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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Kooperationen der Ärztlichen Zentralbibliothek am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Cooperations of the Central Medical Library at the University Medical Center Hamburg-Eppendorf

Fachbeitrag Kooperation von Medizinbibliotheken

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  • corresponding author Sandra Rümmele - Ärztliche Zentralbibliothek, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Friederike Wille - Ärztliche Zentralbibliothek, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2018;18(1-2):Doc05

doi: 10.3205/mbi000406, urn:nbn:de:0183-mbi0004067

Veröffentlicht: 6. September 2018

© 2018 Rümmele et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

In der Ärztlichen Zentralbibliothek werden Kooperationen hinsichtlich ihrer inhaltlichen, strukturellen und organisatorischen Entwicklung zunehmend wichtiger. Verbindungen mit der medizinischen Fakultät der Universität Hamburg und mit dem Bibliothekssystem der Universität Hamburg werden intensiviert und durch weitere Kooperationen in Bereichen wie Ausbildung, Lehre und eLearning ergänzt.

Schlüsselwörter: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Ärztliche Zentralbibliothek, ÄZB, Universität Hamburg, eLearning, Ausbildung, Kooperation

Abstract

In the Central Medical Library, cooperations within the development of content, structure and organization become increasingly important. Collaborations with the Faculty of Medicine of the University of Hamburg and the Library System of the University of Hamburg are intensified and supplemented by cooperations in job and academic training and e-learning.

Keywords: University Medical Center Hamburg-Eppendorf, Central Medical Library, ÄZB, University of Hamburg, e-learning, job training, cooperation


Kooperationen der ÄZB

Wozu Kooperationen?

Die Ärztliche Zentralbibliothek (ÄZB) ist die größte medizinische Fachbibliothek in Norddeutschland. 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versorgen 3.600 Studierende und über 10.000 Angehörige des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) mit wissenschaftlicher Literatur und Informationen.

Kooperationen als Modelle der Arbeitsorganisation, des Austausches und der gegenseitigen Unterstützung sind aus dem Arbeitsalltag in der ÄZB nicht wegzudenken. Sogar die Gründung der ÄZB im Jahr 2000 als zentrale Einheit der Informationsversorgung des UKEs und der Studierenden der medizinischen Fakultät der Universität Hamburg ist das Ergebnis kooperativer Bestrebungen: Die 40 einzelnen Institutsbibliotheken wurden zusammengefasst, um die Vorteile inhaltlicher, budgetärer und personeller Zusammenarbeit zu nutzen.

In Zeiten enger finanzieller Rahmenbedingungen, immer kostenintensiverer Lizenzmodelle und komplexerer Wissenschaftsstrukturen ist die ÄZB – so wie andere wissenschaftliche Fachbibliotheken auch – noch intensiver darauf angewiesen, Kooperation zu pflegen und neu zu erfinden.

Kooperation in der Organisation – Die ÄZB als Teil der Fakultät

Seit Bestehen der ÄZB ist diese als Teil der sogenannten Lernumgebung organisatorisch dem Dekanat zugeordnet. Die Verbindung mit der medizinischen Fakultät intensiviert sich seit 2016 noch einmal deutlich durch die Übertragung der Leitungsfunktion der ÄZB auf den Leiter des Prodekanats Lehre, der als wissenschaftlicher und ärztlicher Leiter durch die stellvertretene Leitung operativ unterstützt wird.

Die enge Verbindung von Bibliothek und Dekanat ist von großem Vorteil: Arbeitsbereiche sind vielfach verzahnt, redundante Verfahren wurden erkannt und verändert. Kommunikation und Zusammenarbeit findet seitdem auf allen Ebenen statt, was sich auch im Organigramm abbildet (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Die im Organigramm bezeichneten Querschnittsbereiche spiegeln wider, wie durch Kooperationen Synergien entstehen, die personelle, inhaltliche und budgetäre Vorteile zur Folge haben. Ein weiterer positiver Effekt ist die neu gewonnene Präsenz der ÄZB im Gefüge von Forschung und Lehre, die das Standing der Bibliothek im UKE nachdrücklich stärkt. Intensive Kommunikationsstrukturen und Teilhabe an dekanatspolitischen Entscheidungen zeigen sich nicht zuletzt in der Optimierung des bibliothekarischen Angebots: Die Kooperation der Bibliothek mit Vertreter*innen der am UKE angesiedelten Sonderforschungsbereiche konkretisiert sich in dem 2016 gegründeten Bibliotheksbeirat der ÄZB, der, ergänzt durch Mitglieder des Fachschaftsrats und der Akademie für Bildung und Karriere, Empfehlungen hinsichtlich Erwerbung und strategischer Ausrichtung der ÄZB gibt. Entscheidungen wie bspw. die Teilnahme der ÄZB am Projekt DEAL werden vom Bibliotheksbeirat mitgetragen und finden so bei wichtigen Stakeholdern Akzeptanz.

