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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

AGMB-Wettbewerb „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ 2018: Würdigung der Preisträger

Competition of the German MLA (AGMB) “Pioneer projects in medical libraries” 2018: introduction of the winners

Mitteilung Leuchtturmprojekte

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  • corresponding author Iris Reimann - Universitätsbibliothek RWTH Aachen University, Medizinische Bibliothek, Aachen, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2018;18(3):Doc11

doi: 10.3205/mbi000412, urn:nbn:de:0183-mbi0004126

Veröffentlicht: 21. Dezember 2018

© 2018 Reimann.
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Zusammenfassung

Die Projekte der Preisträger des Wettbewerbes „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ 2018 werden vorgestellt und die Begründung der Jury dargelegt.

Schlüsselwörter: AGMB-Wettbewerb „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ 2018, Projekte, Preisträger

Abstract

The projects of the winners of the competition “Pioneer projects in medical libraries” 2018 are introduced and the statement of the jury explained.

Keywords: competition of the German MLA (AGMB) “Pioneer projects in medical libraries” 2018, projects, winners


AGMB-Wettbewerb „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ 2018: Würdigung der Preisträger

Ende Dezember 2017 wurde der Wettbewerb „Leuchtturm-Projekte an Medizinbibliotheken“ zum 6. Mal ausgeschrieben, mit dem wieder Medizinbibliotheken aufgerufen waren, sich mit einem eigenen Projekt zu bewerben oder eine andere Medizinbibliothek für die Auszeichnung vorzuschlagen. Angesprochen wurden Medizinbibliotheken aller Sparten und aller Größen. Auch sollten bei der Preiswürdigkeit eines Projektes nicht dessen Größe und Umfang oder der geleistete finanzielle oder personelle Aufwand, sondern explizit die innovative Idee und deren Umsetzung unter den lokalen Bedingungen zählen [1].

Bis zum Bewerbungsschluss am 31.03.18 wurden zwei Beiträge eingereicht. Dafür ein herzliches Dankeschön an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer!

Die Jury, bestehend aus dem Initiator des Wettbewerbes, den Leitern der drei Arbeitskreise in der AGMB, zwei gewählten Mitgliedern und zwei Vorstandsmitgliedern der AGMB, beschäftigte sich in den darauffolgenden Wochen ausführlich mit den Beiträgen und bewertete die Projekte hinsichtlich Neuartigkeit, Kundenorientierung, Nachnutzbarkeit durch andere Bibliotheken sowie Effizienz im Einsatz der zur Verfügung stehenden Ressourcen. Bei einem der Projekte handelte es sich um das im Vorjahr zurückgezogene Projekt. Da der Jury dieses Mal ausreichend auswertbare Ergebnisse vorlagen, war eine angemessene Beurteilung möglich. Obwohl nur zwei Projekte eingereicht wurden, war die Jury nicht weniger kritisch und engagiert bei der Beurteilung. Sie kam zu der Einschätzung, dass beide Projekte preiswürdig waren, die darin entwickelten Services wichtig und nützlich, kundenorientiert und sichtbar, nachhaltig und interessant sind. Die Entscheidung, welches Projekt den 1. Platz und welches den 2. belegt, war sehr knapp. Als Preisgelder wurden den Projekten 600 EUR bzw. 400 EUR zugesprochen. Die Preisverleihung erfolgte im Rahmen der AGMG-Jahrestagung in Oldenburg am 12. September 2018. Dort nutzten beide Preisträger die Möglichkeit, ihr Projekt dem Plenum vorzustellen.

  • 1. Platz:
    „med.info.pro“
    Monika Wechsler, Universitätsbibliothek Medizin der Universität Basel, und Michael Wilde, Studiendekanat der Medizinischen Fakultät der Universität Basel

Die Förderung von Recherchekompetenzen in bibliographischen Datenbanken hat im Medizincurriculum der Basler Universität seit Jahren einen festen Platz. Dennoch ruht sich die Universitätsbibliothek Medizin darauf nicht aus, sondern stellt sich der Herausforderung, die Angebote stetig weiter zu entwickeln und neue zu etablieren. Eines der neuen Angebote ist med.info.pro. Dabei handelt es sich um eine neue, vierstündige Lerneinheit, die an der Medizinischen Fakultät der Universität Basel im Sommersemester 2018 im Wahlpflichtbereich des Curriculums des Humanmedizinstudiums integriert wurde. Zugrunde liegt dieser Lerneinheit eine umfassende Sicht auf die medizinische Informationskompetenz, die weit über eine übliche Datenbankschulung hinausgeht. med.info.pro überzeugt vor allem durch seinen interdisziplinären und spielerischen Charakter. Das Angebot besteht aus der modernen elektronischen Komponente Webinar, um die Kursinhalte zu vermitteln, und kommt dem Zeitbedarf der Nutzer sehr entgegen. Für die Leistungskontrolle wird das Webinar durch die Präsenzveranstaltung „Searchaton“ sinnvoll ergänzt. Interessant ist dabei die Idee, die Präsenzveranstaltung als Wettbewerb in Literatursuche zu veranstalten und die Ergebnisse der Suchteams durch eine Jury bewerten zu lassen. Die Kombination von Selbststudium und interaktiven spielerischen Elementen wirkt ansprechend und effektiv. Sicherlich ist sie aufwendig, aber garantiert dafür eine hohe Spannungskurve.

