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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Die Medizinische Hauptbibliothek an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main

The Medical Library at the Goethe University in Frankfurt am Main

Fachbeitrag

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  • corresponding author Hiltraud C. Krüger - Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Medizinische Hauptbibliothek, Frankfurt am Main, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2009;9(2-3):Doc26

doi: 10.3205/mbi000154, urn:nbn:de:0183-mbi0001546

Veröffentlicht: 17. Dezember 2009

© 2009 Krüger.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Zusammenfassung

Die Geschichte der Medizinischen Hauptbibliothek beginnt 1908, sechs Jahre vor Gründung der Frankfurter Universität. Ehemals eine städtische Einrichtung, ist die Bibliothek seit 2005 eine Bereichsbibliothek der Universitätsbibliothek und gehört zur Goethe Universität Frankfurt am Main. Hauptaufgabe der Medizinischen Hauptbibliothek ist die Literaturversorgung der Ärzte und Medizinstudenten des Universitätsklinikums. Historisch bedingt kann außerdem jeder Bürger Frankfurts und sogar Hessens einen Leserausweis bekommen und die Bibliothek mit Einschränkungen nutzen.

Schlüsselwörter: Goethe-Universität Frankfurt, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Medizinische Hauptbibliothek – Entwicklung

Abstract

The history of the Medical Library begins in 1908, six years before the Frankfurt University was founded. Formerly it was a municipal establishment until 2005 it became a faculty library of the University Library and now belongs to the Frankfurt Goethe University. The main task of the library is to provide doctors and medical students of the University Hospital and the Faculty of Medicine with medical literature. For historical reasons the citizens of Frankfurt and Hesse are also permitted to use the library’s facilities but have restricted access.

Keywords: University Frankfurt, university library, medical library


Historisches

Die Medizinische Hauptbibliothek (MedHB), heute eine Bereichsbibliothek der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, wurde 1908 als Zentralbibliothek des Städtischen Krankenhauses in Sachsenhausen gegründet. Die Bibliothek bestand aus einer Zentralbibliothek und etwa 30 Handbibliotheken, die auf verschiedene Institute verteilt waren.

Aufgabe der Bibliothek war es, Literatur zu allen medizinischen Wissenschaften zu sammeln. Die oberste Leitung hatte ehrenamtlich ein „Geheimer Medizinalrat“ übernommen, ein „Fräulein Bibliothekarassistentin“ wurde zusätzlich eingestellt.

Ab 1914, dem Gründungsjahr der Universität, übernahm die Bibliothek in Ergänzung zur Senckenbergischen Bibliothek auch die Literatur- und Informationsversorgung für die Medizinische Fakultät. Ein Katalog von 1927 weist immerhin schon 300 laufende Zeitschriften und einen Gesamtbestand von 27.000 Bänden nach. Im gleichen Jahr wurde die Bibliothek der städtischen Gesamtverwaltung zugeordnet und zehn Jahre später, 1937/38, mit einem Bestand von 38.000 Bänden der Organisation der „Städtischen- und Universitätsbibliotheken“ angegliedert.

Während des 2. Weltkrieges konnten die meisten Bestände der Stadtbibliothek durch Auslagerung nach Mitwitz in Oberfranken ihrer Zerstörung entgehen. Für die Medizinische Zentralbibliothek kamen diese Überlegungen zu spät. Bei einem Fliegerangriff 1944 wurden sämtliche Monographien und ¾ des gesamten Zeitschriftenbestandes zerstört. Der Rest bestand aus schwer beschädigten Einzelbänden.

Mit diesem kärglichen Bestand zog die Bibliothek 1945 in den Keller des Infektionsbaues der I. Medizinischen Klinik. Was zunächst als Provisorium gedacht war – dauerte 30 Jahre! Der anfänglich geringe Etat (1950: 13.700,- DM) wurde mit jedem Jahr aufgestockt, Sondermittel wurden zeitweise bewilligt, womit wichtige, komplette Zeitschriftenreihen gekauft werden konnten. Auch Mittel für den Aufbau einer Lehrbuchsammlung wurden zur Verfügung gestellt, als erstes technisches Hilfsmittel wurde ein Jenaer Lesegerät für Microfiches gekauft.

