gms | German Medical Science

GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

PUBLISSO: Das Open-Access-Publikationsportal für die Lebenswissenschaften

PUBLISSO: an open access publication portal for life sciences

Fachbeitrag Leuchtturmprojekte

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  • corresponding author Ursula Arning - ZB MED – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften, Köln, Deutschland
  • Birte Lindstädt - ZB MED – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften, Köln, Deutschland
  • Jasmin Schmitz - ZB MED – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften, Köln, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2016;16(3):Doc15

doi: 10.3205/mbi000370, urn:nbn:de:0183-mbi0003705

Veröffentlicht: 22. Dezember 2016

© 2016 Arning et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Der Beitrag erläutert die Gründe für den Aufbau des ZB MED Publikationsportals PUBLISSO und stellt die Ziele, das Konzept und die einzelnen Services vor. Im Mittelpunkt steht dabei, den Open-Access-Gedanken zu verbreiten, dazu zu beraten und entsprechende Publikationsmöglichkeiten für alle Publikationsarten von Textpublikationen bis zu Forschungsdaten zur Verfügung zu stellen.

Schlüsselwörter: ZB MED, PUBLISSO, Open Access, Forschungsdaten

Abstract

The article explains the reasons for the development of PUBLISSO the publication portal from ZB MED and shows its targets, the concept and the specific services. The main aspect is to spread the idea of open access, to advice and to provide possibilities for publishing for all kinds of publications from full text to research data.

Keywords: ZB MED, PUBLISSO, open access, research data


Hintergrund

Das Publikationsportal PUBLISSO (http://www.publisso.de/) bündelt seit 2015 die Open-Access-Aktivitäten der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED) und macht sie nach außen sichtbar. PUBLISSO gehört damit zu dem strategischen Handlungsfeld „Publizieren und Verbreiten“ von ZB MED. Die anderen beiden Handlungsfelder sind „Suchen und Finden“ und „Forschen und Erkennen“, mit denen PUBLISSO eng vernetzt ist. Verantwortlich für PUBLISSO ist der Programmbereich Open-Access-Publizieren und -Beraten, der auf der über zehnjährigen Publikationserfahrung von German Medical Science (GMS) aufbaut. Damit werden die Services zu Open Access als ein maßgebliches Betätigungsfeld von ZB MED weiter gestärkt. Dies geschieht aus der Überzeugung heraus, dass Open Access und alle damit verwandten „Openness“-Themen wie Open Data, Open Science etc. ein zentrales Betätigungsfeld für wissenschaftliche Bibliotheken als Partner für Forschende sind. ZB MED in der Funktion als Zentralbibliothek sieht sich als Motor für Open Access in den Lebenswissenschaften und möchte gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, mit anderen Bibliotheken sowie mit Akteuren auf politischer Ebene die unterschiedlichen Facetten von „Openness“ voran bringen und gemeinsam gestalten. Zudem wirken die Themen mittlerweile in viele weitere Tätigkeitsbereiche einer wissenschaftlichen Bibliothek wie beispielsweise Bestandsentwicklung oder Fernleihe hinein und beeinflussen diese nachhaltig, so dass eine umfassende Auseinandersetzung auf unterschiedlichen Ebenen ohnehin zwingend notwendig ist. Insbesondere sorgen steigende Subskriptionsgebühren dafür, dass wissenschaftliche Bibliotheken ihrem Auftrag „Bereitstellung von wissenschaftlicher Literatur“ nur noch unter ständigem Kostendruck nachkommen können, was die Frage nach Alternativen aufwirft. Auf der anderen Seite lässt sich eine wachsende Unzufriedenheit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der jetzigen Organisation des Publikationswesens und seinen Kosten konstatieren. Kritisiert wird insbesondere, dass gerade im STM-Bereich das Publikationswesen in den Händen einiger weniger Verlage liegt, die Preise und Publikationsablauf vorgeben und teilweise Einfluss darauf nehmen, was als publikationswürdig erachtet wird. Insgesamt ist somit auf Wissenschaftlerseite der Wunsch nach Veränderungen spürbar und dass die Organisation der wissenschaftlichen Kommunikation wieder stärker in die Hände der Wissenschaft selbst gelegt wird. Wissenschaftliche Bibliotheken bieten sich aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung im Bereich Literaturbereitstellung als Partner für eine entsprechende Transformation an, um derartige Veränderungen gemeinsam mit den wissenschaftlichen Communities anzustoßen. Denn wenn Bibliotheken traditionell wissenschaftliche Literatur auswählen, erschließen und verfügbarmachen, warum sollten sie diese nicht auch selbst publizieren?

