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vascoda - das interdisziplinäre Internetportal für wissenschaftliche Information: 10 Fragen von Bruno Bauer an Uwe Rosemann, Direktor der Technischen Informationsbibliothek Hannover und Sprecher des vascoda-Projekts
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Veröffentlicht: | 21. Dezember 2005 |
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Gliederung
Zusammenfassung
vascoda (http://www.vascoda.de/) ist ein interdisziplinäres Internetportal für wissenschaftliche Fachinformation, das 2003 in Betrieb gegangen ist. Das aktuelle Interview mit Uwe Rosemann [Abb. 1] informiert über Ziele, Partner und Finanzierung von vascoda sowie über die Geschäftsstelle und das Marketing dieses von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projektes.
Angesprochen werden auch die bisherige Entwicklung sowie die Perspektiven von vascoda, das den Grundstein einer Digitalen Bibliothek Deutschland bilden soll.
Abstract
vascoda (http://www.vascoda.de/) is an internet library portal to interdisciplinary scientific information. It was started in 2003 funded by the German Research Foundation and the Federal Ministry of Education and Research. In the current interview Uwe Rosemann [Fig. 1] talks about the objectives of vascoda, its partners and financing. Furthermore he informs about the project's office as well as marketing. vascoda's prospects and future development as a foundation stone for a German Digital Library will be mentioned.
Interview
1. Internetportal
B. Bauer: vascoda, das interdisziplinäre Internetportal für wissenschaftliche Information, wurde im August 2003 in Betrieb genommen. vascoda wird von der Vision getragen, den Grundstein für eine Digitale Bibliothek Deutschland zu bilden.
Wofür steht der Name vascoda? Welche Etappen markieren die bisherige Entwicklung von vascoda? Welche Rolle soll vascoda in der nationalen und internationalen Informationslandschaft übernehmen?
U. Rosemann: Der Name vascoda hat keinerlei Bedeutung; er ist ein von einer darauf spezialisierten Firma nach verschiedenen Kriterien künstlich zusammengesetztes Produkt. Erst im nachhinein hat es Interpretationen gegeben, wie z.B. die Assoziation zu Vasco DaGama, der durch das Internet segelt bzw. navigiert. Der Vorschlag vascoda hat zunächst stark polarisiert, so mancher wollte doch einen expliziten Bezug zu Begriffen wie „Information“, „digital“ oder „Bibliothek“. Heute ist die Diskussion beendet und der Name vascoda ist international bekannt.
Die Entwicklung von vascoda ist durchaus nicht immer stringent verlaufen. Ursprünglich existierten getrennte Förderprogramme von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Bundsministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit sehr ähnlichen Zielsetzungen. Die DFG konzipierte ein Programm „Virtuelle Fachbibliotheken“ mit der strategischen Zielsetzung, das von ihr finanzierte System der Sondersammelgebietsbibliotheken (SSG-Bibliotheken) in die digitale Welt zu überführen, während das BMBF seine Fachinformationseinrichtungen (die Fachinformationszentren, aber auch die Zentralen Fachbibliotheken) in sogenannten „Informationsverbünden“ fit für die digitalen Herausforderungen machen wollte. Hier ergaben sich zahlreiche Redundanzen und Überschneidungen, so dass beide Fördereinrichtungen im August 2001 beschlossen, zukünftig die genannten Aktivitäten zu koordinieren und abzustimmen. vascoda war geboren und dies ist, wenn man so will, der erste große Erfolg von vascoda.
Der zweite bestand darin, nahezu alle wichtigen deutschen Player im Kontext „Wissenschaftliche Information“ an einen Tisch zu bringen. Bekanntlich ist in Deutschland die bildungs- und wissenschaftspolitische Situation nicht ganz einfach: In der förderalen Struktur sind die einzelnen Bundesländer zuständig für die Universitäten, während die FIZe und die Zentralen Fachbibliotheken zum Teil vom Bund und allen Ländern, aber mit unterschiedlichen Zuständigkeiten verschiedener Bundesministerien, finanziert werden.
