutzung im Sinne von Open Data. Natürlich muss der Ersteller dieser Daten mit der Speicherung, Weiterleitung und Verwertung einverstanden sein und eine entsprechende Erklärung unterzeichnen, in der sich beide Seiten zur Einhaltung der Vorgaben [15] verpflichten. Im Falle der Forschungsdaten ermöglicht ZB MED durch Vergabe von Embargofristen auch eine spätere Veröffentlichung. Zur Bedarfserhebung entwarf ZB MED Fragebögen, um gemeinsam mit den Verantwortlichen der Institute den Datenumfang und die Häufigkeit der Datenerzeugung zu erheben. Unterstützung bei der Speicherung von Forschungsdaten bietet auch die freie Software „Research Data Management Organiser (RDMO)“. Damit können Institutionen und Forschende das Forschungsdatenmanagement ihrer Projekte strukturiert planen und durchführen.

Zur besseren Findbarkeit von Forschungsdaten indexiert die Suchmaschine LIVIVO von ZB MED die gespeicherten Datensätze. Eingebunden werden aber auch Datenbanken, die Forschungsdaten aufzeigen, die nicht von ZB MED veröffentlicht wurden. Über die Facette „Forschungsdaten“ im Filtermenü „Documenttyp“ kann gezielt nach vorhandenen Datenbeständen zum jeweiligen Thema gesucht werden.

Strategie für die Literatur- und Informationsversorgung

Elisabeth Müller berichtete über aktuelle Strategien zur Literatur- und Informationsversorgung von ZB MED im Hinblick auf eine zeitgemäße Umsetzung der Aufgaben einer zentralen Fachbibliothek für Lebenswissenschaften. Darunter fallen ein umfassender Nachweis der relevanten Literatur und die Schaffung von einfachen Zugängen zur nachgewiesenen oder gewünschten Literatur statt dem Aufbau eines möglichst umfassenden Bestandes. Im Sinne eines One-Stop-Shops wird an der Optimierung von Recherche- und Zugangsmodalitäten gearbeitet, um die Nutzerzufriedenheit zu steigern.

Archivierungsstrategie

Ursula Arning informierte in ihrem Vortrag auch über Pläne von ZB MED zum Thema Langzeitarchivierung. Seit 2012 nimmt ZB MED im Verbund der Deutschen Zentralen Fachbibliotheken am gemeinsamen digitalen Langzeitarchivierungsprojekt teil.

ZB MED engagiert sich zudem bei der Langzeitarchivierung des archivierungswürdigen Teils seines Bestands, wie auch seiner Publikationsplattformen (GMS, Living Handbooks, Fachrepositorium). Die Langzeitarchivierung von Forschungsdaten befindet sich derzeit im Aufbau. Verschiedene Zertifizierungsmaßnahmen sollen das Vertrauen in die langfristige Archivierung steigern. Dabei ist auch eine gute Vernetzung mit nationalen und internationalen Organisationen (Nestor, Open Preservation Foundation) im Bereich der Digitalen Langzeitarchivierung (dLZA) wichtig.

Retrodigitalisierung

Ursula Zängl stellte die Aktivitäten von ZB MED im Bereich der Retrodigitalisierung vor. ZB MED digitalisiert Bücher auf Wunsch aus den eigenen und gegebenenfalls aus anderen Beständen, soweit das urheberrechtlich möglich ist. Die Titel werden dann in den digitalen Sammlungen online gestellt und sind kostenlos zugänglich. Auch über das Suchportal LIVIVO sind diese retrodigitalisierten Werke auffindbar.

Fake Journals

Das Thema der gefälschten Open-Access-Journale (Raubjournale), die Artikelbearbeitungsgebühren kassieren aber keinerlei echte Verlagsarbeit durchführen, rückt immer mehr auch in den Focus der Bibliotheken. Wie Ursula Arning berichtete, wurde auch bereits ein Journal der Plattform German Medical Science Opfer eines Fake Publishers (Raubverlag). Die Fälschungen gehen manchmal soweit, auch die Homepage eines eJournals nachzubilden, einen Impact Factor frei zu erfinden, oder willkürlich anerkannte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Editorial Bord anzugeben, ohne deren Wissen oder Einverständnis.

Bibliotheken werden hier zunehmend um Rat gefragt. Es könnte also zukünftig ein neuer Arbeitsbereich sein, in dem sich Bibliothekarinnen und Bibliothekare mit dem entsprechenden Fachwissen im Bereich der Beratung etablieren.