Kooperation in der Ausbildung

Seit der intensiveren Kooperation von ÄZB und Dekanat kommt es regelmäßig zum interdisziplinären Austausch der Auszubildenden beider Bereiche. So hospitieren die Auszubildenden der ÄZB im Rahmen betriebsinterner Praktika ab dem 2. Lehrjahr z.B. in der Studienkoordination, nehmen an der Prüfungsorganisation teil und lernen so die Kernprozesse einer Fakultät kennen. Da in allen Bereichen und damit auch im Arbeitsalltag von Fachangestellten administrative Aufgaben zunehmen, ist diese fachliche Erweiterung der Ausbildung eine gute Vorbereitung auf den späteren Berufsalltag. Und nicht nur die Auszubildenden profitieren von der Ausbildungskooperation, sondern auch die Kolleg*innen vor Ort: Neue Kenntnisse und Arbeitsabläufe, die sich anderswo bewährt haben, können assimiliert und in den Arbeitsalltag integriert werden.

Kooperation im eLearning

Blended Learning, also das integrierte Lernen, bei dem traditioneller Präsenzunterricht durch eLearning-Content ergänzt wird, ist heutzutage an Universitäten und Hochschulen Standard. Am UKE wird dazu die Lernplattform Moodle genutzt. Dozent*innen der Fachbereiche Medizin und Zahnmedizin stellen dort Informationen zum Studium, Studienunterlagen, Präsentationen und Literaturlisten für die Vor- und Nachbereitung der Lehrveranstaltungen bereit.

Der eLearning-Support ist mit einer Stelle an der ÄZB angesiedelt – eine personelle Kooperation, die sowohl der Bibliothek als auch deren Nutzer*innen große Vorteile bringt: Die Verbindung der Bereiche Bibliothek und eLearning in Personalunion bewährt sich vor allem durch schnelle Handlungsfähigkeit und eine umfangreiche Kenntnislage der Arbeitsfelder, die sich bspw. in urheberrechtlichen oder datenschutzrelevanten Fragen überschneiden und ergänzen. Diese personelle Schnittstelle realisiert ein Stück weit das, was zukünftig für die ÄZB immer wichtiger sein wird: Kooperierende Vernetzung und individuelle Realisierung als Reaktion auf die komplexer werdende Wissenschaftsstrukturen und das eng sitzende budgetäre Korsett (Abbildung 2 [Abb. 2]).

Kooperation im Unternehmen UKE

In den letzten Jahren hat sich die ÄZB auch in ihrer Sichtbarkeit als wichtiger Teil des UKEs etabliert, was vielfältige Kooperationen widerspiegeln. Neue Mitarbeiter*innen des UKEs werden im Rahmen der monatlich stattfindenden Einführungstage von Vertreter*innen verschiedener Bereiche des Unternehmens begrüßt, die über ihr jeweiliges Aufgabengebiet informieren. Seit zwei Jahren präsentieren dabei auch Mitarbeiter*innen der Bibliothek das Angebot der ÄZB und stellen die Vorteile und Extras vor, die die Mitarbeiter*innen des UKEs in der Bibliothek erhalten. Bei Veranstaltungen, wie der Feier zum 125jährigen Bestehen des UKEs oder der „Nacht des Wissens“, ist die ÄZB bewährter und beliebter Standort für Aktionen verschiedenster Art.