Heute steht vascoda vor zwei Herausforderungen: Das Produkt vascoda muss deutlich verbessert werden und die Organisation von vascoda muss eine Form finden, die ein effizientes (Projekt-) Management nachhaltig ermöglicht. Problem Nummer 1 wird u.a. dadurch gelöst, dass das zentrale vascoda-Portal von einer Metasuche auf eine zentrale Suchmaschinentechnologie umgestellt wird. Für Problem Nummer 2 soll die Gründung eines eingeschriebenen Vereins im September 2005 der erste Schritt hin zu einer Lösung sein: Über die Mitgliedschaft und die per Vereinssatzung definierten Gremien erhält man eine erste wirksame Infrastruktur, die zunächst per se Konsens ist und dann gemeinsam weiterentwickelt werden kann.
2. Informationsanbieter
B. Bauer: vascoda ist ein Gemeinschaftsunternehmen zahlreicher leistungsstarker Bibliotheken und Informationseinrichtungen.
Wer sind die Partner von vascoda? Welche Informationsanbieter sind an vascoda beteiligt und welche Angebote werden von diesen eingebracht? Welchen unmittelbaren Nutzen ziehen Bibliotheken und Informationseinrichtungen aus der Tatsache, Informationsanbieter bei vascoda zu sein?
U. Rosemann: Das Interesse an einer Mitarbeit bei vascoda wurde bislang von über 40 Einrichtungen geäußert. Es sind dies im Prinzip alle SSG-Bibliotheken, die eine Virtuelle Fachbibliothek für ihr Sondersammelgebiet anbieten (wollen), die deutschen Zentralen Fachbibliotheken und die deutschen Fachinformationszentren und Fachinformationssysteme. Die Frage nach dem Input der jeweiligen Anbieter ist allerdings noch nicht vollständig geklärt. Selbstverständlich verfolgt vascoda das Ziel eines möglichst umfangreichen und vollständigen Datenangebots; problematisch ist dies aber aus Sicht der Informationsanbieter, die ihre Daten nicht kostenfrei liefern. Insbesondere die Fachinformationszentren haben hier noch keine klaren Geschäftsmodelle mit vascoda entwickeln können.
Der grundsätzliche Mehrwert einer vascoda-Teilnahme besteht zum einen in einer gesteigerten Wahrnehmung und Nutzung der eigenen Dienstleistungen. vascoda ist dann aus Sicht der einzelnen Einrichtung zunächst ein weiterer Vertriebsweg, der aber im Laufe der Zeit an Bedeutung gewinnen wird. Zum anderen gewinnen die einzelnen Produkte durch den in vascoda erzeugten Informationskontext; auch auf dieser Ebene wird ein Mehrwert erzeugt.
3. Struktur
B. Bauer: Als fachspezifisches Internetportal leistet vascoda eine Bündelung der ständig wachsenden Informationsangebote, die über das Internet zugänglich sind.
Nach welchen Kriterien erfolgt die Zusammenstellung der einzelnen Fächer zu Fachgruppen? Wie erfolgt die Weiterentwicklung der Fachcluster? Welche Recherchemöglichkeiten bieten sich für einen Kunden von vascoda?
U. Rosemann: Die bislang diskutierte Strategie von vascoda sieht zwei Ebenen vor: Ein zentrales Portal, welches eine nicht sehr tief gehende gemeinsame Verzeichnung der wesentlichen Informationsangebote präsentieren soll, um dann auf die Fachebene und die Fachportale zu verweisen. Der inhaltliche Schwerpunkt sollte auf der Ebene der Fachportale liegen. Tatsächlich wird dieses Konzept nun durch den Einsatz einer zentralen Suchmaschine möglicherweise in Frage gestellt: Hier könnten die Fachzugänge durch die fachlichen Sichten auf einen zentralen Index entstehen; diese basale Frage wird sicherlich in den nächsten Wochen die vascoda-Teilnehmer beschäftigen.
Die vorhandenen Fachcluster sind nach längerer interner Diskussion und mit dem Blick auf internationale Vorbilder entstanden. Sie sind z.Zt. unterschiedlich vollständig besetzt. Es wird eine der wesentlichen zukünftigen Aufgaben von vascoda sein, über ein entsprechendes Content-Management ein ausgeglichenes Informationsangebot zu schaffen.
vascoda plant den Einsatz von FAST-Suchmaschinentechnologie, die ein breites Spektrum an Indexierungsmöglichkeiten und Prioritätensteuerung bietet.