1975 erfolgte der Umzug innerhalb des Klinikums. Der MedHB standen jetzt 700 m2 statt 200 m2 zur Verfügung. Das Klinikum stellte für 100.000,- DM neue Regale auf und an Stelle von 22 Leseplätzen gab es jetzt 70. Der Bestand wurde als Freihandmagazin für jedermann zugänglich gemacht; die Erwerbung, der Lesesaal mit den ungebundenen Zeitschriftenheften sowie die PCs für medizinische Datenbankrecherchen (seit 1989) im 1. Stock untergebracht (Abbildung 1 [Abb. 1], Abbildung 2 [Abb. 2]).


Heute

Erst 1999/2000 fand nun endlich, nach ca. 15-jähriger Planung, eine räumliche Erweiterung im alten Gebäude auf ca. 1200 m2 statt. Es wurde eine gelungene Symbiose von alt und neu. Eine ehemalige Kapelle mit alter Orgelempore dient nun als großer Lesesaal, ein wahres Prunkstück! Durch Verwendung von viel Holz und Glas wurde eine helle transparente Bibliothek geschaffen. Aber die Nachteile zeigten sich schnell – es ist extrem hellhörig, was genau eine Bibliothek nun nicht sein sollte. In einer nachträglichen kleineren Umbauphase wurde ein Teil des Fußbodens mit lärmdämpfendem Teppich versehen. Dieser Teil wird jetzt von den Studenten bevorzugt genutzt.

Die Ausleihtheke, gleichzeitig Informationszentrum, befindet sich in der Mitte der Bibliothek, gleich neben dem Eingang. Angedacht war, die Studenten und ihre Lehrbuchsammlung räumlich von den „fertigen“ Medizinern zu trennen, die vorrangig Zeitschriften nutzen wollten. Im Laufe der kommenden Jahre wurde diese Trennung aufgehoben aufgrund der immer stärker in den Vordergrund tretenden eJournals. Der wissenschaftlich oder klinisch tätige Arzt kommt nicht mehr in die Bibliothek, erhält er doch alles online an seinem Arbeitsplatz. Also wurde wieder umgerüstet zugunsten zusätzlicher Lesesaalplätze für Studenten (Abbildung 3 [Abb. 3]).

Wir verfügen heute über 120 Lesesaalplätze, davon sind 26 mit PCs ausgestattet. WLAN wird angeboten.

Und nun ist wieder alles viel zu klein. Für 3600 Medizinstudenten müssten ca. 360 (!) Lesesaalplätze angeboten werden. Davon sind wir meilenweit entfernt. Das Projekt Neubau der Medizinischen Bibliothek soll, unterstützt vom Dekan des Fachbereichs, dringlichst vorangetrieben werden.


Ausleihe und PC-Nutzung

2008 wurden 21.474 Ausleihen durchgeführt.

Streng geregelt sind die PC-Zugriffsmodalitäten für einzelne Benutzergruppen.

Studenten und Angehörige der Goethe-Universität dürfen an allen PCs ins Internet, an die elektronischen Angebote usw. Ihnen ist natürlich auch der Zugriff per Remote Access gestattet.

Benutzer, die nicht der Universität angehören, dürfen mit ihrem gültigen Bibliotheksausweis vor Ort ebenfalls die Onlineangebote nutzen, aber nicht ins Internet. Geregelt werden die Zugriffsrechte durch eine entsprechende Kennung beim Erfassen der Leserdaten.

Sogenannten Walk-In-Usern ist lediglich die Nutzung der OPACs erlaubt. Aus städtischer Tradition heraus dürfen sich aber nach wie vor auch Frankfurter bzw. hessische Bürger einen Bibliotheksausweis ausstellen lassen und entleihen. Aber mehr Befugnisse stehen ihnen nicht zu.


Erwerbung

Die Literaturversorgung im Klinikum wird inzwischen fast ausschließlich von der MedHB geleistet. Institutsbibliotheken wurden und werden nach und nach „abgewickelt“, die Bestände entsorgt.

Die Kaufentscheidung wird von der Bibliothekarin des Gehobenen Dienstes getroffen, befragt werden i.d.R. Dozenten und Studenten, aber auch der Gang in die Buchhandlung gehört dazu.

Katalogisiert wird nur formal, eine Sacherschließung findet nicht statt. Die Monographien sind nach Numerus Currens aufgestellt, die Lehrbücher sachlich, die Printzeitschriften alphabetisch (Abbildung 4 [Abb. 4]).

Literatur mit Erscheinungsjahr 1996 und älter ist ausgelagert, eine Bestellung dauert ca. 3–4 Tage.