Eine weitere Kooperation innerhalb der UKE-Familie ist die Partnerschaft mit dem Institut für die Geschichte und Ethik der Medizin (IGEM) und dem dort angebunden medizinhistorischen Museum. Ein Teil der historischen Bestände der ÄZB ist im IGEM angesiedelt und ist nach Absprache vor Ort für interessierte Nutzer*innen einsehbar. Den Forschungsschwerpunkten des IGEM entsprechend, befindet sich dort der spezialisierte Bestand der ÄZB zu Themen wie Medizin des 18., 19. und 20. Jahrhunderts, Medizin im Nationalsozialismus, sowie Medizin und Ethik. Und die Zusammenarbeit geht noch weiter. Nachdem die Kolleg*innen des Museums der Bibliothek mit Rat, Tat und Exponaten für eine mehrjährige Ausstellung zur Seite standen, präsentieren diese nun aktuell Medien der ÄZB im Rahmen der Ausstellung „Medizinverbrechen im Nationalsozialismus“ in einer thematisch zusammengestellten Bücherwand (Abbildung 3 [Abb. 3]).

Im Lernbereich der ÄZB werden außerdem einige Vitrinen für Exponate des Museums genutzt und weisen so auf aktuelle Ausstellungen hin.

Kooperation in der Lehre

Seit 2012 der Modellstudiengang iMED am UKE eingeführt wurde, besuchten mehr als 2.000 Studierende der Medizin einen Recherchekurs der ÄZB im Rahmen der „Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten“. Diese Kurse der sogenannten „Second Tracks“ sind fest ins Curriculum eingebundene Module am Anfang der Studiums und haben das Ziel, den Studierenden eine solide Basis des wissenschaftlichen Arbeitens zu vermitteln sowie ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie im Laufe ihres Studiums benötigen. Die Lernziele der „Second Tracks“ in diesem Bereich sind aufeinander abgestimmt und ergänzen sich. Das Konzept wird regelmäßig im Rahmen der AG Informationskompetenz der ÄZB evaluiert und entsprechend des Feedbacks der Mitarbeiter*innen modifiziert.

Die ÄZB ist seit WS 2017/18 außerdem mit einer weiteren Veranstaltung im Curriculum vertreten. Mitarbeiter*innen der ÄZB übernehmen im Rahmen einer Vorlesungsreihe für angehende Ärzt*innen, dem sogenannten „Studientag PJ“, eine Veranstaltung zum Thema Informationsmanagement, und informieren angehende Ärzt*innen über Suchstrategien im Arbeitsalltag, nützliche Apps für Klinik und Praxis, sowie Onlineportale und Suchstrategien für Patient*innen.

Auch traditionelle Kooperationen in der Lehre, wie Angebote der Bibliothek in der Orientierungseinheit für Studienanfänger werden permanent ausgebaut. Neben allgemeinen Bibliothekseinführungen, speziellen Führungen für Auszubildende und Schüler*innen und Kurse zur systematischen Recherche sowie der Literaturverwaltung werden neue Formate entwickelt. Ein besonders erfolgreiches Beispiel dafür ist die Toolbox, die als interaktiver Kurs 2017 neu konzipiert und von der AGMB (Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen) mit dem Leuchtturmpreis ausgezeichnete wurde. Hier werden Kenntnisse zur Erstellung von Studienarbeiten und anderen wissenschaftlichen Texten vermittelt, die zwar immer vorausgesetzt, aber selten wirklich von den Studierenden gekonnt werden [1].

Eine besondere Form des kooperativen Zusammenwirkens im Bereich der Lehre stellt das iMed-Textbook dar. Hierbei handelt es sich um ein elektronisches Lehrbuch, das nach dem blended learning Prinzip entwickelt wurde und maßgeschneidert den Modellstudiengang iMED am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf begleitet. Lernziele, Unterrichtsmaterial und interaktive Tools sind an die spiralförmige, aufeinander aufbauende Struktur des Studiengangs angepasst. Die Lizenzierung der Medien für das iMED-Textbook, die als Basiscontent genutzt werden, erfolgt in Kooperation mit der ÄZB, die auch in dieser Hinsicht in synergetischer Verbindung zu ihrem Mutterschiff Dekanat steht.