Insgesamt wird aber hier deutlich, dass viele wichtige Fragen in diesem Kontext erst in den nächsten Monaten konkret beantwortet werden können.
4. Vascoda vs. Google
B. Bauer: Vielfach wird Google als Synonym für das Internet verwendet. Selbst an den Universitäten und Hochschulen haben Benutzer mittlerweile ein Informationsverhalten entwickelt, das sie bei der Informationssuche in erster Linie zu Google und erst in zweiter Linie zu Angeboten der Bibliothek führt.
Warum soll jemand vascoda anstelle von Google nutzen? Wer sind die Adressaten von vascoda? Wo liegen die besonderen Stärken von vascoda?
U. Rosemann: Grundsätzlich sei gesagt: vascoda hat keine Anti-Google-Strategie; es geht nicht darum, Google Konkurrenz zu machen (dies könnten wir m. E. auch gar nicht).
vascoda soll von der Qualität der angebotenen Information leben: Die virtuellen Fachbibliotheken und auch die gehosteten Online-Datenbanken leben von der durch intellektuelle Auswahl, Erschliessung und Bewertung erzeugten Qualität der wissenschaftlichen Information. Primäre Zielgruppe von vascoda ist daher auch die wissenschaftliche community.
Dabei ist es auch ein strategisches Ziel, die vascoda-Daten in Google zu präsentieren.
5. Finanzierung
B. Bauer: Die Zielsetzung von vascoda ist sehr ambitioniert, sodass sich unweigerlich die Frage nach der Finanzierung dieses Projektes stellt.
Wer sind die Geldgeber für die Entwicklung und den Betrieb von vascoda? Welche Förderungen kommen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)? Wie wird der laufende Betrieb von vascoda finanziert?
U. Rosemann: Die Struktur der Förderung von vascoda und vascoda-relevanten Teilen ist durchaus kompliziert: Die Förderung der Virtuellen Fachbibliotheken durch die DFG und der Informationsverbünde durch das BMBF hatte ich ja schon erwähnt; hier werden und wurden wesentliche Voraussetzungen für den vascoda-Betrieb geschaffen. Auch die Geschäftsstelle bei der TIB wurde bis vor kurzem durch zwei Projekte der beiden Förderer gewährleistet.
Für die Projektlaufzeit bis 2007 hat jetzt aber eine Arrondierung stattgefunden: Das BMBF fördert nun i.W. den Betrieb beim HBZ Köln (hier wird auch die Suchmaschine eingerichtet), ein Projekt zum Qualitätsmanagement (federführend hier die UB Münster) und die Geschäftsstelle (TIB). Die DFG finanziert ein Projekt an der SUB Göttingen (Metadatenfragen, Betrieb der Virtuellen Fachbibliotheken) und ein Projekt zu den Fachzugängen (federführend hier: Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften, Kiel).
Das Geschäftsmodell von vascoda für den laufenden Betrieb über 2007 hinaus ist noch nicht bekannt; dies wird eine der Hauptaufgaben des zu gründenden Vereins sein.
6. Bisherige Kundenakzeptanz
B. Bauer: Im August wird vascoda das zweite Jahr im Echtbetrieb vollenden. Derzeit sind die Kunden von vascoda zu einer Evaluation eingeladen, wobei der aus 26 Fragen bestehende Fragebogen direkt von der vascoda-Website aufgerufen werden kann. Ziel der 20minütigen Benutzerbefragung ist es, die möglichen Probleme und Verbesserungsvorschläge aus verschiedenen Anwendungsbereichen zu sammeln und in die weitere Entwicklung des Portals einfließen zu lassen.
Wie haben sich bisher die Zugriffszahlen in den letzten zwei Jahren entwickelt? Können Sie etwas über die Verteilung nach Benutzergruppen - Studierende & Wissenschaftler, Firmen, Private - sagen? Welche konkreten Erkenntnisse erwarten Sie sich von der aktuellen Evaluierung?
