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Evidenz und Entscheidung: System unter Druck
10. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

05.03. - 07.03.2009 in Berlin

Morbidität und Mortalität von Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen

Meeting Abstract

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Evidenz und Entscheidung: System unter Druck. 10. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 05.-07.03.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09ebmP4.8

doi: 10.3205/09ebm063, urn:nbn:de:0183-09ebm0630

Published: March 4, 2009

© 2009 Richter et al.
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Hintergrund

Übergewicht und Adipositas werden erhöhte Morbiditäts- und Mortalitätsrisiken zugeschrieben.

Methoden

Systematische Übersichtsarbeit zu Assoziationen zwischen Übergewicht /Adipositas und Morbidität/Mortalität verschiedener Erkrankungen in systematischen Übersichtarbeiten und populationsbezogenen Kohortenstudien.

Ergebnisse

Die prognostische Aussagekraft von body mass index (BMI), waist circumference, waist-to-hip ratio wurde nur für Arteriosklerose identifiziert (c-Statistik zwischen 0,54 und 0,64).

Bei Übergewicht (BMI 25–29,9 kg/m2) ist gegenüber Normalgewicht (BMI 20–24,9 kg/m2) die Gesamtmortalität nicht erhöht. Geringfügig höhere oder niedrigere Risiken einzelner Erkrankungen gleichen sich aus.

Das Gesamtmorbiditätsrisiko ist nicht bekannt. Einige Assoziationen sind widersprüchlich, viele nicht bekannt. Ein höheres Risiko besteht für koronare Herzerkrankung, Herzinfarkt, Diabetes, Leukämie, bösartige Hirntumoren, Nierenerkrankungen, Asthma sowie für Pankreas-, Nieren-, Endometrium-, Kolon- und Ösophagusadenokarzinom; ein niedrigeres Risiko besteht für Gesamtkrebs (Männer), Lungen- und Ösophagusplattenepithelkarzinom; keine Unterschiede bestehen für Schlaganfall, Rückenschmerzen, Gesamtkrebs (Frauen), Non-Hodgkin-Lymphom sowie Prostata-, Ovarial-, Magen-, Rektum-, Cervix- und Blasenkarzinom.

Adipositas (BMI >30 kg/m2) ist mit erhöhtem Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko für die meisten Erkrankungen assoziiert. Für Schlaganfälle, Hüftfrakturen, Gesamtkrebserkrankungen sowie Ösophagusplattenepithel-, Schilddrüsen- und Mammakarzinom wurden keine oder negative Assoziationen identifiziert.

Mortalität und Morbidität werden durch Geschlecht, Alter, ethnische Herkunft und Sozialstatus mitbestimmt.

Schlussfolgerung/Implikation

Die bisherige Annahme, Übergewicht birgt gegenüber dem so genannten Normalgewicht ein erhöhtes Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko, muss korrigiert werden. Für den überwiegenden Anteil der untersuchten Erkrankungen konnte die Annahme, dass Adipositas ein Krankheitsrisiko darstellt, bestätigt werden.