Gestützt wird dieses Engagement durch eine Marktstudie, die 2013 von ZB MED beauftragt wurde. Dabei wurde das Bedürfnis nach „Unterstützung bei der Publikation von Forschungsergebnissen, Primärdaten und E-Learning-Medien“ und bei „der Finanzierung der Publikation“ identifiziert [1]. Daneben wurden strategische Lücken im Hinblick auf die Publikationsberatung und Publikation von Forschungsdaten erkannt ([1], S. 106). Auch den Bedarf nach einem Aufbau einer Publikationsplattform konnte die Marktstudie konstatieren ([1], S. 102ff).


Zielsetzung von PUBLISSO

Die Arbeit des Bereichs Open-Access-Publizieren und -Beraten beruht auf den drei Säulen PUBLIZIEREN – BERATEN – VERNETZEN. Neben der Schaffung von konkreten Publikationsmöglichkeiten für den goldenen und grünen Weg des Open Access werden auch umfangreiche Beratungsleistungen angeboten, um ein Bewusstsein für Open Access zu schaffen, Hemmnisse abzubauen und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Unterstützung bei der Wahl des Publikationsweges zu geben. Als weitere Zielgruppe werden auch Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in den Fokus genommen, um diese bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Im Bereich „Vernetzen“ geht es darum, einen engen Kontakt zu den lebenswissenschaftlichen Communities zu knüpfen, um die eigene Produktentwicklung am Bedarf der Wissenschaft auszurichten. Zudem wird – beispielsweise bei Veranstaltungsformaten wie „Leibniz im Landtag“ – der Kontakt zur Politik gesucht, um einerseits die politische Weichenstellung zu begleiten als auch konkrete politische Maßnahmen (wie z.B. Änderung von Drittmittelförderbedingungen) an die wissenschaftlichen Communities heranzutragen.

Bei der Schaffung von Publikationsmöglichkeiten werden konsequent die Möglichkeiten des digitalen Formats ausgeschöpft. Neben der Maschinenlesbarkeit, die die Voraussetzung für weitere Anwendungen beispielsweise im Kontext „Text- und Data-Mining“ bildet, oder Verlinkungsmöglichkeiten im Hypertext gehört unter anderem die Einbindung von Anschauungsmaterial in Form von Videos, Bildern oder Audio-Dateien dazu. Darüber hinaus gilt es, die Auffindbarkeit und Referenzierbarkeit von digitalen Open-Access-Inhalten über die Verwendung von Schnittstellen und persistenten Identifikatoren sicherzustellen und weiter auszubauen. Das digitale Format ermöglicht darüber hinaus die Gestaltung der Webangebote mit Responsive Design, die Einbindung von Social Media, die Möglichkeit der 3D-Darstellung sowie die Anbindung an E-Book-Reader.

Es geht ZB MED bei PUBLISSO aber insbesondere darum, nicht länger nur die Publikation von wissenschaftlichen Ergebnissen in Textform zu berücksichtigen, sondern auch die den Ergebnissen zugrundeliegenden Forschungsdaten. Dieses Thema gewinnt zunehmend an Aktualität, insbesondere durch die Forderung von Mittelgebern wie beispielsweise der EU im Rahmen des Forschungsrahmenprogramms Horizon 2020 [2].

Im Folgenden werden die PUBLISSO-Services im Einzelnen vorgestellt.


