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Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Wer geht ins Netz? Web of Knowledge - Nutzungszahlen österreichischer Universitäten 2005

Fachbeitrag

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  • corresponding author Helmut Dollfuß - Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Wien, Österreich

GMS Med Bibl Inf 2006;6(2):Doc16

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/journals/mbi/2006-6/mbi000034.shtml

Veröffentlicht: 14. September 2006

© 2006 Dollfuß.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Zusammenfassung

Das Web of Knowledge der Firma Thomson/ISI wird von österreichischen Instituten gemeinsam lizenziert. Die Nutzungszahlen des Konsortiums im Jahr 2005 wurden analysiert auf Grundlage von COUNTER-konformen Berichten des ISI Usage Reporting System. Der vorliegende Artikel beschäftigt sich mit den fünf meistgenutzten Datenbanken (SCI, SSCI, AHCI, CCC, JCR). Die Verteilung der Zugriffszahlen der Institute wird graphisch dargestellt. Weiters wurden die Nutzungszahlen auf die Anzahl der sogenannten Full Time Equivalents (FTEs) bezogen. Große Einrichtungen mit ihren vielen FTEs nutzen die Datenbanken besser solange man nur die absoluten Zugriffszahlen betrachtet. Kleinere Einrichtungen und Institute mit biomedizinischem Schwerpunkt schneiden besser ab, wenn man die Nutzung per FTEs heranzieht.

Schlüsselwörter: Österreich, Konsortien, ISI Web of Knowledge, Benutzungsstatistik

Abstract

Web of Knowledge (Thomson/ISI) is licenced by a consortium of Austrian institutes. 2005 usage was analysed based on COUNTER compliant reports from the ISI Usage Reporting System. The article concentrates on the five databases which where most frequently used (SCI, SSCI, AHCI, CCC, JCR). The distribution of the number of subsessions for each institute is shown graphically. Session numbers where calculated against numbers of Full Time Equivalents (FTEs). Big institutes use the databases more frequently in regard to usage numbers. Institutes with a focus on biomedicine and smaller institutes in general use the databases better in respect to usage per FTE.

Keywords: Austria, consortia, ISI Web of Knowledge, usage statistics


Einleitung

Das Internetportal Web of Knowledge (WoK) ist der zentrale Zugang zu einem Datenbankenbündel der Firma Thomson/ISI für die multidisziplinäre Suche nach Literaturzitaten. Weiters enthält es Analysewerkzeuge wie den Journal Citation Report (JCR), dessen Impact Factors zur Zeitschriften- und Forschungsevaluation benutzt werden. 17 österreichische Institutionen hatten das Web of Knowledge im Jahr 2005 gemeinsam lizenziert. Für die Aufteilung der Gesamtkosten auf die Teilnehmer und für die weitere Entwicklung des Datenbankenkonsortiums bildet das Ausmaß der Nutzung eine wichtige Grundlage. Im vorliegenden Artikel wurden die fünf wichtigsten, mit Abstand am meisten verwendeten Datenbanken ausgewählt: SCI: Science Citation Index, SSCI: Social Sciences Citation Index, AHCI: Arts & Humanities Citation Index, JCR: Journal Citation Report, CCC: Current Contents Connect.

Struktur des Web of Knowledge (WoK)

Alle Datenbanken liegen hinter der WoK-Hauptportalseite (Abbildung 1 [Abb. 1]). Die Datenbanken CCC, PROC, JCR, ESI und HiCi sind von der Startseite aus einzeln zu erreichen. Das Sekundärportal Web of Science fasst die drei Literaturreferenzdatenbanken AHCI, SCI und SSCI zusammen. Die Funktion CrossSearch gestattet die gleichzeitige Suche in mehreren Datenbanken und freien Internetquellen.

Der autorisierte Nutzer kann nach dem Aufruf der WoK-Hauptportalseite zwischen den Einzeldatenbanken, dem WoS-Portal mit seinen drei hinterlegten Datenbanken und einer CrossSearch beliebig hin und her wechseln.


Methoden

Zählung der Zugriffe

Während der Verweildauer, der sogenannten Sitzung eines Nutzers im Web of Knowledge, wird der Gebrauch jeder dabei verwendeten Datenbank aufgezeichnet und samt der IP-Adresse des zugreifenden Computers abgespeichert. Der Login beim Hauptportal wird bei ISI als "Session" registriert (Terminologie nicht ident mit COUNTER) und dem Nutzer wird automatisch für die Dauer der Sitzung eine Identifikationsnummer (Session-ID, SID) vergeben. Ein daraufhin folgender Aufruf des Portales Web of Science oder einer der Einzeldatenbanken führt zum Eintrag einer "Subsession" für das jeweiligen Produkt. Der wiederholte Aufruf eines Portales oder einer Datenbank innerhalb der selben Sitzung erzeugt keine weitere Registrierung einer Session bzw. Subsession aufgrund der gleichbleibenden Identifikationsnummer. Durch ein Logout oder durch das Schließen des Internetbrowsers wird die Sitzung beendet.

