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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

„e-Day“ in Bern: Ein ganztätiger Event zur Bewerbung von e-Ressourcen

“e-Day” in Bern: promoting e-resources through an all-day event

Mitteilung Leuchtturmprojekte

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  • corresponding author Stefan Grosjean - Universitätsbibliothek Bern, Fachbereichsbibliothek Bühlplatz, Bern, Schweiz

GMS Med Bibl Inf 2016;16(3):Doc19

doi: 10.3205/mbi000374, urn:nbn:de:0183-mbi0003747

Veröffentlicht: 22. Dezember 2016

© 2016 Grosjean.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Das Problem kennen viele wissenschaftliche Bibliotheken: Ein wachsender Anteil der Bestände liegt mittlerweile in Form von e-Books, e-Journals und anderen elektronischen Ressourcen vor. Leider ist aber die Nutzung dieser neuen Formate vielerorts noch hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Ein Grund dafür ist sicher, dass dieses Angebot beim Publikum schlicht noch zu wenig bekannt ist. Genau hier soll der „e-Day“ ansetzen. Mit einem attraktiven, ganztägigen Programm zu Semesterbeginn werden die e-Ressourcen in der Bibliothek „sichtbar“ gemacht.

Schlüsselwörter: Werbung, elektronische Ressourcen, e-Books, e-Journals, Informationskompetenz, Ausbildung, Medizinstudenten

Abstract

For the first time, a joint event between the library, the medical faculty, and external partners was held at the medical library of Bern University. With a combination of promotional and social activities and information skills taster sessions the library tried to raise awareness of e-resources and increase their use.

Keywords: promotion, electronic resources, e-books, e-journals, information skills, education, medical students


Die Fachbereichsbibliothek Bühlplatz widmet einen ganzen Tag den elektronischen Ressourcen

Kurzportrait Fachbereichsbibliothek

Die Fachbereichsbibliothek Bühlplatz (FBB) ist die Teilbibliothek für Medizin und für einen Teil der Naturwissenschaften (Biologie, Geologie) der Universitätsbibliothek Bern, Schweiz. Auf den Bereich MNW entfallen in Bern 27% der Studierenden. Zusammen mit dem öffentlichen Publikum ergeben sich daraus 2.500 aktiv Benutzende, welche neben den Beständen auch die Lernplätze und Gruppenarbeitsräume (insgesamt 350 Plätze) oft bis an die Grenzen auslasten. Der Kanton plant überdies, in Bern die medizinische Fakultät von jährlich 220 auf 320 Studienbeginnende auszubauen – es wird also auch in Zukunft lebhaft zu und her gehen in der FBB.

Ausgangslage: Print-Bestände – nur die Spitze des Eisberges

Wie schon oft beklagt wurde, leiden Bibliotheken an einem etwas „angestaubten“ Image. Damit stellt sich uns die Frage: Wie können wir unseren Benutzenden bewusst machen, dass sich zwischen diesen alten Mauern aus Beton und Backstein eine hochmoderne Bibliothek befindet (oder jedenfalls eine, die es zu sein versucht)?

Die FBB verfügt über rund fünf Kilometer an gedruckten Büchern und Zeitschriften. Ein grosser Teil davon ist im Freihandbereich aufgestellt und somit sofort gut sichtbar für alle, welche die Bibliothek betreten. Ganz anders verhält es sich bei den elektronischen Ressourcen, welche gewissermassen die „unsichtbaren Bestände“ darstellen – oder den Teil des Eisberges, der sich unter der Wasseroberfläche befindet (Abbildung 1 [Abb. 1]). Genau diesen Bereich wollten wir unserem Publikum ins Bewusstsein holen. Wir haben uns von der Staatsbibliothek zu Berlin zu unserem e-Day inspirieren lassen – gute Ideen sind ja bekanntlich immer gestohlen.

Das Programm: zuhören, ausprobieren, anschauen

Der Anlass wurde in Bern am 15. September 2015 zum ersten Mal durchgeführt. Für das Publikum waren unsere Türen von 09:00 Uhr morgens bis um 20:00 Uhr abends geöffnet. Viele Programmpunkte waren als sich wiederholende Veranstaltungen konzipiert.

Unter dem Stichwort „zuhören“ wurden verschiedene Vorträge angeboten. Einige davon richteten sich speziell an Studierende im ersten oder zweiten Studienjahr – zum Beispiel „Studieren mit e-Books, Clouds und anderen e-Ressourcen“ (Abbildung 2 [Abb. 2]), andere an Studierende und Forschende – zum Beispiel „Schreiben einer wissenschaftlichen Arbeit“ – und noch einmal andere an ein noch breiteres Publikum. Mit Gerd Antes und seiner „Einführung in die Evidenzbasierte Medizin“ konnten wir als Höhepunkt einen prominenten Referenten gewinnen (Abbildung 3 [Abb. 3]).