Services im Bereich „Publizieren“

Anhand des aktuellen Status Quo ist schwer einzuschätzen, welcher Weg des Open Access – grün oder gold (oder gar weitere Alternativen wie „diamond“ bzw. „platinum“) – sich durchsetzen wird oder inwieweit sie gleichrangig nebeneinander existieren werden. Wenngleich die Beschreitung des goldenen Wegs Vorteile hat, weil eine Publikation in der endgültigen Verlagsversion mit der Veröffentlichung frei verfügbar ist, sollte die Diskussion über die Vor- und Nachteile und des besten Weges in den jeweiligen wissenschaftlichen Communities geführt werden. ZB MED stellt daher über PUBLISSO für beide Wege Services zur Verfügung.

Open Access Gold: German Medical Science, Living Handbooks und die Publikationsplattform Lebenswissenschaften

Seit über zehn Jahren ist ZB MED mit German Medical Science (GMS) im Bereich Open-Access-Publizieren aktiv und gehört über die Leibniz-Gemeinschaft mit zu den ersten Unterzeichnern der Berliner Erklärung. Das Portal GMS (http://www.egms.de/) betreibt ZB MED gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und dem Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI). Die GMS-Redaktion ist bei ZB MED angesiedelt: Unter anderem berät sie die herausgebenden Fachgesellschaften und bereitet die zuvor im Peer-Review-Verfahren begutachteten Fachartikel für die Veröffentlichung vor. Über das Publikationssystem vom DIMDI werden die Artikel und Beiträge anschließend veröffentlicht. Das Angebot von GMS konzentriert sich in erster Linie auf den medizinischen Bereich. Derzeit werden 16 Zeitschriften sowie jährlich über 5.500 Kongressbeiträge veröffentlicht. Dabei sind sieben Zeitschriften in PubMed indexiert, so dass deren Beiträge weltweit rezipiert werden. Damit leistet GMS einerseits einen Beitrag, deutsche medizinische Forschung in der internationalen Wissenschaft bekannt zu machen und zu verankern, andererseits sind in den Zeitschriften von GMS auch zahlreiche internationale Beiträge publiziert, die somit der deutschen Wissenschaftsgemeinschaft zur Verfügung stehen.

Das GMS-Portfolio wurde 2014 um das Format „Living Handbooks“ erweitert. Das auf wissenschaftliche Handbücher konzentrierte Open-Access-Projekt wurde gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) 2013 konzipiert. Es basiert auf einer Idee von Dr. Richarda Böttcher, einer Handchirurgin, die sich an ZB MED gewendet hat, mit der Bitte, eine Alternative zu den Angeboten der Verlage zu schaffen, bei der die Autoren die Rechte an ihren Publikationen behalten. Ende 2014 ist mit „Living Textbook of Handsurgery“ der Prototyp eines Living Handbooks online gegangen. Das Format „Living Handbooks“ erlaubt es, Forschungsergebnisse kapitelweise und zeitnah zu publizieren und regelmäßig zu aktualisieren, ohne von einem langwierigen Print-Publikationsprozess und dem vollständigen Vorliegen aller Kapitel abhängig zu sein. Dadurch sind die Bücher weniger statisch, sondern „leben“. Ihre Attraktivität erhalten sie zusätzlich durch die Möglichkeit der Einbindung von multimedialen Inhalten oder Forschungsdaten etc. Die Zitierfähigkeit der einzelnen Kapitel wird durch die Vergabe von DOIs als persistente Identifikatoren sichergestellt. „Living Handbooks“ hat das Open Source Content Management System DRUPAL als technische Basis, während das GMS Publikationssystem auf einer proprietären Software (Eigenentwicklung) basiert. Um langfristig nicht auf zwei unterschiedlichen Systemen entwickeln und operieren zu müssen, wurde der Entschluss gefasst, eine Publikationsplattform aufzusetzen, die einerseits sämtliche Formate bedienen kann und die andererseits die Publikationsgewohnheiten der unterschiedlichen lebenswissenschaftlichen Communities berücksichtigt bzw. dahingehend anpassbar ist. Zudem schließt das Selbstverständnis von ZB MED – Motor für Open Access in den Lebenswissenschaften zu sein – eine Präferenz für nicht-proprietäre Systeme mit ein. Mit dem Open Source System DRUPAL ist diese Voraussetzung erfüllt und es steht eine Entwickler-Community zur Verfügung, die das System in Zukunft mit weiterentwickeln kann. Im weiteren Verlauf wird DRUPAL – mit finanzieller Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – auf den Publikationsworkflow von Buchbeiträgen weiter angepasst. Gleichzeitig wird dabei das Living Handbook of Perishable Food Supply Chains in Zusammenarbeit mit der Cold Chain Management Group der Universität Bonn realisiert. Zwei weitere Buchprojekte mit der „European Association of Urology“ (EAU) und den Fachgesellschaften der Medizinischen Psychologie und der Medizinischen Soziologie sind ebenfalls in Vorbereitung. Basierend auf den im DFG-Projekt gemachten Erfahrungen erfolgt dann auch die Anpassung der Publikationsplattform für die übrigen Formate wie Zeitschriften, Kongresse, Leitlinien, Berichte etc.

