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Hörgeräteversorgung von Menschen mit geistiger Behinderung in ihrem Lebensumfeld
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Published: | March 5, 2024 |
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Hintergrund: Die Prävalenz von Hörstörungen (HS) ist bei Menschen mit geistiger Behinderung (gB) 5–10 mal höher als in der Durchschnittsbevölkerung, zudem bleiben HS meist unerkannt und werden nicht oder nicht ausreichend behandelt [1]. Eine Therapie mit Hörgeräten (HG) oder -implantaten kann auch bei Menschen mit gB erfolgreich sein [2]. Im vorliegenden Beitrag werden erste Ergebnisse aus dem vom G-BA-Innovationsfonds geförderten Projekt „HörGeist“ (Förderkennzeichen 01NVF18038) [2] vorgestellt. In diesem erhalten Menschen mit gB systematische Hörscreenings in ihrem Lebensumfeld [2]. Forschungsfrage: Ist bei diesen ein HG-Erfolg mittels Freifeld(FF)-Tonaudiometrie(TA), bzw. FF-Sprachaudiometrie(SA) nachweisbar?
Material und Methoden: Aus der HG-versorgten Kohorte des Projekts wurden 31 Teilnehmende zufällig ausgewählt. Die Audiometrie erfolgte mittels Handheld-Audiometer Sentiero Advanced® (PATH MEDICAL) in Ruhe und im Störgeräusch (SG) seitengetrennt aus 0° ohne und mit HG. Die FF-TA wurde bei 0,5, 1, 2 & 4 kHz realisiert, die FF-SA in Ruhe bei 50, 65 & 80 dB(SPL) und im SG bei 65 dB(SPL) Sprachsignal und 60 dB(SPL) SG. Eine Mann-Whitney-U-Test-Analyse der gepoolten Daten wurde mit RStudio durchgeführt (Konfidenzniveau: 5%).
Ergebnisse: Gepoolte Hörschwellen-Mediane lagen bei allen Testfrequenzen zwischen 30 und 50 dB HL, statistisch signifikant im Vergleich zur unversorgten Hörschwelle (p<.0001, W500 Hz=2.450,5, W1.000 Hz=2.660, W2.000 Hz=2.698,5, W4.000 Hz=2.448,5). Der Sprachverstehens-Median konnte mit HG bei 50 dB(SPL) um 10% verbessert werden, statistisch nicht signifikant (p50dB=,07, W50 dB=593,5); Verbesserungs-Median bei 65 & 80 dB(SPL) 25% & 30%, statistisch signifikant (p65 dB<,001, W65 dB=422, p80 dB<,01, W80 dB=461); HG-Benefit-Median im SG 30%, statistisch signifikant (pSG< .01, WSG=142).
Diskussion: Eine versorgte FF-Hörschwelle von >30 dB HL zeigt eine geringere HG-Verstärkung bei niedrigen Eingangspegeln die durch eine gleitende HG-Anpassung erklärt werden kann. Der mediane Hörerfolg mit HG erfüllt die Mindestanforderungen der Hilfsmittel-Richtlinie [3].
Fazit: Bei Menschen mit gB ist eine HG-Anpassung in ihrem Lebensumfeld möglich.
Literatur
- 1.
- Hild U, Hey C, Baumann U, Montgomery J, Euler HA, Neumann K. High prevalence of hearing disorders at the Special Olympics indicate need to screen persons with intellectual disability. J Intellect Disabil Res. 2008 Jun;52(Pt 6):520-8. DOI: 10.1111/j.1365-2788.2008.01059.x
- 2.
- Schwarze K, Mathmann P, Schäfer K, Brannath W, Höhne PH, Altin S, Prein L, Naghipour A, Zielonkowski SM, Wasmuth S, Kanaan O, Am Zehnhoff-Dinnesen A, Schwalen AS, Schotenröhr A, Scharpenberg M, Schlierenkamp S, Stuhrmann N, Lang-Roth R, Demir M, Diekmann S, Neumann A, Gietmann C, Neumann K. Effectiveness and costs of a low-threshold hearing screening programme (HörGeist) for individuals with intellectual disabilities: protocol for a screening study. BMJ Open. 2023 May 18;13(5):e070259. DOI: 10.1136/bmjopen-2022-070259
- 3.
- Gemeinsamer Bundesausschuss. Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Verordnung von Hilfsmitteln in der vertragsärztlichen Versorgung; (Hilfsmittel-Richtlinie/HilfsM-RL). Mär 2021 [zugegriffen am 04.11.2023]. Verfügbar unter: https://www.g-ba.de/downloads/62-492-2467/HilfsM-RL_2021-03-18_iK-2021-04-01.pdf