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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Sichtbarkeit von Bibliotheken durch Non-Profit-Marketing

High-profile for libraries through non-profit-marketing

Fachbeitrag

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  • corresponding author Mark Buzinkay - MB Informationsdesign, Dornbirn, Österreich Externer Link

GMS Med Bibl Inf 2007;7(1):Doc06

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/journals/mbi/2007-7/mbi000058.shtml

Veröffentlicht: 26. Juli 2007

© 2007 Buzinkay.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Zusammenfassung

Verschärfte budgetäre Bedingungen und wachsende Konkurrenz auf dem Informationsmarkt zwingen Bibliotheken, sich vermehrt mit dem Thema „Sichtbarkeit und Wahrnehmung“ der eigenen Leistungen zu beschäftigen. Werkzeuge aus dem Web 2.0 Umfeld, insbesondere Blogs, bieten effiziente und effektive Möglichkeiten.

Schlüsselwörter: Marketing, Bibliothek, Web2.0, Blog

Abstract

Tight budgets and an increasing competition in the information market force libraries to rethink their „awareness“ strategies. Therefore, Marketing iis an essential tool to address this topic. Tools from the Web 2.0 (blogs and others) universe offer an efficient and effective way to approach such strategy.

Keywords: marketing, ibrary, web2.0, blog


Sichtbarkeit von Bibliotheken durch Non-Profit-Marketing

Dass auch Bibliotheken Marketing als essentielles Werkzeug (http://www.buzinkay.net/bib-marketing.html) entdecken, ist zumeist eine Folge verschärfter budgetärer Bedingungen: die öffentliche Hand fordert einen höheren Eigenfinanzierungsanteil oder streicht schlichtweg Gelder. Zumindest befindet sich die Bibliothek in einem Rechtfertigungsgefecht: nicht was mit den Geldern geschieht, sondern welche Wirkung sie erzielen.

Hier kommt also Marketing aus zweierlei Betrachtungsgründen ins Spiel: zum einen in der Funktion der Selbstvermarktung gegenüber dem Geldgeber, zum anderen als praktikables Werkzeug zur Ankurbelung der eigenen Absatzleistung. Es spielt also für die Frage des Einsatzes von Marketing per se keinerlei Rolle, ob wir es mit einer Non-Profit-Organisation wie einer öffentlichen Bibliothek oder eines Gewinn-orientierten Unternehmen zu tun haben: Marketing hat grundsätzliche Berechtigung in unserer Wirtschaftsordnung.

Was bedeutet also Marketing praktisch für uns als Organisation? Marketing hat etwas mit dem Markt zu tun, also mit unseren Kunden, die unsere Produkte und Dienstleistungen erwerben (sollen). Idealerweise hat sich also eine Organisation auf die Kunden auszurichten – das ist Marketing. Wir erarbeiten eine derartige Marketingstrategie in einem Mix aus verschiedenen Elementen: das Produktdesign, die Preisgestaltung, die Vertriebswege aber auch die Kanäle der Kommunikation zum Kunden. Dieser letzte Punkt ist vielleicht der am besten Etablierteste innerhalb der Bibliotheksszene. Mails werden ausgeschickt, Programmhefte an Kunden verteilt, Plakate in Schulen aufgehängt. Diese kurze Auswahl ließe sich mannigfaltig fortführen.

Mit dem Aufkommen des Web 2.0 bieten sich der Bibliothek im Rahmen ihrer Marketing-Strategie (und hier wieder im speziellen im Bereich der Kommunikation zum Kunden) sehr preiswerte und effektive Anwendungen. Ich möchte hier das Phänomen „Weblog“ herausgreifen, als Beispiel für eine überall verfügbare, an keine finanziellen Ressourcen gebundene und trotzdem an Bibliotheken kaum genutzte Möglichkeit der Werbung.

Weblogs, kurz Blogs, sind dynamische, chronologisch geordnete Webseiten, mit einem äußerst einfachen, aber flexiblen Content Management System (CMS). Ihre Popularität im Web belegt diese Aussage. Blogs sind nicht nur Kommunikationsmittel nach außen – sei es von Einzelpersonen oder von Unternehmen, sondern auch ein Mittel der internen Kommunikation, z.B. als triviale Intranet-Option.

Wie steht es nun um Blogs bei den einzelnen Bibliotheken? In Österreich beispielsweise ist die Adaption dieser Technologie bei den größeren Universitätsbibliotheken nicht vorhanden, mit wenigen Ausnahmen. Genauso im Bereich der öffentlichen Bibliotheken. Das ist nicht nur unverständlich (die Technik ist selbst für Laien unmittelbar einsichtig, die Kosten de facto keine), sondern auch im Sinne des Marketing beinahe fahrlässig. Nicht nur, dass hier ein wichtiger Kommunikationskanal zu der immer größer werdenden Gruppe der Computer Natives nicht genutzt wird, sondern dass auch immense Einsparungspotentiale in Punkte Werbebudget und Arbeitszeit unrealisiert bleiben.

Die rasch wachsende Wahrnehmung des Themas „Web 2.0“ in der Bibliotheksszene wird Blogs aber weiter thematisieren und schließlich zu einer, wenn auch verspäteten, Anwendung dieser Technik im Rahmen von Bibliotheksdiensten führen. Auch wenn „Web 2.0“ quasi über die Hintertür – Bibliotheken nehmen die neuen Informationsdienste als Bedrohung war – auf den Cheftisch kommt, ist dies im Falle des Marketing positiv zu beurteilen: die Bibliothek lernt, was andere vorexerzieren. Und das kann im Bereich Marketing nur helfen.

Aber nochmals: das beste Bibliotheksangebot bringt nichts, wenn niemand darüber bescheid weiß. Kommunikation nach außen, sprich zu den LeserInnen, ist daher auch für eine Bibliothek unumgänglich. Kommunikation, Werbung, Öffentlichkeitsarbeit: egal wie wir es nennen, es ist ein Werkzeug, welches auf uns aufmerksam machen und von anderen Anbietern unterscheiden soll. Bibliotheken sind nicht die einzigen Anbieter von Information; im Gegenteil: Bibliotheken befinden sich in einem verschärften Wettbewerb mit Einzelpersonen (Beratern, Info-Brokern), Buchhändlern und den Anbietern, die sich in der Sphäre der virtuellen Dienste (aka Internet) bewegen. Die Zukunft bringt hier noch mehr und nicht weniger an potentiellen Wettbewerbern, weil sich die Technologie verändert. Zieht hier die Bibliothek nicht mit, bleibt sie zurück.

Neben dieser direkten Konkurrenz befinden sich Bibliotheken auch im Wettbewerb mit anderen NPOs um öffentliche Gelder. Eine größere Medienpräsenz als auch eine größere Lesergemeinde fördern den Anspruch auf öffentliche Zuschüsse. Auch hier können Blogs einen wesentlichen Beitrag zur besseren öffentlichen Wahrnehmung und Vermittlung der eigenen Leistungen leisten.

Sichtbarkeit ist also entscheidend, und Blogs als Kommunikationsmittel können dies fördern. Noch mehr: sie lassen eine Community um die Bibliothek entsteht, die in einer virtuellen Interaktion mit ihr steht. So wird die Bibliothek auch „verfügbarer“. Zumal die Bibliothek wieder mehr und besser über die Bedürfnisse ihrer Kunden lernt und erfährt. Hier schließt sich der Kreislauf: die Ausrichtung auf die Wünsche des Marktes.