Die verschiedenen Workshops wurden unter dem Stichwort „ausprobieren“ zusammengefasst. Es gab sich wiederholende Kurse zu Ovid, Scopus, Mendeley und Amboss. Diese Workshops wurden von Mitarbeitenden der jeweiligen Anbieter durchgeführt, welche extra angereist waren.

Wie man es von Kongressen kennt, hatten wir einen Teil der Bibliothek für „Marktstände“ reserviert (Abbildung 4 [Abb. 4]). Dieser Teil war dem „Anschauen“ gewidmet. Zahlreiche Verlage hatten ihre VertreterInnen nach Bern geschickt, um ihre jeweiligen e-Produkte zu präsentieren.

Von der Universität Bern waren das Institut für Medizinische Lehre (IML) und die Informatikdienste mit je einem Stand vor Ort. Mit „Projekt Neptun“ gab es überdies eine IT-Kaufberatung, die speziell auf die Bedürfnisse (und das Budget) von Studierenden zugeschnitten ist.

Rahmenprogramm

Eine erfolgreiche Veranstaltung muss natürlich auch auf kulinarischer und sozialer Ebene etwas bieten. Zu diesem Zwecke wurde eine kleine Cafeteria eingerichtet, welche den ganzen Tag geöffnet war. Glücklicherweise haben wir im Team eine Mitarbeiterin, welche die erforderliche Berechtigung besitzt. So konnten wir diesen Punkt sehr unkompliziert abdecken.

Wie es in der Schweiz bei solchen Anlässen üblich ist, gab es am frühen Abend einen „Apéro“, welcher freundlicherweise von den Verlagen gesponsert wurde. Anschliessend stand eine Autorenlesung mit Paul Wittwer auf dem Programm (Paul Wittwer ist ein in der Schweiz bekannter Krimiautor, der hauptberuflich Arzt ist und somit gleich eine doppelte Qualifikation für unseren Anlass mit sich brachte).

Eine Mitarbeiterin regte tagsüber die Besuchenden an, das Feedbackformular auszufüllen, welches zusätzlich mit einem kleinen Wettbewerb kombiniert wurde, um den Rücklauf zu verbessern. Der Preis (eine Scan-Mouse) wurde freundlicherweise von Projekt Neptun zur Verfügung gestellt.

Fazit

Zu unserer Zufriedenheit konnten wir über den ganzen Anlass hinweg rund 580 Besucher zählen. Das Feedback von Studierenden, Besuchern, Ausstellern, aber auch von der Universitätsbibliothek und unserem FBB-Team intern war überwiegend positiv – wir haben aber auch einiges dazu gelernt, das wir beim nächsten Mal noch besser machen können.

Obwohl es nicht ganz einfach ist, an aussagekräftige, vergleichbare Nutzungsdaten bei e-Ressourcen heranzukommen, sind wir überzeugt, dass unser e-Day seinen Zweck erfüllt hat: Die Bekanntheit und Nutzung der e-Ressourcen zu fördern und dem Publikum zu zeigen, dass der „Eisberg“ viel grösser ist als es auf den ersten Blick scheint.

Der Aufwand war allerdings für unser Team beträchtlich. Wir hatten Monate im Voraus mit den Vorbereitungen begonnen. Der Umbau einer Bibliothek in ein „Messegelände“ ist auch nicht zu unterschätzen. Zum Glück konnten wir hier auf die Unterstützung durch studentische Hilfskräfte zurückgreifen. Auch für die grösstenteils aus dem Ausland angereisten Gast-Dozierenden (Referierende, Verlags- und Schulungspersonal) war die Teilnahme natürlich mit Aufwand verbunden. Wir sind der Meinung, dass sich die Mühe gelohnt hat und schulden allen Beteiligten grossen Dank.

Ausblick

Wir planen, unseren zweiten e-Day im Herbst 2017 durchzuführen und auf den gemachten Erfahrungen aufzubauen, um den Anlass weiter zu optimieren. So wollen wir den e-Day in Zukunft mit dem obligatorischen Einführungstag der StudienanfängerInnen Medizin zusammenlegen, um noch mehr Publikum in die FBB zu locken. Ausserdem werden wir das Schulungssortiment weiter ausbauen und zu diesem Zweck auch intern ergänzende Kursangebote aufbauen.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Der Autor erklärt, dass er keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.