Mit der Entwicklung von ZB MED als Deutsche Zentralbibliothek für Medizin hin zu einem Informationszentrum Lebenswissenschaften hat sich auch der Bedarf einer Ausweitung des Fächerspektrums ergeben, der sowohl mit den Living Handbooks als auch dem Fachrepositorium Lebenswissenschaften bereits umgesetzt wird.

Open Access Grün: Fachrepositorium Lebenswissenschaften

Dem Archivierungsauftrag von ZB MED entsprechend, wird die graue Literatur auch in digitalisierter Form in den Bestand von ZB MED aufgenommen, indem eine Einspeisung in das dafür aufgebaute elektronische Regal erfolgt. Das vormals unter dem Name ElliNET bekannte Repositorium ist gemeinsam mit dem technischen Kooperationspartner Hochschulbibliothekszentrum Nordrhein-Westfalen (hbz) zum „Fachrepositorium Lebenswissenschaften“ ausgebaut und auf eine neue technische Grundlage (Fedora; in der Ansicht: DRUPAL) gestellt worden. Neu entwickelte Erfassungsmasken erlauben es unter anderem, weitere Publikationsformate und -arten, insbesondere auch unselbstständige Literatur aufzunehmen und zweitzuveröffentlichen. Auch Video-, Bild- und Audiodateien können veröffentlicht und über einen integrierten Viewer direkt abgespielt oder dargestellt werden. Zusätzlich zum bisherigen Angebot erlauben institutionelle Sichten auch kleineren Einrichtungen wie Verbänden ohne eigenes Repositorium etc., ihre Publikationen auf einer eigenen Seite darzustellen. Das Fachrepositorium Lebenswissenschaften fungiert in diesem Fall als quasi-institutionelles Repositorium. Die neue technische Grundlage erlaubt es zudem, Forschungsdaten (singulär sowie in Verbindung mit einer Publikation) aufzunehmen (s. auch Abschnitt „Forschungsdaten“). Des weiteren fungiert das System als Hochschulschriftenserver der Medizinischen Abteilung der Universität zu Köln, auf dem die medizinischen Dissertationen archiviert werden. Sofern noch nicht vorhanden, erhalten alle aufgenommenen Publikationen einen persistenten Identifikator (Digital Object Identifier). Zur Verbesserung der Sichtbarkeit der Publikationen, werden alle Inhalte des Fachrepositoriums Lebenswissenschaften in das ZB MED Discovery-System LIVIVO übernommen. Eine OAI-Schnittstelle erlaubt darüber hinaus das Harvesten durch andere Systeme wie beispielsweise Bielefeld Academic Search Engine (BASE).