U. Rosemann: Nach einem anfänglichen Hoch verbunden mit dem Online-Gang im August 2003 blieben die Zugriffszahlen konstant und liegen derzeit bei einer monatlichen Zugriffszahl von durchschnittlich 6500, wobei man unterscheiden muss zwischen einem Aufruf der vascoda homepage zur Nutzung der Navigationsfunktion zu anderen Fachportalen, hier liegt die Zugriffszahl wesentlich höher, und einer in vascoda abgesetzten Suche. Der Anteil der akademischen Nutzer von vascoda liegt derzeit bei ca. 40% (Quelle ist hier die Statistik der EZB-Nutzung über vascoda auf der Grundlage der IP-Adressen. Der tatsächliche Anteil kann höher liegen, kann aber derzeit nicht ermittelt werden.).
Über die Verteilung der Nutzerzahlen auf bestimmte Gruppen kann erst eine Evaluation Aufschluss geben, die zur Zeit von der UB Münster durchgeführt wird. Bislang erfolgt keine Authentifizierung der Nutzer auf der vascoda-Ebene.
Vorrangiges Ziel der Evaluation sind Datenerhebungen zur Messung der Zufriedenheit mit dem Produkt vascoda in allen Facetten. Die erste Erhebung in diesem Jahr dient dabei der Ermittlung von Ausgangs- und Vergleichsdaten. Die breite Skalierung des Fragebogendesigns erlaubt dabei nicht nur eine Messung des Gesamturteils über vascoda, sondern auch detailliertere Bewertungen zu einzelnen Themenkomplexen, wie Navigation, Inhalt, Mehrwert. Innerhalb der kommenden drei Jahre werden kontinuierlich Optimierungsmaßnahmen zur Qualitätsverbesserung in vascoda entwickelt und implementiert. Die Evaluationen und Experimente der nächsten Jahren liefern dann notwendige Daten, die den Wirkungsgrad der Optimierungsmaßnahmen messen können und die Veränderung der Wahrnehmung von vascoda bei den Nutzern zu dokumentieren.
7. Feedback der Informationsanbieter
B. Bauer: Als Portal bündelt vascoda die Angebote verschiedener Informationsanbieter. Für den Kunden, der vascoda nutzt, ist dabei nicht immer ersichtlich, welche Institution bei der Vermittlung der von ihm benötigten Information hilfreich war.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob ein Informationssuchender, der www.vascoda.de (http://www.vascoda.de/) aufruft, Kunde von vascoda ist ... oder Kunde einer Bibliothek ... oder Kunde einer Virtuellen Fachbibliothek ... oder Kunde eines Hosts ... oder Kunde eines Verlages ... oder überhaupt Kunde des Internet. So schwierig sich die Beantwortung dieser Frage erweist, so bedeutend ist sie für die Informationsanbieter, um die Relevanz ihres konkreten Angebotes beurteilen zu können.
Erkennen die Kunden, welche konkreten Bibliotheken und Fachdienste vascoda inhaltlich unterstützten? Welches Feedback liefert vascoda den Informationsanbietern über die Nutzung ihrer Angebote? Welche der in vascoda vertretenen Disziplinen haben die stärkste Nutzung ?
U. Rosemann: Diese Fragen sind hochrelevant, werden sich aber zum größten Teil erst in der Zukunft stellen und sind heute auch noch nicht ausdiskutiert. Durch die Migration von einem Metasuchen-Konzept zu einem zentralen Index bekommen die genanten Aspekte eine andere Gewichtung. Ich gehe davon aus, dass diese Thematik auf der nächsten Sitzung des vascoda-Steuerungsgremium im September 2005 ein Haupttagungspunkt sein wird. Man kann aber davon ausgehen, dass die einzelnen Informationsanbieter ein großes Interesse an der Identifizierung ihrer Produktlabel durch die Kunden haben.
8. Geschäftsstelle
B. Bauer: Neben der Einrichtung und Weiterentwicklung des Portals liegt ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt von vascoda in der Bündelung und Koordinierung von bestehenden Informationsangeboten, wobei diese auch laufend erweitert werden. Um diese Agenden optimal leisten zu können ist ein Mindestmaß an Organisation erforderlich, wofür eine Geschäftsstelle an der TIB/UB Hannover eingerichtet worden ist.
Welche konkreten Aufgaben werden von der Geschäftsstelle übernommen? Wie funktioniert die Kommunikation der Geschäftsstelle mit den Informationsanbietern?