Eine Multiproduktsuche mit CrossSearch führt zunächst zur Registrierung einer Subsession für CrossSearch. Die dabei durchsuchten Datenbanken erhalten keinen Nutzungseintrag. Erst durch die Auswahl eines Records aus der Ergebnisliste wird für die dazugehörige Datenbank eine Subsession verzeichnet. Wird ein einzelnes Produktes wie der JCR mit einem sogenannten Jump-Start direkt aufgerufen, so wird immer auch ein Nutzungseintrag für das Hauptportal WoK registriert. Die Nutzungszahlen für das Hauptportal und für das Sekundärportal Web of Science entsprechen trotzdem nicht der Summe der Subsessions der dahinter liegenden Datenbanken, da der direkte Wechsel zwischen den verschiedenen Produkten möglich ist, ohne dabei die Portalnutzung zu erhöhen (Fr. Muller, Fr. Brennan, Thomson Scientific, pers. Auskunft via E-Mail).

Wegen der damit verbundenen geringen Aussagekraft der Portalzugriffszahlen wurden diese nicht weiter dargestellt oder untersucht. Die Nutzungsanalyse bezieht sich also ausschließlich auf die Subsessions der einzelnen Datenbanken.

Die Zugriffszahlen werden seit 2003 durch das ISI Usage Reporting System im gemeinsamen Account "Consortium of Austrian University Libraries" am ISI-Server erfasst. Parallel dazu gibt es jetzt eigene Accounts für die teilnehmenden Bibliotheken mit ihren Nutzungsdaten, zurückreichend bis Februar 2006.

Download der Rohdaten

Die Nutzungszahlen stammen aus dem ISI Usage Reporting System (Tabelle 1 [Tab. 1]). Es stehen verschiedene Berichte (Usage Reports) mit wählbaren Optionen und Zeiträumen zur Verfügung, die den Richtlinien von COUNTER entsprechen. Die Daten werden als HTML-Datei am Bildschirm ausgegeben und können danach direkt in das Programm EXCEL exportiert werden.

Aufteilung der Zugriffe auf die Institute

Der ISI-Datenbankenserver fügt den eingetragenen Zugriffen im gemeinsamen Konsortialaccount keine speziellen, leicht erkennbaren "Instituts-Mascherl" hinzu. Aus den langen Auflistungen, die eine Abfrage des Konsortialaccounts ergibt, ist die Nutzung durch die jeweilige Institution nicht sofort ersichtlich. Als Unterscheidungsmerkmal dient alleine die IP-Adresse, eine 32-bit Kennzahl des zugreifenden Rechners.

Nach dem Download der Nutzungszahlen in eine Excel-Datei musste als erster Schritt die Zuordnung der Sessions und Subsessions zum richtigen Konsortialteilnehmer erfolgen. Dazu wurde ein Makro programmiert, das jeder IP-Adresse im Tabellenblatt ein dreistelliges Präfix als "Bibliotheks-Marker" voranstellte. So wurden zum Beispiel alle IP-Adressen 149.148.*.* automatisch zu MUW-149.148.*.* und waren damit leicht als Zugriff der Medizinischen Universität Wien erkennbar. Auch lange Excel-Listen konnten so übersichtlich sortiert und ausgewertet werden.


Auswertung und Darstellung

Die Auswertung bezieht sich auf die vom ISI Usage Reporting System registrierten Subsessions der fünf Datenbanken im Jahre 2005. Diese wurden auf die am Konsortium teilnehmenden Institutionen nach dem Stand ihrer IP-Adressbereiche aufgeteilt. Die absoluten Zugriffszahlen wurden als Balkendiagramme dargestellt. Der prozentuelle Anteil der Zugriffe einer Institution im Verhältnis zur konsortialen Gesamtnutzung der jeweiligen Datenbank wurde errechnet:

Es wurden die Subsessions der Datenbanken SCI, CCC und JCR auf die Anzahl der sogenannten Full Time Equivalents (FTEs) bezogen und dargestellt. Den Institutionen wurden dabei Symbole (verschieden große Kreise) zugeordnet: Klein: bis 1000 FTEs, mittel: bis 10.000 FTEs, groß: mehr als 10.000 FTEs:


Diskussion

Das wichtigste Produkt des Datenbankenpaketes Web of Knowledge (WoK) ist laut Anbieter der Science Citation Index (SCI). Auf diesen wurde insgesamt 83.022 mal zugegriffen, öfter als auf jede andere im WoK enthaltene Datenbank. Ähnlich hohe Nutzungszahlen erreichen aber auch der Social Sciences Citation Index (SSCI) mit 63.432 und der Art&Humanities Citation Index (AHCI) mit 62.876 Subsessions. Es fällt auf, dass auch "Spezialuniversitäten", wie die drei Medizinischen Unis, jeweils sehr ähnliche hohe Zugriffszahlen auf alle drei Indizes aufweisen (Abbildung 2 [Abb. 2], z.B. MUW: 11.760 x SCI, 11.630 x SSCI, 11.603 x AHCI). Die hohe Parallelnutzung der drei Produkte liegt hier sicherlich nicht am Bedarf, sondern an der Struktur des Web of Knowledge. Über das Sekundärportal Web of Science (Abbildung 1 [Abb. 1], WoS) werden diese drei Indizes gebündelt angeboten. Die Voreinstellungen seitens ISI führen zur gleichzeitigen Suche in diesen drei Datenbanken, außer der Benutzer schließt aktiv, durch Entfernung eines Häkchens in einem Kontrollfeld im unteren Bildschirmbereich, einzelne Indizes aus. Das ergibt eine sehr unselektiven Nutzung dieser drei Datenbanken und verhindert begründete Aussagen über den Bedarf oder Nichtbedarf der Einzelprodukte. Ein detaillierter Vergleich der drei, im WoS zusammengefassten Datenbanken, wurde daher nicht weiter verfolgt.