In das Fachrepositorium werden ab Januar 2017 auch die Publikationen der lebenswissenschaftlichen Institute der Leibniz-Gemeinschaft aufgenommen und an LeibnizOpen (http://www.leibnizopen.de) transferiert. LeibnizOpen macht die frei verfügbaren Veröffentlichungen von Forscherinnen und Forschern der Leibniz-Institute unter einer Oberfläche zugänglich.

Publikation von Forschungsdaten

Das Thema „Publikation von Forschungsdaten“ ist im Sinne einer freien und transparenten Wissenschaft von großer Wichtigkeit. Nach Jahren der Willensbekundung, aber sehr zögerlichen Publikationshaltung von Seiten der Forschenden rückt das Thema insbesondere durch den Druck der Mittelgeber weiter ins Zentrum der Aufmerksamkeit. ZB MED ist einer der Infrastrukturanbieter, die sich dafür einsetzen, dass Forschungsdaten frei im Internet veröffentlicht werden, sofern nicht Datenschutz relevante Aspekte oder ökonomische Gründe (z.B. Patentierung) dagegen sprechen. Bis zur flächendeckenden Publikation von Forschungsdaten, so zeigt die Praxis, ist es noch ein weiter Weg. So ist zunächst Arbeit und Zeit in die Bewusstseinsbildung bei den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu investieren, dass das Teilen von Forschungsdaten unabhängig von der bloßen Erfüllung von Vorgaben der Mittelgeber weitere Vorteile bietet. Dazu gehören u.a. die Nachvollziehbarkeit von Forschungsergebnissen, die Vermeidung der Durchführung gleicher Versuchsreihen, die „Belohnung“ durch Zitierungen von Datensätzen etc. Zudem müssen erst die Voraussetzungen geschaffen werden, dass Daten nachvollziehbar aufbereitet werden, damit ein Teilen der Daten überhaupt sinnvoll ist. So gibt es bereits einige Standards für die Erhebung und Erstellung von „scientific usefiles“, diese sind jedoch oft spezifisch auf eine bestimmte wissenschaftliche Community ausgerichtet. Für andere Fachbereiche müssen sich die jeweiligen Communities einigen. ZB MED steht hierbei mit Beratungsdienstleistungen zur Verfügung und entwickelt im engen Austausch mit Vertretern der Fächer entsprechende Standards. Des Weiteren stellt ZB MED die technischen Systeme bereit, die die Speicherung und Verfügbarmachung von Daten ermöglichen. Autorinnen und Autoren, die über GMS veröffentlichen, können die ihren Artikeln zugrunde liegenden Forschungsdaten bereits kostenfrei publizieren. ZB MED kooperiert zu diesem Zweck mit dem Forschungsdatenrepositorium Dryad (http://datadryad.org/) und übernimmt für die Forschenden die Publikationskosten. Durch die wechselseitige Zitierung von Artikel und Forschungsdaten wird die Sichtbarkeit für beide Publikationen gesteigert. Was den Aufbau von eigenen technischen Speicherungsmöglichkeiten angeht, so ist ZB MED der Überzeugung, dass institutionelle und generische Lösungen zwar eine wichtige Funktion im Forschungsdatenmanagement einnehmen können, indem sie die initiale Möglichkeit darstellen, Forschungsdaten systematisch und gesichert zu speichern. Langfristig sollte die Publikation aber in einem spezifischen Fachrepositorium erfolgen, welches an die Notwendigkeiten (z.B. Speicherkapazität, Metadatenschema zur Beschreibung der Daten etc.) der jeweiligen Disziplin angepasst ist. ZB MED hat im Rahmen von PUBLISSO dafür erste Schritte unternommen, das Fachrepositorium Lebenswissenschaften für die Aufnahme von Forschungsdaten vorbereitet und erste Datensätze aufgenommen. Zu den Vorbereitungsarbeiten zählt unter anderem die Entwicklung eines Metadatenschemas für lebenswissenschaftliche Forschungsdaten. Auf den daraus resultierenden Erfahrungen aufbauend, wird – im engen Austausch mit den lebenswissenschaftlichen Fachcommunities – die Infrastruktur weiterentwickelt.

