Article
Medizintechnische Großgeräte: Regionale Unterschiede im Zugang und in der Versorgungsdichte
Search Medline for
Authors
Published: | September 25, 2020 |
---|
Outline
Text
Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Der Markt medizintechnischer Großgeräte ist seit vielen Jahren durch hohe Wachstumsquoten gekennzeichnet. In den letzten 20 Jahren hat sich die Anzahl stationär installierter Großgeräte in der Bildgebung in Deutschland mehr als verdoppelt. Ein initiierter Großgeräteausschuss wurde 1997 abgeschafft. Andere Länder sind zu einer Großgeräteplanung übergegangen, um einer unkontrollierten Verbreitung und Nutzung entgegenzuwirken.
Fragestellung und Zielsetzung: Die vorliegende Studie zielt darauf ab, die Versorgungssituation ausgewählter Großgeräte (CT und PET) 20 Jahre nach Aufhebung der Standortplanung zu betrachten und die heutige Verteilung sowie Inanspruchnahme hinsichtlich regionaler Unterschiede in Deutschland zu untersuchen.
Methode oder Hypothese: Mittels kartographischer Darstellungen wurden Infrastruktur sowie Anwendungen der Großgeräte visualisiert, um regionale Versorgungsunterschiede zu identifizieren. Datengrundlage der stationären und ambulanten Nutzung von PET und CT bilden die DRG-Statistik sowie die Abrechnungsstatistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Planungsrichtwerte des österreichischen Strukturplans zur Erreichbarkeit von Großgeräten wurden genutzt, um den Zugang zu Gesundheitsleistungen abzubilden. Über Quantilseinordnungen stationärer und ambulanter Abrechnungen wurden räumliche Cluster der Großgeräteversorgung identifiziert.
Ergebnisse: Die Erreichbarkeit von stationär installierten CT-Geräten ist über ganz Deutschland hinweg größtenteils gewährleistet, mit der höchsten Versorgungsdichte im Ballungsraum des Ruhrgebiets mit Ausdehnung bis Bonn sowie hohen Versorgungsdichten in den Regionen z.B. um Berlin und München. Im Nordosten sowie mittleren Deutschland finden sich vereinzelt Regionen, wo Patienten mehr als 30 Minuten Fahrzeit aufwenden müssen. Die Versorgungsdichte mit stationären Einrichtungen, die ein PET-Gerät vorhalten, ist deutlich geringer im Vergleich zum CT. Bis auf den Ballungsraum Berlin sind weite Teile des Ostens und Nordens innerhalb der 60-Minuten-Frist nicht versorgungsfähig. Das Zentrum Nordrhein-Westfalens, Grenzgebiete zu Niedersachsen sowie Region zwischen Frankfurt/Main und Heidelberg weisen die höchste PET-Versorgungsdichte auf.
Diskussion: Die vorliegenden regionalen Unterschiede in der Versorgung mit medizintechnischen Großgeräten sind nicht nur vor dem Hintergrund des Patientenzugangs kritisch zu betrachten. Aus medizinscher sowie ökonomischer Perspektive bergen sowohl eine Unter- als auch eine Überversorgung mit medizintechnischen Großgeräten ein Risiko einer inadäquaten Gesundheitsversorgung.
Praktische Implikationen: Eine Standortplanung ist in unterversorgten Gebieten sinnvoll, um Patienten einen Zugang zu bildgebenden Verfahren zu ermöglichen. In überversorgten Gebieten kann eine Prüfung der medizinischen Notwendigkeit in bestimmten Fällen angestrebt werden.