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Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

AGMB-Jahrestagung 24.-26.09.2007 in Ulm: Begrüßung und Eröffnung der Tagung

Mitteilung

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  • corresponding author Dorothee Boeckh - Bibliothek der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, Klinikum Mannheim GmbH, Mannheim, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2007;7(3):Doc39

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/journals/mbi/2007-7/mbi000091.shtml

Veröffentlicht: 19. Dezember 2007

© 2007 Boeckh.
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AGMB-Jahrestagung 2007: Begrüßung und Eröffnung der Tagung

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich begrüße Sie an diesem verregneten Herbstmorgen in Ulm. Nicht wirklich mitten in Ulm und auch nicht „um Ulm herum“, sondern eher „über Ulm“. Einige von Ihnen hatten bereits Gelegenheit, eine Stadtführung mitzumachen, so dass Sie mit der Ulmer Innenstadt, die sicher einen Besuch wert ist, vertraut sein sollten und gespannt auf den Abend warten können, der uns mit dem Kloster Wiblingen bekannt machen wird.

Ganz besonders begrüße ich die Kolleginnen und Kollegen aus Ulm, vor allem diejenigen, die an der Vorbereitung der Tagung beteiligt waren – stellvertretend möchte ich hier die Bibliotheksleiterin, Frau Dr. Pia Schmücker, nennen.

Des weiteren freue ich mich, Herrn Professor Dr. Hans Peter Großmann begrüßen zu dürfen, den Leiter des Kommunikations- und Informationszentrums – kurz kiz –, der uns gleich im Festvortrag die Idee nahebringen wird, die hinter dem kiz-Konzept steckt.

Für die diesjährige Tagung haben wir – wie immer in einem etwas schwierigen Findungsprozess – das Motto „Medizinbibliotheken: Mitten im Zentrum von (E-)Learning, Forschung und Patientenversorgung“ gewählt. Das Motto drückt im Wesentlichen unsere Arbeitsinhalte aus – und zwar die Inhalte aller Sparten von Medizinbibliotheken, die in der AGMB beheimatet sind. Wohlweislich – und den Bibliothekaren unter Ihnen wird das sofort aufgefallen sein – haben wir das „E“ von E-Learning in Klammern gesetzt, denn es geht nach wie vor um Lernen in allen Ausprägungen – sowohl, was das Lernen der Bibliotheken selbst angeht, als auch, was die Angebote der Bibliotheken an die Lernenden angeht. Dennoch wird das E-Learning den Schwerpunkt unserer Tagung bilden.

Und damit lassen Sie mich noch einmal einen Bogen schlagen zu unseren AGMB-Wurzeln. Sie wissen, ich schaue ganz gern einmal kurz zurück, um zu sehen, wo wir heute im Vergleich zu den Anfängen stehen, ob wir uns wirklich weiterentwickelt haben, und wenn ja, welche Entwicklung wir genommen haben. Die Tagungen spiegeln ja recht gut wieder, welche Themen jeweils aktuell waren, und welche rasante Entwicklung insbesondere das biomedizinische Bibliothekswesen genommen hat.

Herr Bauer, unser Chefredakteur für GMS-MBI, hatte angeregt, alle Vorgänger von MBI nicht nur in print zu archivieren, sondern ggf. zu digitalisieren, um ein einheitliches Archiv herstellen zu können.

Auf der Suche nach Vorgängertiteln in unseren Unterlagen habe ich tatsächlich einen Titel gefunden, von dem ich bislang gar nichts wusste: Medizin Bibliothek Dokumentation: Zeitschrift für die informationswissenschaftliche und bibliothekarische Praxis der Literaturversorgung im gesamten Gesundheitswesen – Publikationsorgan der Arbeitsgemeinschaft für medizinisches Bibliothekswesen / Schriftleitung Gerhard Krug.

Heft 1 erschien im Februar 1977 – also vor ziemlich genau 30 Jahren – und im Geleitwort schreibt der damalige Vorsitzende der AGMB, Herr H.-H. Schöffler:

„Noch 1964 konnte es in einer ärztlichen Stellungnahme mit einer gewissen Berechtigung heißen, die deutschen medizinischen Bibliotheken seien für den Arzt tabu und schlechterdings nicht benützbar. ‚Die Silos des Geistes sind öde Höhlen’, so schrieb damals jemand, der es als Insider genau wissen musste. Daß es hier – insbesondre auf dem Auskunfts- und Benützungssektor – galt, schnellste Abhilfe zu schaffen, war den Kennern klar. Dem Arzt in der Praxis, dem Kliniker am Krankenbett ist ein umständliches Literaturrecherchieren schlechterdings unzumutbar, hier mußte man sich Neues einfallen lassen. Dabei galt gleichzeitig mit Recht die bekannte Feststellung, dass das Gesamtgebiet der Medizin seit jeher zu den bibliographischen besterschlossenen gehörte.“

Die AGMB zählte damals 100 Mitglieder, und die Jahrestagung 1977 fand in Würzburg statt.