Infrastruktur für die Publikation von Forschungsdaten: Digital Object Identifier – DOI-Service

ZB MED ist Mitglied im DataCite-Konsortium und agiert als DOI-Vergabestelle für akademische Online-Angebote aus den Lebenswissenschaften. DOIs werden schwerpunktmäßig für Forschungsdaten, aber auch für Volltexte vergeben. Derzeit hat ZB MED mit rund 40 Einrichtungen eine vertragliche Beziehung, die die betreffenden Einrichtungen in die Lage versetzt, DOIs für die eigenen Publikationen zu vergeben. Neben den externen Vertragspartnern nutzt ZB MED die DOI-Registrierung auch für die eigenen Services. So werden beispielsweise die künftig im Fachrepositorium Lebenswissenschaften publizierten Forschungsdaten mit einem DOI versehen. Die im Zuge dessen gespeicherten Metadaten ermöglichen sowohl eine Identifizierung als Forschungsdatensatz als auch eine fachliche Zuordnung zu einer lebenswissenschaftlichen Fachdisziplin.


Services im Bereich Beratung

Flankierend zu den Publikationsangeboten steht ein Beratungsservice zur Verfügung. Hierbei geht es in erster Linie darum, Hürden gegenüber Open Access abzubauen und Möglichkeiten bei den Publikationswegen und Finanzierungsoptionen aufzuzeigen, aber auch über rechtliche Gegebenheiten und Lizenzierungsoptionen zu informieren. Eine produktspezifische Beratung wurde bei ZB MED auch in der Vergangenheit schon durchgeführt, aufgrund der Ergebnisse der Marktstudie wurde diese weiter ausgebaut und thematisch und zielgruppenspezifisch erweitert. Der Beratungsservice wendet sich einerseits an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Lebenswissenschaften, aber auch an Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus Bibliotheken, an Graduiertenschulen sowie an lebenswissenschaftliche Fachbereiche von Hochschulen und Forschungsinstituten. ZB MED bietet sich über PUBLISSO als ein „Kompetenzzentrum“ an, das von den skizzierten Zielgruppen Fragen – u.a. nach dem Train-the-Trainer-Prinzip – beantwortet. Das thematische Spektrum des Beratungsservices umfasst:

  • Die Open-Access-Publikation von wissenschaftlichen Ergebnissen in Textform sowie von Forschungsdaten sowie alle damit verbundenen Themen, wie Finanzierung, Lizenzierung, rechtliche Fragen etc.,
  • Open Access und wissenschaftliche Reputationsbildung und damit Themen, die den Ablauf des Publikationsverfahrens (wie z.B. Peer Review) und die Reputation betreffen; hierzu gehört auch die Impact-Messung (über Bibliometrie), denn Open Access beeinflusst schlussendlich das wissenschaftliche Publikationswesen in Gänze,
  • Gründung von Open-Access-Zeitschriften sowie Transformation von Zeitschriften hin zu Open Access.

Für die Beratung wurden unterschiedliche Formate entwickelt. Auf http://www.publisso.de/open-access-beraten/faqs/ beantworten FAQs die wichtigsten Fragen rund ums Open-Access-Publizieren in den Lebenswissenschaften. Darüber hinaus wird auch per E-Mail oder im persönlichen Gespräch beraten. Außerdem veranstaltet ZB MED Workshops für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den lebenswissenschaftlichen Fachcommunities. Hierzu zählen unter anderem auch sogenannte Vernetzungsworkshops, die zum Ziel haben, mit Open Access befasste Personen auf Arbeitsebene zusammenzubringen und deren Austausch zu fördern. Um Nutzer auf unterschiedlichen Ebenen zu erreichen, wird auch mit neuen Formaten experimentiert. Hierzu zählen unter anderem Video-Tutorials, die über die ZB MED Services im Bereich „Publikation von Forschungsdaten“ informieren. Neben der produktspezifischen Beratung sollen Video-Tutorials künftig auch in der Publikationsberatung zum Einsatz kommen. Darüber hinaus wird auch verstärkt auf Social Media Instrumente gesetzt (z.B. Facebook – https://www.facebook.com/zbmed.bibliothek oder Twitter – https://twitter.com/zb_med), um auf eigene Angebote hinzuweisen, aber auch, um Beratungsinhalte zu transportieren. So werden regelmäßig Beiträge zu Open Access relevanten Themen im ZB MED Blog veröffentlicht (http://zbmedblog.de/?cat=1). Vorträge auf thematisch relevanten Konferenzen runden das Angebot ab.


