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Doppelkapselbildung mit Seromansammlung als verspätete Komplikation einer Mammaaugmentation mit Fallbericht
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Published: | September 10, 2012 |
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Einleitung: Mammaaugmentationen mit Implantaten zur Mammarekonstruktion oder aus kosmetischen Gründen gehören zu den häufigsten Eingriffen an den Brüsten und stellen einen wesentlichen Anteil plastisch chirurgischer Operationen dar. Eine periprothetische Kapselbildung ist bereits eine bekannte Reaktion des Körpers auf Brustimplantate, deren Kapselfibrose und Kontraktur eine der häufigsten Komplikationen bei Mammaaugmentationen darstellen und Hauptgrund für Reoperationen sind. Thema unterschiedlicher Veröffentlichungen in den letzten Jahren ist die im späteren Verlauf auftretende Doppelkapsel- und Serombildung bei Mammaaugmentationen. Auf die Veröffentlichung von E. J. Hall-Findlay im PRS im Januar 2011 wird hierbei ein besonderes Augenmerk gerichtet, da diese zur Aufklärung wie auch zu mehrfachen Diskussionen geführt hat (E. J. Hall-Findlay „Breast Implant Complication Review: Double Capsules and Late Seromas“ Plast Reconstr Surg.2011; Jan; 127:56-66).
Fallbericht: Im Oktober 2010 wurde bei einer 27-jährigen Patientin eine beidseitige subglanduläre inframammäre Mammaaugmentation bei beidseitig ausgeprägter Mammahypoplasie durchgeführt. Der postoperative Verlauf war komplikationsarm. Im August 2011 stellte sich die Patientin auf Grund einer schmerzlosen Schwellung und eines Spannungsgefühls in der rechten Brust vor. Im MRT zeigte sich eine massive Flüssigkeitsansammlung um das rechte Silikongelimplantatlager. Intraoperativ ließ sich ein großes Serom periprothetisch und eine Doppelkapselbildung mit Kapselfibrose rechts darstellen. Es erfolgten ein Implantatwechsel mit Einsendung der entnommenen Materiale in die Pathologie. Im Oktober 2011 wurde die Patientin mit demselben klinischen Bild an der linken Mamma bei uns vorstellig. Es zeigte sich ebenfalls intraoperativ eine Doppelkapsel- und massive Serombildung links. Ein Implantatwechsel und eine Seromentlastung von ca. 800 ml erfolgten.
Resultate: Die jeweils intraoperativ entfernten Kapseln wie auch Seromflüssigkeiten wurden in die Pathologie zur Aufarbeitung eingeschickt. Es zeigten sich jedoch weder histologische, laborchemische noch kultivierbare Auffälligkeiten, die ein derartiges Phänomen erklären könnten. Ebenfalls konnten maligne Veränderungen und Zellen nicht nachgewiesen werden. Unser Fall bestätigt und unterstreicht die veröffentlichten Fälle von Elisabeth Hall-Findlay, in denen ebenfalls keine pathologischen Auffälligkeiten auffindbar waren und die Ursachenrecherche einen infektiösen Ursprung nicht unterstützen kann, sondern eine mechanische Ursache und Unterschiede in den Implantatoberflächenstrukturen für möglich gehalten werden.
Schlussfolgerung: Die Doppelkapsel- und Serombildung bei Mammaaugmentationen stellt ein seit 2006 erstmalig beschriebenes und seitdem häufiger auftretendes und neues Phänomen dar. Wir befinden uns derzeit in einer Kooperation mit regionalen Kollegen zur Verifizierung der Dunkelziffer und bei der Ausarbeitung möglicher Ursachen bzw. Entstehungsgründen.