Dass „umständliches Literraturrecherchieren schlechterdings unzumutbar“ ist, dem würden wir heute noch ohne Zögern zustimmen …
… das Programm weist dann aber doch einige Unterschiede zu unseren heutigen Themen auf:
Für diejenigen, die unseren Dienstag noch immer zu lang finden, sei am Rande bemerkt: damals begann der Tagungstag für Interessierte bereits um 08:00 Uhr mit der Besichtigungsmöglichkeit einer medizinischen Handschriften- und Inkunabelnausstellung im Handschriftenlesesaal der Bibliothek.
Man nahm sich noch Zeit für historische Themen wie „Der Kurztraktat im landessprachigen Fachschrifttum des Spätmittelalters“ oder „Literaturservice im neunten Jahrhundert: Hunain ibn Isahq zum 1.100. Todesjahr“.

Manche Themen haben sich über Jahre als Dauerbrenner unserer Tagungen gehalten: z.B. der aktuelle Bericht zur Lage der ZB MED und des DIMDI.

Und dann gab es noch die zukunftweisenden Themen, die uns im Grunde bis heute beschäftigen: „Auswirkungen des on-line (man beachte die damalige Schreibweise on – line) verbundenen Dokumentationswesens auf eine Universitätsbibliothek“ und „Auswirkungen von on-line-Recherchen auf eine Pharmabibliothek“ sowie ein „Rundgespräch zu Fragen der Öffentlichkeitsarbeit in medizinischen Universitätsbibliotheken“, bei dem zwei Papiere diskutiert wurden:

1.
„Problem der Wissenschaftler gegenüber der wissenschaftlichen Literaturflut"
2.
„Wege zur Einführung von Studenten des vorklinischen Medizinstudiums in die Benutzung einer wissenschaftlichen Bibliothek am Beispiel Medizin – Psychologie im Rahmen des Praktikums Medizin – Psychologie (3. Semester)“

Und hier schließt sich eigentlich der Kreis – wenn auch Methodik und manche Inhalte sich geändert haben. Aber die Notwendigkeit und damit der Anspruch sind geblieben: Ausbildung der Studierenden und der Wissenschaftler, denen wir heute die sogenannte Informationskompetenz vermitteln – mit modernsten Methoden – sprich E-Learning – versteht sich. Davon konnten unsere Kollegen damals noch nicht einmal träumen, denn die EDV, die sich 1977 noch im Stadium der Großrechner mit ersten Verbünden in USA befand, ließ noch nicht einmal ahnen, was 20 Jahre später möglich und selbstverständlich sein würde.

Eines wird durch den Blick zurück noch einmal deutlich: der Wandel im Bibliotheks- und Informationswesen war rasant und eklatant. Und wir wissen heute: er bleibt rasant. Was wir heute mit heißen Köpfen diskutieren, ist schon morgen altbacken, weil es schon wieder neue, bessere und vor allem schnellere Möglichkeiten der Informationsversorgung geben wird.

Sollte die AGMB 2037, also nach weiteren 30 Jahren, noch einmal zurückblicken, so wird sie ebenfalls feststellen, dass manche Themen Bestand hatten und sich lediglich im Zuge der Zeit mitwandeln.

So lassen Sie uns die diesjährige Tagung im Wissen um die Schnelllebigkeit unserer Ergebnisse entspannt angehen. Lassen Sie sich informieren, diskutieren Sie mit den Kollegen – ruhig kritisch und kontrovers –, nur so finden wir neue Lösungen, aber bleiben Sie gleichzeitig cool, denn – wie wirbt zur Zeit eine große Versicherung? – „Change happens“.

In diesem Sinne wünsche ich unserer Tagung einen guten Verlauf und viel Erfolg.

Letzteren wünsche ich auch unseren Partnern in der Fachausstellung, bei den Product Reviews und in den Workshops, sowie unseren Sponsoren – insbesondere WoltersKluwer als Hauptsponsor –, ohne die wie immer die Tagung nicht komplett und teilweise gar nicht durchführbar wäre.

Die Tagung ist hiermit eröffnet. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.