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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Einrichtung eines Eltern-Kind-Bereichs in der Bereichsbibliothek Medizin der SUB Göttingen

The implementation of a parent-child area in the medical library of the SUB Göttingen

Mitteilung Leuchtturmprojekte

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  • corresponding author Dagmar Härter - SUB Göttingen, Bereichsbibliothek Medizin, Göttingen, Deutschland Externer Link

GMS Med Bibl Inf 2016;16(3):Doc20

doi: 10.3205/mbi000375, urn:nbn:de:0183-mbi0003755

Veröffentlicht: 22. Dezember 2016

© 2016 Härter.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Trotz einiger bereits bestehender Angebote und Maßnahmen für die Kinderbetreuung in der Universitätsmedizin war es Studierenden mit Kind bisher nicht unkompliziert möglich, die Bibliothek im Beisein ihrer Kinder zu nutzen. Dies war der Auslöser, ungenutzte Büroflächen in einem Großprojekt zu einem Eltern-Kind-Bereich umzubauen.

Schlüsselwörter: Bereichsbibliothek Medizin der SUB Göttingen, Kinderbetreuung, Eltern-Kind-Bereich, Leuchturmprojekt an Medizinbibliotheken 2016

Abstract

In the University Medical Center of Göttingen there are some possibilities for childminding, but not directly in the library. That’s why we decided to start a project with some departments of the Medical Center to convert free space in the library into a parent-child area.

Keywords: medical library of the SUB Göttingen, childminding, parent-child area, pilot projects in medical libraries 2017


Einrichtung eines Eltern-Kind-Bereichs in der Bereichsbibliothek Medizin der SUB Göttingen

Die Vorgeschichte: Jede Menge Bürofläche, aber keine Verwendung! Ein adäquates Nutzungskonzept war gefragt

Im Juni 2013 erfolgte ein Wechsel in der Leitung der Bereichsbibliothek Medizin (BBM). An die neue Leiterin wurde die Erwartung herangetragen, den physischen Raum Bibliothek weiterzuentwickeln und neue Ideen und Konzepte für die Nutzung auszuarbeiten.

Dabei kam uns die Situation zu Hilfe, dass wir zu diesem Zeitpunkt über etliche Quadratmeter ungenutzter Bürofläche verfügen konnten, die noch so aussahen, siehe Abbildung 1 [Abb. 1] und Abbildung 2 [Abb. 2].

Höchste Zeit, etwas zu unternehmen und den Raum umzugestalten!

Bereits Monate vorher waren traditionelle bibliothekarische Arbeitsbereiche nach und nach weggebrochen oder stark rückläufig, so dass mehrere Mitarbeiterplätze in der BBM einfach nicht mehr existent waren und abgebaut wurden. Die typische Entwicklung im digitalen Wandel, die uns immer wieder vor die Herausforderung stellt, neue Perspektiven für uns und unseren Arbeitsraum zu schaffen, um in der Wahrnehmung der Nutzerinnen und Nutzer weiterhin präsent und wichtig zu sein und auch zu bleiben.

So entstand schnell die Idee, einen Bereich für Eltern und Kinder herzurichten, zumal die medizinische Fakultät auch die zweitgrößte Fakultät der Studierenden mit Kind innerhalb der Universität Göttingen stellt. Fast zeitgleich zu den SUB-eigenen Plänen trat das Gleichstellungsbüro der Universitätsmedizin an die Bibliotheksleiterin heran mit der Frage und der Bitte, Räumlichkeiten der Bibliothek zu einem Eltern-Kind-Bereich umzugestalten. Mit diesem Partner an unserer Seite verselbständigte sich das Vorhaben sehr rasch und bekam eine Dynamik, die wir sonst mit unseren bescheidenen Eigenmitteln niemals hätten erreichen können. So konnten zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: wir haben eine Möglichkeit gefunden, nicht mehr genutzten Raum sinnvoll weiter zu verwenden und im Gegenzug wurde uns quasi die Renovierung finanziert! Außerdem ergab sich so die Chance, die Bibliothek für eine weitere Zielgruppe attraktiv zu machen und damit die langen Öffnungszeiten so vielfältig und optimal wie möglich auszunutzen.

Im Vorfeld wurden Gespräche mit den Studierenden sowie mit Beschäftigten der Universitätsmedizin geführt, um den Bedarf nach einem solchen Raum zu ermitteln. Danach stellte die Gleichstellungsbeauftragte in einer Studienkommissionssitzung den Antrag auf Genehmigung der Gelder, der positiv beschieden wurde, so dass die Finanzierung des Projektes aus Studienqualitätsmitteln in einem Volumen von ca. 120.000 € sichergestellt war.

Damit stand der Verwirklichung bzw. dem Umbau und der Renovierung der anvisierten Räume nichts mehr im Wege. Die Maßnahme begann im Sommer 2015 und wurde im November 2015 mit einer offiziellen Eröffnung und Einweihungsfeier des neu gestalteten Bereichs abgeschlossen.

Das Angebot: Drei großzügige Eltern-Kind-Räume

Obwohl die einzelnen Fakultäten der Universität Göttingen bereits standardmäßig Eltern-Kind-Zimmer zur Verfügung stellen, ist der neue Eltern-Kind-Bereich in der Bereichsbibliothek Medizin in seiner Art singulär.

Denn nirgendwo sonst gibt es die Möglichkeit, während der gesamten Öffnungszeiten unter der Woche und am Wochenende in direkter Gemeinschaft mit den Kindern zu lernen und zu arbeiten, ohne sie zu festen Uhrzeiten irgendwo „abgeben“ zu müssen. Entweder man nutzt das buchbare Büro mit PC, Konferenztisch und Ruhemöglichkeit (Abbildung 3 [Abb. 3]) oder den offenen Aufenthaltsbereich mit Spielzeug, Büchern, Sofa und Besprechungstischen (Abbildung 4 [Abb. 4]).

Auch ein frei zugänglicher Wickel- und Ruheraum mit kompletter Ausstattung (Windeln, Ruhesessel, Flaschenwärmer) steht während der gesamten Bibliotheksöffnungszeiten zur Verfügung.

Darüber hinaus gibt es Spielekoffer für Kinder von 0–6 Jahren, die vor Ort benutzt werden können oder zur Ausleihe bereit stehen.

Ziel des Projektes war es, junge Eltern, sei es im Studium oder als Beschäftigte der Fakultät, noch besser unterstützen zu können und ihnen direkt an ihrem täglichen Arbeits- und Lernort die Gelegenheit zu bieten, sich zeitlich flexibel mit ihren Kindern in der Bibliothek aufzuhalten.

Erste Erfahrungen

Nach einer Anlaufzeit von einigen Wochen wird der Eltern-Kind-Bereich mittlerweile gut angenommen. Im Durchschnitt werden alle 3 Räume pro Tag einmal genutzt und das war auch unser Ziel. Dieses stabile Nutzungsniveau soll mit entsprechender Bewerbung und Kommunikation im Haus aber auch noch ein wenig gesteigert werden. Probleme wegen Lärm bzw. Kindergeschrei gab es bisher erst ganz wenige Male, diese konnten immer mit einem freundlichen Hinweis auf den geschlossenen Arbeitsraum gelöst werden.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autorin erklärt, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.