Bei der Verteilung der absoluten Zugriffszahlen liegen die Institutionen mit vielen FTEs voran. So belegen Einrichtungen mit mehr als 10.000 FTEs konstant die beiden vordersten Plätze bei der Anzahl der Subsessions für SCI (Abbildung 2 [Abb. 2]), SSCI (Abbildung 3 [Abb. 3]), AHCI (Abbildung 4 [Abb. 4]), JCR (Abbildung 5 [Abb. 5]) und CCC (Abbildung 6 [Abb. 6]).

Bezieht man die absoluten Zugriffszahlen aber auf die Anzahl der FTEs so ergibt sich ein anderes Bild. Große Einrichtungen mit mehr als 10.000 FTEs liegen hier im Schlussfeld, mit Ausnahme der Medizinischen Universität Wien, wie eine entsprechende Auswertung für SCI (Abbildung 7 [Abb. 7]), CCC (Abbildung 8 [Abb. 8]) und JCR (Abbildung 9 [Abb. 9]) beweist.

Kleinere Institutionen und solche, aus dem Bereich der Biomedizin, verwenden das Web of Knowledge intensiver pro Full Time Equivalent. Der bessere Nutzungsgrad liegt wahrscheinlich an der spezialisierteren primären Nutzergruppe verglichen mit den großen Universitäten mit ihrem breiten Spektrum an Studienfächern. Es schneiden jedoch auch die spezialisierten technischen und die wirtschaftswissenschaftliche Einrichtung vergleichsweise schlechter ab. Der wahre Inhaltsschwerpunkt des WoK dürfe demnach doch der Bereich Biomedizin und Naturwissenschaft sein.

Current Contents Connect (CCC) ist eine Datenbank, welche sich vor allem durch hohe Aktualität auszeichnet. Bibliographische Zitate von Artikeln die in den Pre-Publishing Sektoren der elektronischen Zeitschriften erscheinen sind hier erfasst (eFirst). Wiederum sind es gerade die biomedizinischen Einrichtungen die dieses Service vorwiegend nutzen (Abbildung 6 [Abb. 6]), (Abbildung 8 [Abb. 8]) Überdies waren die Current Contents schon lange vor anderen ISI-Produkten als Literaturdatenbank etabliert und in Verwendung.

Journal Citation Reports (JCR) ist ein Evaluierungswerkzeug für Forschende und für Universitäten gleichermaßen. Auffallend ist die starke Nutzung in absoluten Zahlen durch die Medizinische Universität Wien (Abbildung 5 [Abb. 5]). Der Bezug auf die Zahl der FTEs zeigt allerdings auch den intensiven Gebrauch durch kleinere Einrichtungen. Das Gesamtfeld wird hier geschlossen von den biomedizinischen Instituten angeführt (Abbildung 9 [Abb. 9]) an denen die Forschungsevaluation eine wichtige Rolle spielt und diese, zum Teil, auch strukturell und gesetzlich verankert ist.

Die Darstellung der Zugriffszahlen bezogen auf die Anzahl der angestellten Wissenschaftler wurde ansatzweise getestet, führte aber zu keinen klaren Aussagen oder Gruppierungen im Vergleich zur Verwendung der FTEs. Der 2003 für das Konsortium ausgehandelte Kostenaufteilungsschlüssel berücksichtigte noch beide Nutzergruppen getrennt. Wie diese Untersuchung aber auch die Praxis der letzten Verhandlungstreffen zeigte, sollte hier nur mehr die Zahl der FTEs einfließen.

Die Datenbank SCOPUS des Verlages Elsevier wurde an vielen der hier untersuchten Einrichtungen in Form eines Testzuganges angeboten. Die Nutzungsdaten dieses zum Web of Knowledge in Konkurrenz stehenden Produktes stiegen im Laufe des Jahres 2005 stark an (Daten noch nicht publiziert). Die hier angegeben absoluten Nutzungszahlen der Datenbanken des Web of Knowledge fielen durch diesen parallel laufenden Test sicherlich etwas niedriger aus.


Danksagung

Der vorliegende Bericht entstand im Rahmen des Universitätslehrganges "Library and Information Studies" der Universitätsbibliothek Wien. Die Studie wurde von Mag. Bruno Bauer (Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien) betreut. Wertvolle Anregungen und Informationen kamen von Frau Dr. Eveline Pipp (Universitätsbibliothek Innsbruck) und Frau Heidi Muller (Thomson Scientific). Herzlichen Dank an alle!