gms | German Medical Science

GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

AGMB-Wettbewerb „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ 2015: Würdigung der Preisträger

Competition of the German MLA (AGMB) “Pioneer projects in medical libraries” 2015: Introduction of the winners

Mitteilung Leuchtturmprojekte

Suche in Medline nach

  • corresponding author Eike Hentschel - Universitätsbibliothek Kiel, Medizinische Abteilung, Kiel, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2015;15(3):Doc14

doi: 10.3205/mbi000341, urn:nbn:de:0183-mbi0003419

Veröffentlicht: 21. Dezember 2015

© 2015 Hentschel.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Die Preisträger des Wettbewerbs „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ 2015 werden vorgestellt.

Schlüsselwörter: AGMB-Wettbewerb „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ 2015, Preisträger

Abstract

The winners of the competition “Pioneer projects in medical libraries” 2015 are introduced.

Keywords: competition of the German MLA (AGMB) “Pioneer projects in medical libraries” 2015, winners


AGMB-Wettbewerb „Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken“ 2015: Würdigung der Preisträger

Von Dezember 2014 bis März 2015 waren Medizinbibliotheken aus allen Ländern der AGMB-Mitglieder aufgerufen, sich selber mit einem Projekt zu bewerben oder eine andere Medizinbibliothek für die Auszeichnung vorzuschlagen. Es sollten sich dabei ausdrücklich Medizinbibliotheken aller Sparten (z.B. Krankenhaus-, Pharma- und Hochschulbibliotheken sowie Bibliotheken an Forschungs- und Pflegeeinrichtungen) und aller Größen (von großen Universitätsbibliotheken bis hin zu OPL-Bibliotheken) angesprochen fühlen. Auch sollten bei der Preiswürdigkeit eines Projekts nicht dessen Größe und Umfang oder der geleistete finanzielle und personelle Aufwand, sondern explizit die innovative Idee und deren Umsetzung unter den lokalen Bedingungen zählen. So war der Wettbewerb im Dezember 2014 in GMS Medizin – Bibliothek – Information ausgeschrieben worden [1].

Bis zum Bewerbungsschluss am 31.03.15 wurden vier Wettbewerbsbeiträge eingereicht. Dafür ein herzliches Dankeschön an alle Beiträgerinnen und Beiträger!

Eine Jury, bestehend aus den Leitern der vier Arbeitskreise der Bibliothekssparten in der AGMB, zwei gewählten Mitgliedern und drei Vorstandsmitgliedern, hat sich in den darauf folgenden Wochen ausführlich mit allen Beiträgen beschäftigt. Jedes Mitglied der Jury hat dazu einen gutachtenden Text verfasst und seine persönliche Reihung formuliert. Am Ende konnte die Jury einen 1., 2. und 3. Preisträger bestimmen. Als Preisgelder wurden den Projekten 500, 300 und 200 EUR zugesprochen. Die Jury fand es angesichts der Qualität durchaus gerechtfertigt, dass 3 von 4 Beiträgen mit Preisen bedacht wurden. Die Preise wurden im Rahmen der AGMG-Jahrestagung in Basel am 9. September 2015 verliehen.

  • 1. Platz:
    „Eine Tablet-basierte Lernumgebung für Studierende der Medizin“
    Katrin Bendix, Oliver Obst, Anne Potschinski und Karin Schulenborg, Zweigbibliothek Medizin der Universitäts- und Landesbibliothek Münster

In einem Kernbereich unserer Aufgaben, nämlich der Bereitstellung von Medien in diesem Fall für die Lehre, wurde ein konsequenter, ganzheitlicher und von großer Innovationskraft geprägter Ansatz verfolgt, um den Übergang zu den digitalen Medien zu befördern: Die Medienangebote für einen ausgewählten Nutzerkreis wurden nach Wissen der Jury erstmalig weitgehend auf eine digitale Umgebung umgestellt und sind auf einem einzigen mobilen Endgerät innerhalb der einheitlichen Lernplattform „easystudium“ verfügbar.

Es wird der Nachweis geführt, dass 1. die Umstellung praktikabel ist (z.B. wurden unter anderem auch komplexe Lizenzierungsfragen für Apps gelöst), 2. das neue Angebot kooperative, interaktive und orts-/zeitunabhängige Arbeitsformen fördert und 3. deshalb (und nicht allein wegen der Kostenfreiheit) von den Studierenden hervorragend angenommen wird.

Hinzukommt, dass die Bibliothek und ihre sonstigen Angebote nun von mehr Studierenden als vorher wahrgenommen werden. Außerdem konnte das Projekt offenbar in einen regulären, wenn auch zunächst zeitlich befristeten Dauerbetrieb überführt werden. Eine Nachnutzbarkeit für andere Bibliotheken scheint durch umfangreiche Dokumentationen gegeben zu sein.