U. Rosemann: Die Geschäftsstelle vermittelt zwischen diversen Einzelinteressen und dem gemeinsamen Interesse des übergeordneten Portals. Es werden Synergien genutzt und KnowHow, das an einer Stelle im vascoda-Kontext besteht, allen anderen Einrichtungen zur Verfügung gestellt. Ferner ist es Aufgabe der Geschäftsstelle, die strategische Steuerung von vascoda zu unterstützen, Konzepte zu aktuellen Themen einzubringen und für die Erfüllung aller übergeordneten Aufgaben zur Verfügung zu stehen. Somit fallen in diesen Bereich sämtliche Aufgaben, die mit der internen und externen Kommunikation, dem Erstellen von Konzepten zur Weiterentwicklung des Portals, dem Briefing externer Auftragnehmer und der Organisationsstruktur von vascoda, inklusive einer Neugliederung der Gremienstruktur, zusammenhängen.
Ferner sind das zentrale Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit für vascoda an der Geschäftsstelle angesiedelt.
Aktuell bereitet die Geschäftsstelle die Vereinsgründung vascoda e.V. am 27.09.2005 vor.
Alle Protokolle und vascoda-Dokumente befinden sich auf den Seiten des in Zusammenarbeit mit der SUB Hamburg eingerichteten vascoda-Intranets (http://intranet.vascoda.de/), das seit Anfang Mai 2005 allen vascoda-Partnern passwort-geschützt zur Verfügung steht.
Als weitere Komponente des vascoda-Intranet kann eine Groupware-Funktion (basierend auf MimerDesk) genutzt werden. Diese eignet sich vor allem, um gemeinsam Dokumente zu bearbeiten und Informationen auszutauschen. Ferner gibt es 17 Mailing-Listen, über die die einzelnen Gremien und Gruppierungen in vascoda erreicht werden können. Hier gibt es auch thematische Listen, über die bspw. Fragestellungen der Technik oder zur Sacherschließung diskutiert werden können.
9. Marketing
B. Bauer: Vascoda hat sich innerhalb kurzer Zeit als Marke für ein mächtiges Portal etabliert, das ein umfangreiches Informationsangebot zugänglich macht. Es ist allerdings klar, dass bei der Schnelllebigkeit des Internet, wo etwa Google laufend umfassende Neuerungen ankündigt und realisiert (Google Scholar, Google Print), Kunden und auch potentielle Interessenten laufend über Innovationen von vascoda informiert werden müssen.
Welche Marketingschwerpunkte werden in diesem Zusammenhang von der Geschäftsstelle gesetzt? Richten sich der PR-Maßnahmen in erster Linie an Bibliotheken, die im Schneeballeffekt ihre Kunden informieren sollen, oder direkt an die Endkunden?
U. Rosemann: Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob Google Scholar sowie andere Anbieter auf dem Markt als Konkurrenz oder potentielle Kooperationspartner betrachtet werden müssen. Damit wird sich vascoda zukünftig auseinandersetzen und prüfen inwieweit eine Zusammenarbeit möglich ist. Denkbar ist eine Kooperation ähnlich der von Google mit der Bahnauskunft der Deutschen Bahn oder wikipedia.
vascoda hat potentiell mehr zu bieten als Google Scholar nämlich deutlich präzisere Ergebnisse durch hochwertige Metadaten, Heterogenitätskomponenten und komplexe Suchtechnologie, eine komfortablere Verknüpfung zum Volltext, den Zugriff auch auf nicht online vorhandene Materialien über Dokumentlieferdienste und Standortnachweise von Printmaterialien, um nur einige Vorteile zu nennen. Durch gezieltes Marketing wird vascoda deutlich machen, dass man bei Google nur einen Bruchteil der relevanten Literatur, die es zu einem Thema gibt findet. Dies wird allerdings erst nach dem Ausbau von vascoda zu einem marktreifen Produkt stattfinden. Ein wesentlicher Schritt in der Vermarktung wird dann darin bestehen, eine Nutzungsbasis an (Fach)Hochschulen – besonders unter den Studierenden - zu schaffen. Dies kann unter anderem dadurch geschehen, dass vascoda in die lokalen Dienstleistungen der Bibliotheken eingebunden wird. Zudem werden spezielle Schulungsangebote an Universitätsbibliotheken und anderen Partnereinrichtungen angeboten. Sobald einige wesentliche Verbesserungen des Portals (z.B. Berücksichtigung von mehr Inhalten, schnellere und präzisere Suche) umgesetzt sind, wird auch die Werbung beim Endkunden verstärkt.
