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Klinikweite Implementierung von Shared Decision Making: Ergebnisse des Kieler Innovationsfondsprojekts zum SHARE TO CARE Programm
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Published: | September 27, 2021 |
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Hintergrund: Shared Decision Making (SDM) ist gesetzlich vorgeschriebener Goldstandard der medizinischen Entscheidungsfindung. Es kann neben der Patientenzufriedenheit auch die Versorgungsqualität, Kosteneffizienz und Patientensicherheit im Gesundheitssystem wirksam erhöhen. Dafür braucht es skalierbare Implementierungsprogramme.
Fragestellung: SDM wird am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel flächendeckend mit dem SHARE TO CARE (S2C)-Programm implementiert. In diesem Beitrag wird dessen Praktikabilität und Effektivität zur Erzeugung von SDM untersucht.
Methode: Das S2C-Programm umfasst
- 1.
- SDM-Training aller Ärzte,
- 2.
- Aktivierung aller Patienten,
- 3.
- Entwicklung und Einsatz von multimedialen Online-Entscheidungshilfen und
- 4.
- Einbindung nicht-ärztlicher Fachkräfte als ‚Decision Coaches‘.
In einem Prä-Post-Design wurden unselektiert Patienten aus dem Neurozentrum des UKSH postalisch eingeschlossen. Das Neurozentrum umfasst die Kliniken für Neurologie und Neurochirurgie.
Primärer Endpunkt war die Skala ‚Entscheidungsteilnahme des Patienten‘ aus dem PICS-Fragebogen (PICSETP). Sekundär wurde die Vorbereitung auf Therapieentscheidungen mit dem PrepDM-Fragebogen erfasst. Für PICSETP wurde zudem a priori ein Schwellenwert von >2,5 als Indikator für SDM festgelegt (PICSETP>2,5). Ferner wurde deskriptiv anhand zusätzlicher Items die Aufklärungsqualität aus Patientensicht untersucht.
Ergebnisse:
Praktikabilität: Die 4 Interventionsmodule des S2C-Programms konnten planmäßig umgesetzt werden. So wurden bis zur Nacherhebung 89% der Ärzte (N=56) in SDM trainiert, 12 Online-Entscheidungshilfen für Patienten entwickelt und in bestehende Behandlungspfade eingebettet, 2 Pflegekräfte zu Decision Coaches geschult sowie die Print- und Filmmedien zur Patientenaktivierung systematisch ab der Erstaufnahme kontinuierlich an Patienten herangetragen.
Effektivität: Die postalische Patientenbefragung (nt0=109; nt1=152, Rücklaufquote 63%/59%) zeigte einen signifikanten Anstieg des subjektiv empfundenen SDM-Levels (PICSETP: Mt0=2,66(SD=0,93); Mt1=3,06(SD=0,75); p=0,019; Effektstärke Hedges‘ g=0,48). Der Anteil von Gesprächen oberhalb des SDM-Schwellenwerts (PICSETP>2,5) erhöhte sich auf 77% (t0=58%, p=0,001). Die Vorbereitung auf Therapieentscheidungen wurde aus Patientenperspektive verbessert (PrepDM: Mt0=3,13(SD=1,04); Mt1=3,55(SD=1,19); p=0,003; Hedges‘ g=0,37). Deskriptiv zeigte sich eine verbesserte Aufklärungsqualität. Die Teilergebnisse in Neurologie und Neurochirurgie waren gleichförmig.
Diskussion: Das SHARE TO CARE-Programm erwies sich als praktikabel und effektiv zur Verbesserung des SDM-Levels, der Vorbereitung auf medizinische Entscheidungen sowie der Aufklärung über Therapieoptionen.
Praktische Implikationen: Aus Sicht von Patienten und Ärzten eröffnet sich damit – auch in Verbindung mit den positiven Erfahrungen in den übrigen Kliniken am UKSH – die Perspektive auf eine skalierbare nationale Implementierung von SDM. Aus Sicht einer Krankenkasse sind die erzielten Ergebnisse von grundlegender Bedeutung für die Beförderung des Praxistransfers.
Appell für die Praxis: Flächendeckendes Shared Decision Making ist möglich!