Durch Interviews mit Ärzten und Wissenschaftlern im Vorfeld konnten einerseits Lücken in der Recherche- und Informationskompetenz ermittelt und konzeptionell in das neue Format eingebunden werden. Außerdem ist so gewährleistet, dass direkt die Wünsche und Bedürfnisse der Nutzer befriedigt werden können. Die Zusammenarbeit mit der Fakultät und demnach die Kundenorientierung ist sehr hoch. Die Werbung für das Format durch ein professionell erstelltes Info-Video zu betreiben, ist ebenfalls als sehr gelungen zu bewerten. Die Nachnutzbarkeit für andere Bibliotheken ist gegeben und modular möglich. Je nachdem, wie viel Aufwand eine nachnutzende Einrichtung betreiben will, kann das ganze Konzept oder nur der Präsenzteil übernommen werden.

Auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit überzeugt dieses Projekt. Zwar ist die jetzige Zielgruppe noch im Studium, doch wenn diese zukünftigen Mediziner jetzt lernen, wie sie schnell zu validen Informationen kommen, werden sie diese Kompetenzen in den Beruf mitnehmen, davon selbst in ihrer Praxis profitieren, ebenso wie zukünftige Kollegen und am Ende auch der Patient. Je stärker die Bedeutung der Ressource Wissen im klinischen Alltag bewusst gemacht wird, umso mehr kann das auch im Krankenhaus den Stellenwert und die Akzeptanz entsprechender Services steigern [2].

  • 2. Platz:
    „Ein neuer Ansatz zur Integration von Verfügbarkeitsinformationen in Suchportale und Discovery Services“
    Dr. Evelinde Hutzler, Universitätsbibliothek Regensburg, und Christoph Poley, ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften, Köln und Bonn

Die Universitätsbibliothek Regensburg und ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften haben gemeinsam ein Kooperationsprojekt eingereicht. Eines der wesentlichen Ziele dieses Projektes war die Stärkung von Open Access in der Wissensgesellschaft, um den unbeschränkten und kostenlosen Zugang zu wissenschaftlichen Informationen im Internet zu fördern. Beide Partner haben dafür ein nachnutzbares Verfahren für die direkte Recherche nach frei zugänglicher Fachliteratur sowie die gezielte Einschränkung der Suchresultate darauf in Suchportalen und Discovery Systemen entwickelt. Auf der Basis der Verfügbarkeitsinformationen aus der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB) der Universitätsbibliothek Regensburg, die in das von der ZB MED für die Lebenswissenschaften betriebene Suchportal LIVIVO integriert wurden, konnte dieses Verfahren erfolgreich umgesetzt werden.

Die Jury begründet die Preiswürdigkeit dieses Projektes folgendermaßen: Die ZB MED hat in ihrem prämierten Projekt den zur Nachnutzung durch die EZB zur Verfügung gestellten Linking-Dienst in ihr Suchportal LIVIVO integriert, dafür waren umfangreiche Programmier- und Metadatenarbeiten in Abstimmung mit der EZB zu leisten. Die Integration von Verfügbarkeitsinformationen in Suchportalen und Discovery-Systemen ist innovativ und nutzerorientiert und ermöglicht einen schnellen Zugriff auf frei verfügbare Volltexte. Die Kennzeichnung von ca. 10 Mio. Datensätzen von insgesamt 40 Mio. in LIVIVO als „frei verfügbar“, stellt eine beeindruckende Größe dar. Die Kooperation von ZB MED mit der EZB, die eine einfache Auffindbarkeit frei verfügbarer Literatur aus dem breiten Spektrum der Gesundheits- und Lebenswissenschaften ermöglicht, trägt entscheidend zu einer Stärkung der Open-Access-Bewegung bei. LIVIVO selbst ist ebenfalls für jedermann zugänglich; der Aspekt der Nachnutzbarkeit ist daher gewährleistet. Die Kundenorientierung ist sehr hoch, da alle Nutzer von LIVIVO bei ihren Recherchen davon profitieren, eine breite Sichtbarkeit wird somit garantiert.

Die ZB MED hat mit der Verfügbarkeitsinformation nun mit PubMed und Web of Science gleichgezogen und kann den Nachweis nach Open-Access-Publikationen in optisch ansprechender Form mit Hilfe einer Filtereinstellung zur Verfügung stellen. Die Platzierung dieser Information an prominenter Stelle, nämlich „ganz oben“ streicht dabei noch heraus, welche Wichtigkeit die ZB MED dem Anliegen „Open Access“ gibt [3].


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.


Literatur

1.
Reimann I. „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ – Ausschreibung für den AGMB-Wettbewerb 2018. GMS Med Bibl Inf. 2017;17(3):Doc13. DOI: 10.3205/mbi000390 Externer Link
2.
Wilde M, Wechsler M. Basler Medizinstudierende werden „medical information professionals“: med.info.pro als Blended-Learning-Lerneinheit zur medizinischen Informationsrecherche. GMS Med Bibl Inf. 2018;18(3):Doc22. DOI: 10.3205/mbi000423 Externer Link
3.
Poley C. Ein neuer Ansatz zur Integration von Verfügbarkeitsinformationen in Suchportale und Discovery Services. GMS Med Bibl Inf. 2018;18(3):Doc19. DOI: 10.3205/mbi000420 Externer Link