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43. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen e. V. (DGPRÄC), 17. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen e. V. (VDÄPC)

13.09. - 15.09.2012, Bremen

Gefährlicher Hitzeschock in der Sauna

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker S.-M. Ryu - Klinikum Offenbach, Plastische, Ästhetische und Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Offenbach am Main, Germany
  • T. Pierson - Klinikum Offenbach, Plastische, Ästhetische und Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Offenbach am Main, Germany
  • H. Menke - Klinikum Offenbach, Plastische, Ästhetische und Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Offenbach am Main, Germany

Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen. Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen. 43. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), 17. Jahrestagung der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Bremen, 13.-15.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. DocVNIP03

doi: 10.3205/12dgpraec229, urn:nbn:de:0183-12dgpraec2294

Published: September 10, 2012

© 2012 Ryu et al.
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Einleitung: Die Anwendung der Sauna ist gesundheitsfördernd. Wenn es aber durch kardiovaskuläre oder neurologische Erkrankungen, unter Alkohol- oder Medikamenteneinfluss zu einer Bewußtlosigkeit kommt und der Patient nicht rechtzeitig aus der Sauna herauskommt, kann es zu thermischen Schäden führen. Neben einer Verbrühung kann es in diesen Fällen durch die Erhöhung der Körperkerntemperatur zusätzlich zu einem Hitzeschock kommen.

Nachfolgend berichten wir über einen in der Sauna verbrühten jungen Patienten mit einem Hitzeschock und stellen den für einen Verbrennungspatienten unüblichen Verlauf mit einem primären Multiorganversagen bereits bei der Aufnahme dar.

Fallbeispiel: Ein 35-jähriger Mann wurde nach einer Liegezeit von ca. 30 Minuten in der Sauna bewusstlos aufgefunden. Der Patient wurde vom Notarzt intubiert und beatmet per Hubschrauber in unser Zentrum für Schwerbrandverletzte gebracht.

Bei der Aufnahme zeigten sich erstgradige Verbrühungswunden von ca. 20% KOF (Gesicht, Bauch, Rücken) sowie zweitgradige Verbrühungswunden von ca. 29% KOF (Stirn, rechte Flanke, linker Arm, rechtes Bein). Die forcierte Infusionstherapie wurde begonnen. Ungewöhnlich waren anders als bei den Patienten mit großflächigen Verbrennungen die bereits bei Aufnahme derangierten Gerinnungsparameter mit niedrigem Quick und verlängertem PTT sowie erhöhtes Kreatinin und erhöhte Transaminasen. Das Bild eines Multiorganversagens mit Leber- und Niereninsuffizienz sowie Verbrauchskoagulopathie bei disseminierter intravasaler Koagulopathie war schnell manifest. Die Substitution mit Vitamin K, PPSB und AT III sowie GFP wurde am Aufnahmetag begonnen. Ein Tag nach dem Unfall wurde der Patient dialyse- und katecholaminpflichtig.

Auffallend war der verzögerte Anstieg des CRP erst nach fünf Tagen als Ausdruck der anfangs stark reduzierten hepatischen Synthesefunktion. Zum gleichen Zeitpunkt zeigte sich eine langsame Normalisierung des Quick.

Ergebnisse: Unter intensivmedizinischen Maßnahmen überstand der Patient das fulminante Multiorganversagen. Die Nieren- und Leberfunktion sowie die Gerinnungsparameter normalisierten sich im Verlauf vollständig.

Bezüglich der Verbrühungswunden kam es nach den Débridements mehrfach zu erneuter Nekrosenbildung, möglicherweise aufgrund der Katecholamingabe und der Mikrozirkulationsstörung bei DIC. Wahrscheinlich aus demselben Grund entstanden während des stationären Aufenthaltes teils bis auf den Knochen reichende tiefe streckseitige Nekrosen an den Fingern D1 bis D5 links bei anfangs oberflächlicher Hautläsion.

Die tiefdermalen Verbrühungswunden wurden mit Spalthaut gedeckt, die Finger D1 bis D5 links wurden mit Bauchhautlappen und lokalen Lappen gedeckt.

Schlussfolgerung: Ein Verbrühungsunfall in der Sauna kann bei einer Erhöhung der Körperkerntemperatur über 40°C mit einem zusätzlichen Hitzeschock einhergehen. Hierbei kommt es zu einer systemischen inflammatorischen Reaktion, die durch Ausschüttung von Zytokinen zu Endothelschaden mit Aktivierung des Gerinnungssystems führt und in Verbrauchskoagulopathie und Multiorganversagen resultiert. Der rasant fortschreitende Verlauf ist mit hoher Letalität verbunden und erfordert ein schnelles intensivmedizinisches Vorgehen, das sich von dem initialen Management des „üblichen“ Verbrennungspatienten unterscheidet.