10. Resümee
B. Bauer: Zwei Jahre vascoda sind sicherlich ein guter Zeitpunkt, um eine erste Zwischenbilanz zu ziehen.
Sind Sie mit der bisherigen Entwicklung von vascoda, dem aktuellen Informationsangebot, aber auch mit der Akzeptanz durch die Kunden zufrieden? Welche Entwicklungsschritte sind in nächster Zeit geplant? Was muss noch gemacht werden, damit die Vision von der Digitalen Bibliothek Deutschland Realität wird?
U. Rosemann: Ich bin zunächst zufrieden mit dem, was auf der „politischen Ebene“ geleistet wurde, insbesondere in Hinblick auf die Beteiligung der wichtigsten Partnereinrichtungen und in Hinblick auf eine Konzentration der Förderung durch DFG und BMBF. Natürlich ist aber schon viel Zeit ins Land gegangen und wir stehen nun vor der Aufgabe, vascoda zu einem guten Produkt mit einer hohen Kundenakzeptanz zu machen. Dies ist bislang noch nicht gelungen, aber die aktuellen Weichenstellungen bei der technischen und organisatorischen Weiterentwicklung lassen uns optimistisch in die Zukunft blicken. Entscheidend wird weiterhin sein, dass vascoda den Content anbieten kann, den der Kunde sucht. Hier darf man hoffen, dass in der Zukunft flexible Lizenzmodelle der Verlage und die Open Access Bewegung den Zugriff auf insbesondere digitale Volltexte erleichtert. Das jetzt eingerichtete Qualitätsmanagement wird uns zudem helfen, die richtigen Schritte richtig zu tun.
Kontakt und biographische Daten
Dipl.-Math. Uwe Rosemann
Kontakt
Technische Informationsbibliothek und Universitätsbibliothek Hannover
Welfengarten 1B
D-30167 Hannover
Tel.: +49 (0) 511-762-2531
Fax: +49 (0) 511-762-2686
E-Mail: uwe.rosemann@tib.uni-hannover.de
Biographische Daten
Uwe Rosemann ist der Direktor der Technischen Informationsbibliothek TIB und der Universitätsbibliothek Hannover seit 1998. Seit 2002 ist er zusätzlich Vorsitzender des subito e.V. und seit 2004 Sprecher des vascoda-Steuerungsgremium.
Die TIB ist die deutsche Zentralbibliothek für die Technik und ihre Grundlagenwissenschaften; ihre Hauptaufgabe besteht in der überregionalen Literaturversorgung ihrer Fachgebiete durch Dokumentlieferung und in zunehmenden Maße durch elektronische Informationsangebote. In diesem Kontext ist Uwe Rosemann in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien und Kooperationen aktiv.
Publikationen (in Auswahl)
Rosemann, Uwe: Die subito-AG – noch nicht am Neuen Markt, aber schon ein richtiges Dienstleistungsprojekt? In: Buch und Bibliothek 52 (2000) 8, S. 136-145.
Rosemann, Uwe und Dorothee Nürnberger: Personalentwicklung: Basis für die Zukunftsfähigkeit der Bibliotheken. Das Beispiel UB/TIB Hannover. In: Bibliotheken führen und entwickeln: Festschrift für Jürgen Hering zum 65. Geburtstag/hrsg. von Thomas Bürger und Ekkehard Henschke, München Saur 2002.
Rosemann, Uwe: Die Arbeitsgruppe der Informationsverbünde und die Virtuellen Fachbibliotheken: Beginn einer wunderbaren Zusammenarbeit?! In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, 50 (2003) 1, S.13-18.
Rosemann, Uwe: Trends in German document delivery services (with particular reference to subito), in: Interlending & document supply 31 (2003) 3, S. 180-183.
Rosemann, Uwe: Vascoda: Entdecke Information : ein Portal für wissenschaftliche Ressourcen. In: Journal of lifelong education and libraries 3 (2004), S. 201-206.
Rosemann, Uwe: Doitsu no toshokan sabisu no saishin doko – Subito to Wasukoda. In: Kokuritsu kokkai toshokan geppo 529 (2005), S. 12-13.