Offen bleiben aktuell die Fragen 1. nach den (zusätzlichen) Kosten für Lizenzierungen und Tablet-Rechner und 2. der Vollständigkeit des digitalen Umstiegs, d.h. inwieweit müssen noch gedruckte Bücher genutzt werden. Die zweite Frage lässt sich womöglich erst nach einer bestimmten Laufzeit des neuen Angebots seriös mit Daten hinterlegt beantworten. Die Frage nach den Kosten wird womöglich dazu führen, dass manche Standorte sich den digitalen Umstieg in dieser Form nicht oder noch nicht werden leisten können.

  • 2. Platz:
    „Suchfilter für lokale Bestände in bibnet.org“
    Markus Fischer, Bibliothek Solothurner Spitäler AG

bibnet.org ist an diversen Stellen, auch auf einer früheren AGMB-Tagung und in GMS Medizin – Bibliothek – Information schon ausführlich beschrieben worden [2]. Die kooperativ betriebene Referenzdatenbank für Literaturbestände in Bibliotheken des Gesundheitswesens größtenteils außerhalb von universitären Umgebungen ist an sich schon preiswürdig.

Zum Leuchtturmwettbewerb 2015 wurde eine Weiterentwicklung aus dem Jahr 2014 eingereicht. Aus Sicht der Jury handelt es sich hierbei um eine kleine, aber sehr feine Erweiterung von bibnet.org. Der entwickelte Suchfilter stellt eine sehr praxisnahe Lösung dar, insbesondere auch für kleinere Bibliotheken, die aus Kostengründen keine eigenen Discovery-Systeme und Linkresolver einsetzen oder an der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek teilnehmen können, denn interessierte Bibliotheken können die Funktion kostenfrei nutzen. Neu ist auch die Anwendung des KBART-Formats für diese Zwecke. Die Open-Source-Veröffentlichung des Programmcodes ermöglicht die Nachnutzung in anderen Anwendungen.

  • 3. Platz:
    „Anatomische Lehrmedien an der Universitätsbibliothek Heidelberg“
    Sabine Gehrlein, UB Heidelberg

In dem ebenfalls in GMS Medizin – Bibliothek – Information bereits vorgestellten Projekt [3] wird eine gelungene und durchaus zukunftsweisende Kombination von klassischen Bibliotheksangeboten und anderen Lehrmedien realisiert, hier am Beispiel eines virtuellen Seziertisches und einer Sammlung anatomischer Modelle.

Insbesondere bei den anatomischen Modellen kann die Bibliothek neben langen Öffnungszeiten mit ihren vorhandenen Infrastrukturen wie OPAC-Nachweis und Ausleihmöglichkeiten zu einer besseren Nutzung der Objekte beitragen. Es wird damit der erfolgreiche Versuch beschrieben, die Serviceangebote der Bibliothek über das bisher Übliche hinaus zu erweitern und ihren Stellenwert zu erhöhen. Die Angebote werden von den Studierenden außerordentlich gut angenommen, die Besucherzahlen der Bibliothek haben sich um über 40% erhöht. Außerdem wird wieder einmal der Beweis geführt, dass Kooperationen und Vernetzung mit anderen Einrichtungen innerhalb der Universität meist zu einem größerem Nutzen und Mehrwert für alle Beteiligten führen.

Bezüglich der Nachnutzung dürften die Kosten des Anatomage-Geräts die Budgets vieler Bibliotheken übersteigen oder nur von den Fakultäten selbst zu finanzieren sein. Aber es ging hier ja um den beispielhaften Nachweis, dass Bibliotheken ihre Kompetenzen in die Waagschale werfen können, um ihre bisher üblichen Serviceangebote zu erweitern.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Der Autor erklärt, dass er keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel hat.


Literatur

1.
Hentschel E. Leuchtturmprojekte an Medizinbibliotheken – Ausschreibung für den AGMB-Wettbewerb 2015. GMS Med Bibl Inf. 2014;14(3):Doc18. DOI: 10.3205/mbi000315 Externer Link
2.
Fischer M, Kandera S, Kleibel V, Krone M, Mayer S, Niedermann E, Sulzer D. bibnet.org – kooperative Referenzdatenbank für das Gesundheitswesen. GMS Med Bibl Inf. 2010;10(3):Doc27. DOI: 10.3205/mbi000210 Externer Link
3.
Gehrlein S. Library goes Anatomy. Anatomische Lehrmedien an der Universitätsbibliothek Heidelberg. GMS Med Bibl Inf. 2014;14(3):Doc23. DOI: 10.3205/mbi000320 Externer Link