Open Access im Zusammenspiel mit ZB MED

Das Thema „Open Access“ beeinflusst mit all seinen Facetten auch viele andere Tätigkeitsbereiche von ZB MED. Hierzu zählt unter anderem der Bereich „Digitale Sammlungen“ der Abteilung Retrodigitalisierung, die Bestandsentwicklung, die verstärkt auch relevante lebenswissenschaftliche Open-Access-Quellen auswertet und über den Discovery-Service LIVIVO recherchierbar macht, sowie die Lizenz-Abteilung, die bei der Verhandlung von Lizenzen auch mögliche Open-Access-Komponenten im Blick behält. Mit allen diesen Abteilungen steht PUBLISSO in engem Austausch und ist beratend (z.B. bei der Ausgestaltung von Veröffentlichungsverträgen) tätig. Darüber hinaus wird mit den Querschnittsbereichen IT und Marketing und der Abteilung Informationskompetenz zusammengearbeitet.


Ausblick

Im Bereich Publizieren wird sich PUBLISSO kurz- bis mittelfristig weiterhin um den Auf- und Ausbau der Publikationsplattform „gold“ konzentrieren. Unter anderem werden die bereits angestoßenen Living Handbooks-Projekte weiterentwickelt und die Plattform für Zeitschriften aus den Lebenswissenschaften eingerichtet. Um dem aktuellen State-of-the-Art zu entsprechen, wird PUBLISSO sich außerdem verstärkt den Themen „Altmetrics“ und „Autorenidentifikationssysteme“ widmen und entsprechende Funktionalitäten in die Plattform implementieren. Mit Beendigung des DFG-Projekts zu Living Handbooks wird zudem der Quellcode des Publikationssystems frei verfügbar gestellt, so dass die bereits existierende Entwicklercommunity für DRUPAL das Projekt aufgreifen und künftig Erweiterungen programmieren kann.

Im Bereich Forschungsdaten gilt es, erste Erfahrungen mit Datenpublikationen im Fachrepositorium Lebenswissenschaften zu sammeln. Außerdem soll im engen Austausch mit den lebenswissenschaftlichen Fachcommunities (im ersten Schritt vornehmlich mit der agrarwissenschaftlichen Community) der Dienst ausgebaut und fachspezifisch angepasst werden.

Im Bereich Beraten wird 2017 eine Webinar-Reihe starten, um künftig verstärkt virtuelle Kommunikationswege zu nutzen. Die Webinare sollen nutzeraktivierende Elemente wie Chatfunktionalität, Umfrage etc. enthalten, um die Online-Veranstaltungen interaktiver zu gestalten. Die Webinare werden aufgezeichnet und als dauerhafte Ressource zur Verfügung gestellt.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autorinnen sind bei ZB MED Produktverantwortliche für die PUBLISSO-Services. Darüber hinaus bestehen keine weiteren Interessenkonflikte.


Literatur

1.
Heinold EF. Markt- und Zielgruppenstudie. Gap-Analyse und Empfehlungen für die ZB MED – Endbericht. Köln: ZB MED; 2014. DOI: 10.4126/zbmed2014001 Externer Link
2.
Europäische Kommission. H2020 Programme: Guidelines on FAIR Data Management in Horizon 2020. 2016. Verfügbar unter: http://ec.europa.eu/research/participants/data/ref/h2020/grants_manual/hi/oa_pilot/h2020-hi-oa-data-mgt_en.pdf Externer Link