Kooperation mit Bibliotheken

Die ÄZB ist als eine zentrale Einrichtung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf Kooperationspartnerin im Bibliothekssystem Universität Hamburg und Mitglied im Beirat des Hamburger Bibliothekenverbundes. Als Ergebnis der bereits erwähnten Zentralisierung der einzelnen Institutsbibliotheken im Jahr 2000, ist die ÄZB als medizinische Fachbibliothek im Bibliothekssystem Universität Hamburg (SUB) spezialisiert auf die Sammlung und Bereitstellung wissenschaftlicher Information im Bereich Human- und Zahnmedizin und deren angrenzenden Wissenschaften.

Die enge Kooperation von ÄZB und SUB ist nach außen hin durch den gemeinsamen Bibliothekskatalog erkennbar. Weniger sichtbar, aber mit großem Benefit für alle Beteiligten, sind die Lizenzkooperationen von ÄZB und SUB und den dazugehörigen Fakultätsbibliotheken, die den Zugriff auf elektronische Ressourcen im gesamten Bibliothekssystem ermöglichen, bei gleichzeitiger Entlastung von Budget und Administration.

Auch in vielen anderen Feldern kooperieren die Bibliotheken: Gemeinsame Facharbeitsgruppen suchen nach Kooperationsmöglichkeiten in den Bereichen Erwerbung, Vermittlung von Informationskompetenz, Benutzung und vielen anderen Angeboten und Dienstleistungen. Die kooperative Organisation der Dokumentenlieferdienste ermöglicht bspw. eine noch bessere und schnellere Versorgung der Nutzer*innen mit Literatur (Abbildung 4 [Abb. 4]) [2].

Austausch findet auch im Bereich der Ausbildung und Mitarbeiter*innenfortbildung statt. In gemeinsamen Sitzungen und Strategieworkshops werden von den Vertreter*innen der SUB, der ÄZB und der Fakultätsbibliotheken gemeinsam Ziele und Visionen entworfen und formuliert, die das zukünftige gemeinsame Handeln im Bibliothekssystem Universität Hamburg bestimmen.

Plädoyer für mehr Zusammenarbeit

Frei nach John Donne heißt es: „der Mensch sei keine Insel“. In diesem Sinne dürfen auch wissenschaftliche Bibliotheken keine Inseln sein, die versuchen allein den Wellen zu trotzen, seien diese nun digital, ökonomisch oder politisch.

Kooperationen machen stark – ob mit Fakultäten, Bibliotheken oder Instituten. Und auch darüber hinaus werden Netzwerke immer wichtiger, um angesichts komplexer werdender Strukturen im Zuge der Digitalisierung und der damit einhergehenden grundlegenden Veränderung bibliothekarischer Landschaften bestehen zu können. Es muss darum gehen das eigene Standing zu festigen, um nicht in die digitale Unsichtbarkeit zu verschwinden. Darum wird in der ÄZB schon wieder an neuen Netzwerken gesponnen: Die geplante Kooperation mit jungen Hamburger Künstler*innen verändert durch wechselnde Ausstellungen den neu entstehenden Lernort und machen diesen zur attraktiven Werbefläche. Neue Angebote für Schüler*innen und Patient*innen werden konzipiert, Dienstleistungen für niedergelassene Mediziner*innen entwickelt und es wird an einer Reihe interner Fortbildungsworkshops für Mitarbeiter*innen gefeilt.

Zusammenfassend lässt sich feststellen: Um als Bibliothek sichtbar und unverzichtbar zu bleiben werden in der ÄZB auch zukünftig Maschen von Netzwerken geknüpft, Kooperationen gesucht, gefunden, gepflegt und gelebt.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autorinnen erklären, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
Rümmele S. Die Toolbox: Das neue Informationskompetenzangebot der Ärztlichen Zentralbibliothek des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. GMS Med Bibl Inf. 2017;17(3):Doc20. DOI: 10.3205/mbi000399 Externer Link
2.
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky. Campuslieferdienst. Aufsatz-Lieferservice für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität Hamburg und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Verfügbar unter: http://www.sub.uni-hamburg.de/service/leihen-liefern/fernleihe-dokumentlieferung/campuslieferdienst.html Externer Link