Kooperationsprojekt von ZB MED und Vetmeduni Vienna

Ein konkretes Projekt zwischen ZB MED und der Universitätsbibliothek der Veterinärmedizinischen Universität Wien zeichnet sich im Bereich der Anreicherung von LIVIVO, der größten europäischen Suchmaschine für Literatur und Informationen für die Medizin und die Lebenswissenschaften, ab. Geplant ist die Lieferung von Inhaltsverzeichnissen zweier österreichischer veterinärmedizinischer Zeitschriften. Hierdurch wird zum einen die Sichtbarkeit österreichischer Publikationen im Bereich der Veterinärmedizin in Deutschland und Europa erhöht, zum anderen bietet ZB MED durch die Kooperation NutzerInnen von LIVIVO mehr spezialisierten Content an.

Fazit

In einer sehr herzlichen und kollegialen Atmosphäre konnten wichtige Themen aus der Sichtweise medizinischer Fachbibliotheken besprochen werden. Der länderübergreifende Austausch war wieder eine große Bereicherung und bestätigte zu erwartende internationale Entwicklungen im Bibliothekswesen im Bereich von Open Access, Repositorien und Forschungsdaten. Ein weiteres Treffen des Arbeitskreises mit der Teilnahme von ZB MED wird hoffentlich 2020 zustande kommen.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
Bauer B. Präsentation des AGMB-Arbeitskreises österreichischer Medizinbibliothekarinnen und -bibliothekare bei der Jahrestagung der AGMB 2006 in Jena: Aus einem informellen Forum für Information, Meinungsaustausch und Kooperation wird ein AGMB-Arbeitskreis. GMS Med Bibl Inf. 2006;6(3):Doc27.
2.
Bauer B. Bericht über das 1. Treffen österreichischer Medizinbibliothekarinnen und -bibliothekare. Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare. 2005;58(2):88-95.
3.
Bauer B. Bericht über das 2. Treffen österreichischer Medizinbibliothekarinnen und -bibliothekare. Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare. 2005;58(4):84-8.
4.
Bauer B. Bericht über das 3. Treffen österreichischer Medizinbibliothekarinnen und -bibliothekare am 22. Juni 2006 in der Gesellschaft der Ärzte. Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare. 2006;59(2):69-74.
5.
Bauer B. Bericht über das 4. Treffen österreichischer Medizinbibliothekarinnen und -bibliothekare am 4. Dezember 2006 am Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment. Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare. 2007;60(1):67-71.
6.
Bauer B. Kooperationen bei der Literatur- und Informationsversorgung von medizinischen Fakultäten und Hochschulen in Österreich. GMS Med Bibl Inf. 2018;18(1-2):Doc07. DOI: 10.3205/mbi000408 Externer Link
7.
Bauer B. 6. Treffen des Arbeitskreises österreichischer Medizinbibliothekarinnen und -bibliothekare (Wien, 13. Juni 2016). Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare. 2016;69(2):346-50.
8.
Frank D. Einladung zur Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für medizinisches Bibliothekswesen (AGMB) an die Veterinärmedizinische Universität Wien von 25. bis 27. September 2017. Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare. 2017;70(1):107-10.
9.
Frank D, Hausberger C. Medizinbibliotheken: Inter:disziplinär – Inter:national – Inter:aktiv an der Veterinärmedizinschen Universität Wien (Wien, 25.–27. September 2017). Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare. 2017;70(3/4):364-71.
10.
Bauer B. 7. Treffen des AGMB-Arbeitskreises österreichischer Medizinbibliothekarinnen und -bibliothekare (AGMB.AT) an der Vetmeduni Wien am 15. Mai 2017. GMS Med Bibl Inf. 2017;17(1-2):Doc03. DOI: 10.3205/mbi000382 Externer Link
11.
Arning U, Lindstädt B, Schmitz J. PUBLISSO: Das Open-Access-Publikationsportal für die Lebenswissenschaften. GMS Med Bibl Inf. 2016;16(3):Doc15. DOI: 10.3205/mbi000370 Externer Link
12.
ZB MED. PUBLISSO – das Open-Access Publikationsportal von ZB MED. Informations-Flyer [Stand: 8.7.2019]. Verfügbar unter: https://www.publisso.de/fileadmin/user_upload/Downloads/PUBLISSO-Flyer_Allgemein_view_2017.pdf Externer Link
13.
GMS German Medical Science. Über das Portal German Medical Science. [Stand: 9.7.2019]. Verfügbar unter: https://www.egms.de/de/about.htm Externer Link
14.
ZB MED. Fachrepositorium Lebenswissenschaften. [Stand: 25.7.2019]. Verfügbar unter: https://www.publisso.de/open-access-publizieren/repositorien/fachrepositorium-lebenswissenschaften/ Externer Link
15.
ZB MED. Festlegung der Rechte und Pflichten des Betreibers des Fachrepositoriums Lebenswissenschaften. [Stand: 25.7.2019]. Verfügbar unter: https://www.publisso.de/open-access-publizieren/repositorien/fachrepositorium-lebenswissenschaften/leitlinien-policy/ Externer Link