Erwerbung, Katalogisierung und Ausleihe erfolgen wie in der UB durch PICA.

Vorrangig werden Fachbücher erworben, aber die Nachfrage nach populärwissenschaftlichen Titeln, vor allem auf dem Gebiet der Naturheilkunde, wächst stetig, so dass sich ein Regal mit dieser Literatur zu den „klassischen“ Lehrbüchern gesellt hat. Nicht selten kommt es auch vor, dass Patienten mit Morgenmantel und Pantoffeln in die Bibliothek kommen, um etwas über ihre Krankheit nachzulesen.

Der Schwerpunkt liegt wie bei jeder medizinischen Bibliothek auf dem Zeitschriftenangebot. Die MedHB ist als Teil der Universitätsbibliothek Frankfurt und damit des HeBIS-Konsortiums mit eJournals gut bis sehr gut versorgt (Abbildung 5 [Abb. 5]).


Ausgaben

Die Bibliothek hat im Jahr 2008 für Literatur ca. 627.000,- Euro ausgegeben, davon

  • 40.000,- für Lehrbücher (auch eBooks), teilweise von Studiengebühren bezahlt
  • 4.700,- Euro für Monographien
  • 583.000,- Euro für Zeitschriften (vorrangig elektronische)

Elektronisches Angebot

Ab 2010 wird es nur noch ca. 100 Printzeitschriften geben, alle anderen Zeitschriften wurden in den letzten Jahren auf eOnly umgestellt.

Der Bücherbestand ist Freihand zur Selbstbedienung aufgestellt.

Einige Titel (z.B. die Schwarze Reihe) sind nur in den Räumen der Bibliothek nutzbar.

Es gibt über 1100 medizinische eBooks, darunter ein großes Springer Paket (mit zahlreichen Monographien) und die meisten Lehrbücher des Thieme Verlages (Duale Reihe usw.).

Seit Oktober 2009 gehören auch 4 Lehrbücher von Urban & Fischer Elsevier zum elektronischen Angebot der MedHB.

Außerdem im Angebot:

  • Thieme Bilddatenbank Anatomie
  • Springer das Erste
  • Thieme examen online
  • EBMR
  • Journal Citation Report mit Impact Factor
  • Medline

Betreut wird die Bibliothek von einer Bibliothekarin des Gehobenen Dienstes zusammen mit 2 Bibliotheksassistenten und einem Bibliotheksangestellten.


Öffnungszeiten

Die großzügigen Öffnungszeiten können nur mit studentischen Hilfskräften geleistet werden, die der Fachbereich finanziert.

Ausleihe, Anmeldung, Information
Mo, Mi, Fr: 9 – 17
Di, Do: 9 – 20
Lesesäle, PCs, Kopierer
Mo–Fr: 9–22
Sa, So: 9–18

Gesamtbestand 2008

ca. 120.000 Bände, davon:

  • 70.000 Zeitschriften (Printbestand)
  • 23.000 Monographien
  • 27.000 Dissertationen

2700 lizensierte eJournals für die Medizin, hinzu kommen fächerübergreifende Titel aus den allgemeinen Naturwissenschaften, Psychologie usw.


Kontakt

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Medizinische Hauptbibliothek
Theodor Stern-Kai 7
60596 Frankfurt am Main
Tel. : +49 (0) 69 6301-5058 oder 5092
Fax: +49 (0) 69 6301-7724
E-Mail: medhb@ub.uni-frankfurt.de
http://www.ub.uni-frankfurt.de/medhb/


Literatur

1.
Reichsverband Deutscher Bibliotheks-Beamten und -Angestellten. 8. Haupt-Versammlung. Frankfurt am Main: Reichsverband; 1928.
2.
Hajek H. Praktischer Führer durch die Frankfurter Bibliotheken. Frankfurt am Main: Naacher; 1933.
3.
Oehler R, Hrsg. Führer durch die kulturellen Einrichtungen der Stadt Frankfurt am Main. Frankfurt am Main: Diesterweg; 1936.
4.
Lehmann KD, Hrsg. Bibliotheca Publica Francofortensis: Fünfhundert Jahre Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main [Textband]. Frankfurt am Main: Stadt- und Universitätsbibliothek, 1984.
5.
Krüger H. Die Medizinische Hauptbibliothek. Frankfurter Bibliotheksbriefe. 1996;12.