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Sekundäre maligne Neuerkrankungen nach Krebs im Kindesalter – Ergebnisse einer Fall-Kontrollstudie
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Published: | September 2, 2009 |
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Hintergrund: Mit der steigenden Zahl Langzeitüberlebender nach Krebserkrankung im Kindesalter erhalten Fragen zu Spätfolgen immer größere Relevanz. Es stellt sich die Frage, inwieweit sekundäre maligne Neuerkrankungen (SMN) durch die Therapie der ersten malignen Erkrankung bedingt sind [1], [2]. Eine Studie des Deutschen Kinderkrebsregisters (DKKR) hat diese Frage untersucht [3].
Material und Methoden: Das DKKR registriert seit 1980 alle Malignome bei unter 15-jährigen und führt ein aktives Langzeit-follow-up durch [4]. Die eingebettete Fall-Kontrollstudie umfasst 328 Patienten, welche zwischen 1.1.1980 und 30.6.2002 eine SMN entwickelten, und 639 Kontrollen (Patienten mit Krebs im Kindesalter ohne nachfolgende SMN). Zwischen beiden Neoplasien mussten mindestens 3 Monate liegen. Die Primärtherapien wurden erfasst (individuelle kumulative Gesamtdosen einzelner Zytostatika, verabreichte Radiotherapie). Für in klinische Studien einbezogene Patienten (ca. 90%) wurden die Therapiedaten aus studienspezifischen Datenbanken übernommen, für die übrigen wurde in den Kliniken nachgefragt. Als wichtige Risikofaktoren wurden Chemo- und Strahlentherapie mittels logistischen Regressionsmodellen untersucht.
Ergebnisse: Bis Ende 2007 registrierte das DKKR 629 Patienten mit einer SMN, 328 gingen in die Studie ein. Häufigste SMN waren akute myeloische Leukämien (n=95), Hirntumoren (n= 72) und Karzinome (n=45). Häufigste Erstneoplasien mit nachfolgender SMN waren akute lymphatische Leukämien (n=125). Für alle Erkrankungen gemeinsam zeigen die jeweils gegenseitig für Chemo- und Radiotherapie adjustierten Risikoschätzer (Odds ratio - OR) für das Auftreten einer SMN nach Radiotherapie ein OR von 2,1 (95%-Konfidenzintervall KI: 1,5-2,9) und nach Chemotherapie von 1,8 (KI: 1,0-3,1).
Der stärkste Chemotherapie-Effekt besteht bei den Alkylantien (OR=2,0; KI: 1.2-3.3). Das Risiko für SMN nach Leukämien ist besonders stark ausgeprägt für Antimetabolite (OR=17,2; KI: 1.7-177). Sekundäre solide Tumoren sind hauptsächlich mit Radiotherapie assoziiert (OR=4,5; KI: 2,5-8,0), besonders sekundäre Karzinome (OR=69; KI: 3,7-1275; 41 Fälle).
Diskussion: Die beobachteten Risikoschätzer sind etwas niedriger als in anderen Studien. Das könnte in der mittlerweile weniger toxischen Behandlung oder in Unterschieden in der Langzeitnachbeobachtung begründet sein.
Literatur
- 1.
- Neglia JP, Friedman DL, Yasui Y, Mertens AC, Hammond S, Stovall M, Donaldson SS, Meadwos AT, Robison LL. Second malignant neoplasms in five-year survivors of childhood cancer: childhood cancer survivor study. J Natl Cancer Inst. 2001; 93:618-29.
- 2.
- Garwicz S, Anderson H, Olsen JH, Dollner H, Hertz H, Jonmundsson G, Langmark F, Lanning M, Möller T, Sankila R, Tulinius H. Second malignant neoplasms after cancer in childhood and adolescence: a population-based case control study in the 5 Nordic Countries. Int J Cancer. 2000;88:672-8.
- 3.
- Kaatsch P, Reinisch I, Spix C, Berthold F, Janka-Schaub G, Mergenthaler A, Michaelis J, Blettner M. Case control study on therapy of childhood cancer and occurrence of second malignant neoplasms in Germany. Cancer Causes Control. 2009;20(6):965-80. DOI: 10.1007/s10552-009-9315-1
- 4.
- Debling D, Spix C, Blettner M, Michaelis J, Kaatsch P. The cohort of long-term survivors at the German Childhood Cancer Registry. Klin Padiatr. 2008;220:371-7.